Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.
A. Öſterreichs Gegenwehr und Demütigung. 37
fettet, ebenſo Preußen, das ſih dem Korſen zur Hilfeleiſtung verpflichtet hatte. England befand ſih in einem mißlichen finanziellen Zuſtande und konnte keine ausreichende Hilfe verheißen. Es gab nur das vage Verſprechen, nah Möglichkeit Unterſtüßungen zu leiſten, wenn der Krieg ausbrechen ſollte. Öſterreich war alſo ganz iſoliert und es wagte dennoch den Kampf, zu dem Graf Stadion und der Botſchafter in Paris, Graf Metternich, immer dringender rieten. Was dabei in Frage kam, was Öſterreich von dem Siege auf dem Schlachtfelde erhofſte, das beſagte ein Schriftſtück des Miniſters des Äußern klipp und klar. Der Staat wollte „ſich wieder auf den Punkt von innerer Stärke und Konſiſtenz bringen, auf dem man vor dem Preßburger Frieden geſtanden.“ Und weiter: „Öſterreichs Wunſch iſt, wenn es ihm gelingen ſollte, das Tributärſyſtem Napoleons zu zerſtören, jeden re<tmäßigen Eigentümer wieder in dem Beſitze der ihm vor der Zeit der Uſurpationen Napoleons zugehörigen Lande zu ſehen. Dieſer Grundſagß hat vor allem auf Spanien, dann in Jtalien auf den König von Neapel, den Papſt, den König von Sardinien, in Deutſchland auf den König von Preußen, den Kurfürſten von Heſſen, den Herzog von Braunſchweig, den König von England in betreff Hannovers, dann auf das gegenwärtige Herzogtum Warſchau zugunſten Preußens Bezug. Der Wiener Hof dehnt ihn auch auf diejenigen deutſchen Fürſten aus, die er bei dem bevorſtehenden Kriege als Feinde zu behandeln im Falle wäre, und deren Rückkehr in ihre geordneten Lande nach beendigtem Kriege, er — mit einigen Bedingungen nach Maßgabe des von ihnen eingehaltenen Betragen3 — im voraus zu verſichern bereit iſt.“
Eine reife Frucht fällt von ſelbſt vom Baume. Der Kampf gegen Napoleon begann eben, weil alles für ihn vorbereitet war und weil die Zeitverhältniſſe zum Losgehen einluden. Erzherzog Ferdinand wurde beauftragt, im Norden zu operieren und gegen das Herzogtum Warſchau vorzudringen. Dem Erzherzog Johann fiel-die Miſſion zu, in Jtalien einzufallen und Erzherzog Carl übernahm niht ohne Beklemmung — als Generaliſſimus die Führung der Armee in Deutſchland. Am 9. April 1809 ſtanden ungefähr 120 000 Öſterreicher am Jnn, bereit den Übergang zu vollziehen ; die Krieg8tragödie nahm thren Anfang. Proklamationen von einer bisher nicht gekannten Kühnheit und Erhebungskraft wurden erlaſſen, die der Feder des geiſtreichen und ſtilgewandten Geng alle Ehre machten. „Auf Euch, meine teuern Waffengefährten““ — hieß es im berühmten Armeebefeh!le des Erzherzogs Carl vom 6. April — „ruhen die