Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

80 Neueſte Geſchichte. 1. Zeitraum,

Erinnerungen, auf die Einbildungskraft des franzöſiſchen Volkes einen zauberiſchen Einfluß aus. Kein anderer Schauplaß würde Bonaparte's Namen, ſelbſt bei gleichen Thaten, in dieſem Grade verherrlicht haben.

Die italieniſhe Armee war 43,000 Mann, mit 4000 Pferden und 60 Geſchüßen, ſtarf. Der öſterreichiſche Feldmarſchall Beaulieu ver= einigte 37,000 Oeſterreicher, 20,000 Sardinier und 1500 Neapolita= ner, mit einem Artilleriepark von 148 Kanonen, unter ſeiném Befehl. Zhm zunächſt ſtanden die Generale Sebottendorf und d'Argenteau. Die Sardinier wurden von dem General Colli kommandirt. Ein mit ihnen vereinigtes Korps Oeſterreicher wurde von vem General Provera ge führt. Beaulieu hatte ſich in früheren Jahren rühmlih hervorgethan, war aber jeßt ſchon über ſiebenzig Jahre alt. Obgleich es der öſterreiz chiſchen Armee nicht an tapferen und erfahrenen Officieren fehlte, ſo bez ſaßen dieſelben doch nichts von dem Feuer und der Thatenluſt, welche in allen Schichten der italieniſchen Armee ſhlummerte, und von Bonaparte nur gewe>t zu werden brauchte.

Obgleich die Verbündeten um ein Beträchtliches ſtärker als die Franzoſen waren, ſo wußten ſie, indem ſie ihre Macht nicht zuſammen= zogen „ von dieſer Ueberlegenheit keinen Gebrauch zu machen. Beaulieu wollte feine entſcheidenden Schläge wagen, ſondern für den Augenbli> nur die Defiléen an der piemonteſiſchen und genueſiſchen Gränze einneh= men, um ſo den Krieg mit Sicherheit fortſeßen zu können. Bonaparte war dagegen entſchloſſen, die Alpenpäſſe zu umgehen, bei der Quelle der Bormida in Piemont einzudringen, und, da es zwiſchen dieſem und der Lombardei keine natürliche Gränze giebt, auf Mailand loszugehen. Beaulieu und Bonaparte brachen gleichzeitig zur Erfüllung ihrer Pläne auf. D'Argenteau, welcher den re<hten Flügel der öſterreichiſchen Armee fommandirte, griff, um ſich die Straße nah Savona zu öffnen, die Fran= zoſen bei Montenotte (11. April) an, und warf ihre Vorpoſten zurü>, wurde aber von dem Oberſten Rampon , der ſeinen Soldaten mitten im Feuer den Eid abnahm, eher zu ſterben als zu weichen, aufgehalten. Rampon's hartnäiger Widerſtand machte es Bonaparte möglich, am

„anderen Tage mit drei Diviſionen einzutreffen , vor welchen d'Argenteau fich, nachdem ex beträchtlich gelitten, zurüziehen mußte. Montenotte wurde von den Franzoſen am folgenden Tage (12. April) genommen. Dies war der erſte Verſuch, welhen Bonaparte mit ſeinen Soldaten an= ſtellte, und der vollkommen gelang. Er wußte jeßt, was er von ihnen fordern und erwarten konnte. Der Oberſt Nampon hatte, in einer no< nicht ganz vollendeten Nedoute, mit 1500 Mann einer zehnmal ſtärkeren