Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

Siege des Erzherzogs Karl bei Wetzlar und Uerath. 9t

nier, zur Verfügung geſtellt worden. Die franzöſiſchen Streitkräfte in Deutſchland wurden aber nicht, wie in Italien, von einem einzigen Wilz len in Bewegung geſebßt, handelten nicht in vollkommener Uebereinſtim= mung unter einander, waren von keinem militairiſhen Genie erſter Größe, wie Bonaparte, befehligt, und fanden an dem Erzherzoge Karl einen jüngeren, fühneren und begabteren Gegner, als die öſterreichiſchen Generale in Italien waren, vor.

Der Anfang des Krieges fiel jedoh auh in Deutſchland für die franzöſiſchen Waffen günſtig aus. Am 1. Junius (1796) ging Kleber,

der den rechten Flügel der Sambre- und Maasarmee kommandirte, über *

den Rhein, {lug die Oeſterreicher bei Altenhofen (4. Junius), und

trieb fie bis an vie Lahn zurü>. Dur< Wurmſer's Abgang nach Italien

(18. Zunins) ward die öſterreichiſhe Macht auf dieſem Theile des Kriegsſchauplazes um 25,000 Mann geſchwächt. Das große Talent des Erzherzogs Karl erſebte, was ſeinen Truppen an Zahl gebrach. Die Franzoſen uuter Lefebvre wurden von ihm bei Weblar, und unter Kleber bei U>erath beſiegt, und Jourdan dadurch zum Rückzuge auf das linke Rheinufer gezwungen. Aber Moreau, der unterdeſſen den Rhein bei Straßburg überſchritten hatte, ſchlug die Oeſterreicher in einer Reihe

von Gefechten, von welchen das bei Ettlingen (9. Julius) das bedeuz= \ tendſte war, überſhwemmte Schwaben, und drang bis Stuttgart vor |

(18. Zulius). Zett gaben der Herzog von Würtemberg, der Markgraf von Baden, und alle ſchwäbiſchen Neichsſtände den Bund mit Oeſterreich auf, und ſ{loſſen Verträge mit der franzöſiſchen Republik ab, in welchen fie ihren auf dem linken Rheinufer gelegenen Beſizungen entſagten. Der Reichstag in Regensburg ſprach ſich öffentli für die Nothwendig= keit des Friedens mit Frankreich aus.

Zourdan war inzwiſchen wieder anf das re<hte Rheinufer vorge= gangen. Lefebvre ſlug den öſterreichiſchen General Wartensleben bei Friedberg (10. Zulius), Kleber bombardirte Frankfurt, und die Sambre= und Maasarmee drang in Franken ein. Wenn Moreau jebt, wie er geſollt und gekonnt hätte, zu Jourdan geſtoßen wäre, ſo würde der Erzz herzog Karl, deſſen Heeresmacht dur den Abzug der Reichstruppen und zuleßzt au des kurſächſiſchen Kontingents ohnedies geſchwächt war, in eine gefährliche Lage gerathen ſcin. Aber Moreau, der immer uur das zunäſt Liegende in das Auge faßte, begriff die Wichtigkeit der Vereiniz gung mit Jourdan nicht, ließ die Gelegenheit dazu unbenußt vorüber= gehen, und breitete fi< im Ne>arthale aus. Der Erzherzog Karl bez zußte Moreau's Verſäumniß, und ſette mit 28,000 Mann, um ſi

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