Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

76 Neueſte Geſchichte. 1: Zeitraum,

Grenelle am 9. September in ihrer Pflicht erhalten. Ramel und Malo waren aber, obgleich den Jakobinern entgegen, keineswegs zur Wiederherſtellung der Monarchie geneigt. Sie nahmen die Eröffnungen der Verſhwörer mit ſheinbarem Beifall auf, verleiteten dieſelben zu einer Zu=z ſammentunft in Malo's Wohnung, und ließen am Schluß der Unterre= dung de la Villeheirnois, Brottier, Duverne de Presle und Poli verhaften (30. Jauuar 1797). Aus den bei dieſen gefundenen Papieren wurden die weiteren Pläne und übrigen Mitwiſſer entnommen. Drei von ihnen wurden vor den Hohen Gericht8hof in Vendome geſtellt, vier von einer Militairkommiſſion zum Lode verurtheilt, die Strafe aber in Gefängniß gemildert (7. April 1797).

Die reaktionaire Partei in den beiden Räthen hatte zwar das roya= liſtiſhe Komplott niht geradezu gebilligt, aber deſſen Theilnehmer entſ<huldigt, und, ſtatt des Ausnahmsverfahrens gegen ſie, ihre Stellung vor die Geſchworenen, von welchen ſie in jenem Augenbli> vielleicht ganz frei geſprochen worden wären, verlangt. Die Royaliſten griffen unauf= oörli<h das Dekret vom 3. Brumaire (25. Oktober), die vom Konvent erlaſſene Amneſtie enthaltend, an, und verlangten , daß alle Terroriſten davon ausgeſchloſſen werden ſollten. Dieſe oft wiederkehrende Frage fiel immer wie ein Zankapfel zwiſchen die Parteien nieder.

Manche unter den Gegnern des Direktoriums argwohnten, daß die lezte Verſhwörung im Luxemburg ſelbſt, um auf die bevorſtehenden Wablen *) einzuwirken , angeregt worden ſei. In der That wurden, in die Stelle des aus der Volfksvertretung ſcheidenden Drittheils , viele Royaliſten gewählt. Obgleich die Regierung es bei den Wahlen weder an Beſtechungen noh Einſchüchterungen hatte fehlen laſſen, ſo war ihr Anhang in den beiden Räthen dennoch {<wächer geworden.

Mitten unter den Kämpfen, welche von Hoffnung und Beſorgniß, Ehrgeiz und Parteiwuth angefacht wurden, trat immer wieder die Zerrüttung des Staatshaushaltes, als das bedenflichſte aller Uebel, hervor. Die von dem Direktorium ausgeſchriebene Zwangsauleihe von 600 Mill. Francs war bald verbraucht geweſen. Es waren für 45,000 Mill. Fr. Aſſignaten angefertigt worden, die vom 9. Thermidor an immer tiefer ſanken. Mit dieſer Entwerthung war der Preis aller Dinge unerhört in die Höhe gegangen. Im Jahre 1795 wurden für 20 Franken Golt 3000 Fr. in Aſſignaten bezahlt. Ein Pfund Licht koſtete 140 Seife 230 — Zu>er 400 Fr. Am 19. Januar wurden die zur Aſſiz=

*) Sie fingen den 9, April 1797 an und waren erſt Mitte Mai beendigt.