Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

Bonaparte an der Spitze der italieniſchen Armee. 79

häufig baarfüßig und zerlumpt, von Müſſiggang und Langerweile ge= drüdt, fing ſeine frühere Rührigkeit und Thatenluſt zu verlieren an. Unter ſolchen Umſtänden langte Bonaparte am 25. März (1796) im Hauptquartier zu Nizza an. In ſeiner Kriegskaſſe befanden ſi< nur 40,000 Fr. baar, und eine Million in Wechſeln, die aber niht einmal alle angenommen wurden. Er war-von-Murat,' Berthier, Duroe, Junot | und Marmont begleitet. Soldaten und Volk wurden beidem “exſten Anbli> des Generals von keinem weiſſagenden Gedanken über deſſen bevorſtehende Größe ergriffen. Seine kleine Geſtalt, ſein mageres Antlitz. deſſen auffallende Züge unter einem mächtigen Haarwuchs noh ſ{härferhervortraten , ſein finſterer Bli>, der ſi< erſt unter dem Strahl des Glüd>es aufzuklären anfing, riefen mehr Befremdung als Vertrauen her= vox, Bonaparte war damals, im Gegenſatz zu der ſpäter verbreiteten: Meinung, welche ſeine Anfänge übertrieben hat, nur im Kriegsminiſterium, und ſeit dem 13. Vendemiaire in Paris, aber nict in der Armee überhaupt bekannt. Das Kommando einer Batterie vor Toulon, und der Artillerie unter Dumerbion, hatten nicht hingereicht, um ſeinem Na= men, unter dem ungeheuren Krieg8getümmel jener Zeit, eine allgem-cine Geltung zu verſchaffen. Auch war die italieniſche Armee, wie ſie Bona= parte 1794 gekannt hatte, durch die Vereinigung mit der Weſtpyrenäen= armee weſentlich umgeſtaltet worden. i Bonaparte fand bei der italieniſchen Armee ein höchſt ausgezeichnetes. Perſonal, Divifionschefs wie Maſſena, Augereau, Serrurier, Laharpe, die / ſchon viele Proben ihrer Befähigung abgelegt hatten, und höhere Offiz ciere wie Lannes. Victor, Joubert, Vaubois, Kilmaine u. ſt. w., vor denen mehre ſpäter zu den erſten militairiſhen Stellen emporgeſtiegen find, vor. Nachdem Bonaparte mit den ihm zunächſt ſtehenden Genera len eine Konferenz abgehalten, und ihnen ſeinen Kriegsplan im Allgemeinen mitgetheilt hatte, fühlten Alle, daß er niht nur dem Range, ſon= dern auch dem Genie nac der Erſte unter ihnen war. Am andern Tage erließ er eine Proklamation an das Heer, die den Geiſt der Kraft unt Zuverſicht athmete, und die Soldaten für den jungen General einnahm. Abgeſehen von Bonapartes großen Gaben, ſtimmten die Umſtände. wunderbar günſtig überein, ur das Kommando über die italieniſ<he Ar= mee für ihn folgenreih zu machen. Er war mit dem Boden, auf welchem er kämpfen ſollte, genau bekannt, denn er hatte ſchon früher einer Entwurf zur Eroberung Oberitaliens ausgearbeitet. Dann übten die in Italien erfohtenen Siege, wegen der an dieſem Lande haftenden großez