Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

Unterhandlungen in Montebello. 123

gegen die päpſtlichen Legationen erhalten. Ein aus dem Miniſterium des Auswärtigen eingelaufenes Schreiben vom 19. Mai gab zu erkennen, daf; man in Paris nicht auf der Abtretung des ganzen linfen Rheinufers beharren würde. Damit war aber Bonaparte nicht einverſtanden. Nach ihm ſollte Frankreichs Gränze bis zum Rhein ausgedehnt werden, Oeſterreich das venetianiſche Gebiet ſammt der Hauptſtadt bis zur Etſch in Be-= | fib nehmen, Mantua an die cisalpiniſhe Republik fallen. Aber neuc Schwierigkeiten erhoben ſi< zwiſchen den unterhandelnden Mächten. Oeſterreich verlangte die Eröffnung eines Kongreſſes in Bern, mit Zuz= ziehung Englands und Rußlands, und ließ das venetianiſche Iſtrien unt Dalmatien , ehe no< an das Friedenswerk die lezte Hand gelegt war, beſezen. Als endlich Oeſterreich den Plan, in Bern mit England und Rußland gemeinſchaftlich zuſammenzutreten, aufgegeben hatte, wurde der Sit dex Unterhandlungen nach Udine und Paſſeriano verlegt (31. Auguſt). Abex von beiden Seiten ward keine Neigung zu ſhnellem Abſchluſſe ge= zeigt. Der öſterreichiſche Hof wollte den Ausgang der inneren Wirren in Frankreich abwarten, und das Direktorium wurde von ſeinem Kampf» mit der Oppoſition in den beiden Räthen ausſcließend in Anſpruch genommen. Bonaparte wünſchte die Beſeitigung der obwaltenden Hinderniſſe, indem ihm die Rü>kehr nah Paris zur Verfolgung ſeiner wei= teren Pläne nothwendig erſchien. Er glaubte, nur dort von der Stärke des Direktoriums und der Stellung der Parteien zu demſelben eine beſtimmte Anſchauung gewinnen zu können. Sein Entſchluß ſtand ſhon damals feſt, die Entſcheidung über Frankreichs Geſchi>k, ſobald ſich eine Gelegenheit dazu bieten würde, an ſich zu reißen. Zu dem Ende mußte er aber einen vortheilhaften und glänzenden Frieden mitbringen. Dieſer Betrachtung waren von jet an alle ſeine Schritte untergeordnet.

Oeſterreich erhob wegen Mantua's Abtretung neue Bedenklichkeiten und das Direktorium weigerte ſich, Venedig Preis zu geben. Bonaparte, der, nach dem 18. Fructidor, einen Augenbli> lang mit dem Direktorium geſpannt, ſeine Entlaſſung angeboten hatte, die aber wegen ſeiner Un= entbehrlihfeit zurü>gewieſen worden, ſtand jezt mächtiger als je da. Talleyrand, der in ſeinem Inſtinkt der Zukunſt Bonaparte's einſtige Diktatur ahnte, {loß ſi< ihm ganz an, und arbeitete ihm beim Direkto= rium vor. Bonaparte wurde von jetzt an freie Hand gelaſſen. Die ihm zukommenden Inſtructionen waren nur Vorſchläge, deren Ausführung wm überlaſſen blieb.

Graf Cobenzl war vom Kaiſer mit der Führung der Friedensunterhandlungen beauftragt worden. Als auch dieſer den Abſchluß zu ver-