Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

126 Neueſte Geſchichte. 1. Zeitraum.

bardei aus8machen ſollte, zu welcher Bergamo und Brescia geſhlager fvurden, und in der die bisherige cispadaniſhe Republik, obwohl ungern, aufging. Am 9. Julius wurde das Daſein des neuen Staates in Mai= land feierlich begangen. Dreißigtauſend Mann Nationalgarden hatten ſich bei dieſer Gelegenheit unter einander verbrüdert. Die demokratiſche Partei gab ſich in Cisalpinien, wie anderswo, Täuſchungen über eine ſcheinbare Unabhängigkeit, der aber alle Thatſachen widerſprachen, hin. Die Verfaſſung der cisalpiniſchen Republik war, ohne irgend eine Nückſicht auf die Eigenthümlichkeit des Volkes und Landes, genau nach deux Muſter der franzöſiſchen Konſtitution des Jahres TIL zugeſchnitten wox= den. Die fünf Direktoren, die beiden Räthe, die Miniſter wagten niht das Geringſte ohne Bonaparte's vorher eingeholte Bewilligung zu unter= uehmen. Selbſt der Chef der cisalpiniſchen Armee mußte ein Franzoſe ſein. Die cisalpiniſche Republik erließ gegen Pius VL, der ihre An= exfennung verweigert hatte, eine Kriegserkflärung , die von Bonaparte, der die feindlichen Abſichten des franzöſiſchen Direktoriums gegen der. römiſchen Hof kannte, genehmigt wurde.

Bonaparte ließ ſich zu Gunſten ſeiner neuen Schöpfung eine Hand= lung der Willkühr , die ihm, wie Alles, was er damals unternahm, ge= lang, zu Schulden fommen. Die Bewohner von Veltlin, Chiavenna und Bormio, welche bisher Unterthanen des Kantens Graubünden geweſen, hatten die von daher geſandten Vögte verjagt, und ſich für unabhängig erklärt. Bonaparte ſuchte ein altes Recht Mailands auf Einmiſchung in die ſtaatlichen Zuſtände jener Gegenden hervor, ließ ſich von der cisalpi= niſchen Republik mit deſſen Vertretung beauftragen und {lug den Grau= bündnern die Stiftung eines vierten Bundes zu den drei ſchon beſtehen= den, in welchen die abgefallenen Landſchaften aufgenommen werden ſoll= ten, vor. Da der Kanton hierauf uicht einging, ſo legte Bonaparte den: Veltlin, Chiavenna und Bormio das Recht bei, ſich mit der cisalpiniſchen Republik zu vereinigen. Als Grund gab ex an, daß kein Volk einen: anderen unterthan ſein dürfe.

Die Unterhaudlungen zum Abſchluß eines definitiven Friedens zwi=ichen Frankreich und Oeſterreih hatten unterdeſſen auf dem Luſtſchloſſe Montebello zwiſhen Bonaparte und dem General Clarke auf der einen, dem Marquis Gallo und dem Grafen Meerveldt auf der anderen Seite. begonnen (24. Mai). Die Inſtructionen an die franzöſiſchen Bevoll= mächtigten, vom 6, Mai datirt, hielten im Weſentlichen an den Prâälimi= narien von Leoben feſt. Die Fortdauer der Republik Venedigs war niht in Frage geſtellt, nur ſollte dieſelbe die Terra ferma abtreten, und da=

{