Geschichte der französischen Revolution

Mirabeau; die Flut des Königs. 39

Atung erwerben. Mit aller Macht hatte er den Bund mit dem Auslande gegen die Revolution widerraten, aber er hätte gern geſehen, wenn der König ſih nah Rouen oder Fontainebleau begeben hätte, nur ſollte die Reiſe niht einer Flucht ähnli ſehen.

Gerade die von ihm bekämpfte Art der Befreiung war es, die man, als nah ſeinem Tode das Schiff führerlos geworden war, auszuführen beſ<hloß. Monatelang wurden geheime Vorbereitungen getroffen, den König unvermerkt aus Paris zu entfernen und im Oſten die Truppen um ihn zu ſammeln. Man überſah geringſhäßzig die mißlihen Folgen, welche das Scheitern des Planes nach ſih ziehen mußte; man verabſcheute den Bürgerkrieg, den ſein Gelingen entfahen würde, wie die Emigrantenpolitik, zu welcher die vom Kaiſer und von Spanien erhoffte Unterſtützung doh wieder geführt hätte. In der Nacht vom 20. zum 21. Juni entwichen der König, die Königin, der Dauphin und Madame Eliſabeth unvermerkt dur< eine geheime Pforte der Tuilerien ; aber als die größte Gefahr ſhon überſtanden ſchien, wurde Ludwig von einem Poſtmeiſter erkannt, in Varennes am Weiterreiſen verhindert. Die unzuverläſſige Haltung der Truppen machte jeden Widerſtand von vornherein unmögli<, und ſo konnte ſih Ludwig nur aufs Bitten verlegen. Umſonſt ! Als ein Gefangener wurde er mit den Seinigen in die Hauptſtadt zurü>geleitet. So oft au< das Gerücht von einer Entweichung der königlihen Familie dort verbreitet geweſen war, ſo war man do, als es zur Tatſache ward, in der größten Beſtürzung. Die Entrüſtung über den feigen Verrat und die Furt vor bewaffneter Rü>kehr des Monarchen hielt ſih die Wage. Trotz des ſharfen Manifeſtes „an alle Franzoſen“, das Ludwig zurü>gelaſſen hatte, und das eine vernihtende Kritik der Verfaſſung, eine Aufzählung aller Opfer, die er gebracht, aller Demütigungen, die er erduldet hatte, enthielt, atmete man erleihtert auf, als man ſeine Gefangennahme erfuhr. Ein Vorſtoß der republikaniſ<hen Partei mißlang; man wollte, daß der König auf den Thron zurü>kehre. Allerdings wurde bis zum 14. September die Suspenſion des Vönigtums verfügt, und der tatſählihe Beſtand der Republik während dieſer Seit bewies die Möglichkeit, die freiſtaatlihe Idee auch praftiſ< zu verwirklichen. Wäre man aber niht immer no< monarchiſ< geſinnt geweſen, ſo hätte man dem Dauphin feinen Gouverneur gegeben. Als die Disfuſſion über