Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

Ünutergang der Republik Venedig. 123

um in einem Augenbli> von Aufwallung ſein? Unabhängigkeit zu verz theidigen, beraubt wurde. Die Franzoſen nahmen die venetianiſ<hen Kriegsſchiffe in Beſchlag und führten auf ihnen thre Truppen zur Beſezung Corfu's ab. Alles, was ſi< von Kunſtwerken und Koſtbar= feiten fortbringen ließ, die broncenen Pferde aus Korſtantinopel auf dem Portal der Markuskirche, die Lwen aus dem Piräeus im Ar= ſenal, Gemälde, Statuen, Manuſcripte wurden nach Paris geſchi>t. Um vie Venetianer in Sicherheit zu wiegen, ſandte Bonaparte ſeine Gemahlin in ihre Stadt, der dort Feſte gegeben und reiche Geſchente dargebra<t wurden. Als ſich nah dem Frieden von Campo Formio die Wahrheit nicht länger verhehlen ließ, antwortete Bonaparte auf die Klagen der venetianiſchen Regierung , daß Frankreich Venedig nicht abtrete, ſondern daſſelbe nur verlaſſe, es möge ſi, wenn es wolle, gegen die Oeſterreicher vertheidigen. Den zur Auswanderuug entſcloſſcnen venetianiſ<hen Demoftraten ließ er cine Zuflucht in der cisalpiniſchen Republif, und für ihre Verluſte Entſchädigung aus venetianiſchem Staatsgut verſprechen, welches lettere Anerbieten von ihnen mit edlem Unwillen abgewieſen wurde. Die Vorſtellungen Villetard's, des diplomatiſchen Agenten Frankreichs in Venedig, gegen die Uebexlaſſung dieſer Stadt an Oeſter= „ei wurde von Bonaparte im Tone zorniger Germngſchäßung beantwortet. Zn ſeinen Berichten an das Direktorium hatte ſi<h Bonaparte, uu daſſelbe auf ſeine Pläne gegen Venedig vorzubereiten, über daſſelbe be? jeder Gelegenheit mit der tiefſten Verachtung geäußert, und alle Schat= tenſeiten der dortigen Zuſtände, ohne jemals ein Wort des Mitgefühls für die glanzvolle Vergangenheit der Lagunenſtadt einfließen zu laffen, hervorgehoben. Bonaparte war vielleicht der einzige Machthaber iæ Europa, der von Allem, was für die Erhaltung dieſes alten Staates ſprechen konnte, ganz ungerührt blieb, und die Vernichtung deſſelben mit falter Hand vollzog. Die Zeit der venetianiſchen Größe war längſt vorüber, und die lezte Stunde der venetianiſchen Ariſtokratie hatte ge= ſchlagen, aber die Unabhängigkeit dieſes mit ſo großen Erinnerungen ge= \{<müd>ten Gemeinweſens hätte, ſo longe es überhaupt in Ztalien beſon= dere Staaten gab, in verjüngter Geſtalt fortzudauern verdient. Bonaparte ging ſo weit, eine Deputation Venedigs, welche bei dem Direktorium um die Bewilligung zur Vertheidigung gegen die öſterreichi= ſche Beſitnahme eintommen ſollte, verhaften zu laſſen. Der Bucintors, auf welchem der Doge no im verfloſſenen Jahre am Himmelfahrtstage die Ceremonie der fogenannten Vermählung Venedigs mit dem Adriati= ſchen Mee:e begangen hatte, ward, nachdem die koſtbaren Verziecunger?