Geschichte der französischen Revolution

52 II. Kapitel. Die Konſtituante.

trug Ludwig ſelbſt zur S<hmälerung ſeiner Rechte bei, indem er ſeine Anhänger für das ſuspenſive Veto ſtimmen ließ. Als dieſes angenommen war, ging man noc einen Schritt weiter, Der König ſollte mit der Seſtſtellung der neuen Verfaſſung ni<hts mehr zu tun haben, ſondern nur die Befehle des Nationalwillens bekannt machen.

Die paſſive Reſiſtenz des Hofes gegenüber der Beſ<hränkung der Kronrechte dur< das Parlament erflärt ſi<h aus der damals weit verbreiteten Auffaſſung, daß die Revolution doh niht von Beſtand ſein und es bald zu einem „Waſſerſturz der öffentlihen Meinung“ kommen werde. Dazwiſchen tau<hte freilih wieder der Plan eines Staatsſtreihes von oben herab auf. Ein Bankett, das von der Garde du Corps dem neu nah Verſailles verlegten Regimente Flandern zu Anfang Oftober gegeben wurde, geſtaltete ſi<h zu einer unbeda<htſamen Manifeſtation gegen alle Neuerungen; die Beteiligung des Hofes ließ den König aufs neue verdächtig erſcheinen, und erregt dur den Kontraſt zwiſchen dieſen „Orgien“ und der anhaltenden Teuerung in Paris, kalkulierten die hungernden Maſſen ganz ri<htig, wenn der Hof unter ihnen weile, werde er für ihre Nahrung ſorgen müſſen. So fam es am Abend des 5. Oftober zu dem Sug der Weiber nah Verſailles, bei dem wenigſtens im Hintergrunde wieder der Herzog von Orleans mitwirkte; darum hat ihn Ludwig nachher unter dem Schein einer Miſſion na< England verbannt. Die Avantgarde bil= deten diesmal Frauen und Männer in Frauenkleidung, weil man wußte, daß auf ſie die Truppen niht hießen würden. Da ſah man Wäſcherinnen, Bettlerinnen, Weiber ohne Schuhe, Fiſhweiber, au< anſtändige Bürgerinnen, die man dur die Drohung gepreßt hatte, man werde ihr Haar abſ<neiden. Dieſe Frauen drangen in die Nationalverſammlung ein, gefolgt von Männern mit Hellebarden, Pifen und Stö>en. Man will den König zur Verteilung von Brot zwingen, zur Annahme der Menſchenrehte; noh am Vormittag hatte nämli Ludwig der Nationalverſammlung erklärt, er nehme die neue Verfaſſung nur mit Vorbehalten an, und ſi< geweigert, die Menſchenrechte zu unterzeihnen. Als Lafayette, der ſi an dieſem Tage niht ganz einwandfrei benahm, mit der Nationalgarde in Verſailles erſchien, hatte Ludwig unter dem allgemeinen Tumult ſeine Weigerung ſhon zurü>gezogen.