Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.
108 IV. Jm Dienſte der europäiſchen Reaktion.
gion und des Handels. Das Übereinkommen erfolgte ungefähr zur ſelben Zeit als Graf Capodiſtria, der Berater Alexanders, zum Präſidenten des im Befreiungskampſfe befindlichen Griechenland er=wählt wurde.
Metterni<h war unliebſam überraſcht. Zürnend ſprach er von einem „Vertragsentwurfe zum Verbrechen,“ grollend ſann er nah Mitteln, um die zwei Protektoren der Griechen auseinander zu bringen. Aber der empörte Staatsmann ſtieß auf Granit, und ſeine feingeſponnenen Ränke blieben wirkungslos. Um nun das Äußerſte zu verhüten, bemühte er ſi<h, in Konſtantinopel den auflodernden Grimm zu ſchwächen und zur Nachgiebigkeit gegenüber dem begehr-
“ lichen Rußland zu ermahnen. So kam es zwiſchen der Regierung des Zaren und dem Sultan in Akjerman zu einer vorläufigen Ver-= ſtändigung, bei der verſchiedene Wünſche Rußlands Berückſichtigung fanden. Für Griechenland geſchah nichts und als etwas ſpäter in Konſtantinopel bekannt wurde, was am 4. April beſchloſſen worden war, verbat ſich die Pforte in der ſhrof\ſſten Weiſe jede fremde Einmiſchung in die innern Angelegenheiten des türkiſchen Reiches.
Rußland und England gingen jezt mit verſtärktem Eifer daran, die griechiſche Frage ihrer Löſung zuzuführen und den entſetzlichen Kampf, bei dem ſoviel Blut vergoſſen wurde, zum Abſchluſſe zu bringen. Da Öſterreich und Preußen für ihre Ziele niht zu gewinnen waren, bemühte man ſich deſto mehr, Frankreich zum Anſchluſſe zu bewegen. Bereits am 6. Juli 1827 unterzeichneten die drei Mächte in London einen Vertrag, der im Sinne der April-Abmachungen Griechenlands Befreiung zum Gegenſtande hatte. Sollte die Türkei ſich nicht freiwillig fügen, dann wollten die drei Verbündeten mit Zwangs3maßregeln vorgehen. Jn Wien war man wie vom Blitze getroffen. Die Arbeit vieler Jahre ſchien vernichtet, und Metternich erkannte ſogleich, daß die in den Napoleoniſchen Kriegen geborene Allianz endgültig zerſtört war, daß ſein Syſtem jede werbende Kraft verloren hatte. Seine Jdeen wurden niht mehr berücſichtigt und ſein perſönlicher Einfluß galt ni<hts mehr. Nach den vielen Jahren der Triumphe erfüllten dieſe hweren Schickſal3ſchläge das Gemüt des alternden Staatsmannes mit niederdrü>ender Verzagtheit. Das kleine Volk der Griechen hatte, al3 es die Fahne der Hetärie — mit dem Phönix im {warzen Felde — entfaltete, wohl nicht daran gedacht, daß es den gefürchteten öſterreichiſchen Staat3mann demütigen werde. ..
Die Türkei ließ ſi<h dur<h den Bund der drei gewaltigen Mächte