Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

122 Neueſte Geſchichte. 1. Zeitraum.

zögern fute, ergriff Bonaparte am Ende einer Konferenz ein koſtbare# Porcellangeſchirr, welches der öſterreichiſhe Miniſter von der Kaiſerin »on Rußland zum Geſchenk erhalten haite, warf es auf den Boden, daß 28 in Stücke zerſprang, und rief: „Jhr wollt alſo durchaus Krieg? Nun zut, ihr ſollt ihn haben! Aber vor Ablauf von drei Monaten wird eure ‘Monarchie wie dieſes Gefäß zertrümmert fein!“ — Aehnliche, natürliche oder erfünſtelte, Zeichen des Zornes und der Leidenſchaft waren bei Boz naparte ſhon in ſeinem Verhältniß zu Abgeordneten des venetianiſchen Senats hervorgebrochen. Die Furcht vor ſeiner Kraft und ſeinem Glüd, die Erinnerung an die vielen von ihm erfohtenen Siege, ſhüchterten die öſterreichiſchen Bevollmächtigten ein.

Am 17. Oftober (1797) kam im Schloſſe von Campo Formio, un= weit Udine in Friaul, der definitive Friede, an welchem ſeit faſt ſehs Monaten gearbeitet worden, zu Stande. Die Präliminarien von Leoben waren zu Grunde gelegt. Oeſterreih trat Belgien und die Lombardei ab, und wurde mit Venedig und dem venetianiſchen Gebiet, Brescia und Bergamo, welche an die cisalpiniſche Republik, und die joniſhen Inſeln, welche au Frankreich kamen, ausgenonunen , entſhädigt. Jn einem geheimen Artikel ward das linke Nheinufer der franzöſiſchen Republik über= laſſen, welche ſi<h dagegen anheiſchig machte, das Erzbisthum Salzburg und den zwiſchen demſelben, dem Zun, der Salza und Tyrol gelegenen Theil von Bayern dem Kaiſer zu verſchaffen. Der Grundſatz der Auf= hebung der geiſtlihen Staaten in Deutſchland, um die damit auf dem linken Rheinufer einbüßenden weltlichen Fürſten zu entſchädigen, wurde ebenfalls als geheimer Artikel in das Friedensinſtrument aufgenommen, war aber ſhon vorher mit Preußen, Heſſen, Baden und Würtemberg verabredet worden. Zur Negulirung der deutſchen Angelegenheiten follte in Raſtadt ein Kongreß zuſammentreten.

Als das einzig wahrhaft Neue bei dieſem Friedeus\chluſſe tritt, da Belgien, das linke Rheinufer und die Lombardei ſi {on ſeit längerer Zeit in der Gewalt der Franzoſen befanden, der Untergang der Nepublik Venedig hervor. In ihrer Behandlung hat Bonaparie eine Härte, Ver= ſtellung und Treuloſigkeit bewieſen , welche ſpäter von ſeinem Verhalten gegen die ſpaniſchen Bourbonen erreicht, aber niht übertroffen worden iſt. Auf ſein Geheiß wurden die venetianiſchen Behörden von den diplo= matiſchen Agenten Frankreichs bis zum leßten Augeubli> mit trüge= riſchen Verheißungen auf Selbſtſtändigkeit hingehalten. Venedig ward mit der ſhmeicheluden Bezeichnung einer Schweſterrepublik Frankreichs bezeichnet. Bonaparte forgte zugleich dafür, daß daſſelbe allex Mittel,