Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

62 Neueſte Geſchichte. 1. Zeitraum.

gegen die Sambre- und Maasarmee zu wenden, auf das linke Mainufer über. Moreau rü>tie unterdeſſen in Bayern, Jourdan in Franken vor. Der Erzherzog vereinigte ſich jezt mit dem vorher bei Sulzbach geſchla= genen Wartensleben, und warf ſih mit Ungeſtüm auf den, zu weit vor= geſchobenen , Flügel der Sambre- und Maasarmee unter dem General Bernadotte, und dann auf Jourdan ſelbſt, den er bei Amberg am 24. Auguſt und am 3. September bei Würzburg ſo {lug, daß die Fran= zöſen in wilder Flucht bis an den Rhein zurüceilten. Marceau, der Jourdan's Nachhut befehligte, ſuchte die Oeſterreicher bei Limburg. (16. September) und bei Altenkirchen (19. September) aufzuhalten, fiel aber tödtlih verwundet in deren Gewalt. Er wurde in Anerfennung ſeines Evelmuthes und ſeiner Tapferkeit, unter Betheiligung von Deputationen beider Armeen, in feierli<ſter Weiſe zur Erde bez ſtattet.

Der öſterreichiſhe Feldhèrr überließ Jourdan's fliehendes Heer der Nache des Landvolfes, welches ſich überall in Maſſe zur Verfolgung erhob, und wandte ſich gegen Schwaben , um die durch Jourdan's Niederlage in ihrer linken Flanke blosgeſtellte Rheinarmee anzugreifen. Moreau war ſchon bis Ingolſtadt vorgerüct, und hatte den Kurfürſten. Karl Theodor zur Eingehung eines koſtſpieligen und demüthigenden Waf= fenſtiflſtaudes*) gezwungen (7. September). Er ſah ſi aber jett, wenner niht von Frankreich abgeſchnitten werden wollte, zum Rückzuge ge= zwungen, warf den öſterreichiſchen General Latour, welcher ihm den Rü>= weg verlegen wollte, bei Biberach (2. Oktober), bewies, von allen Seiten gedrängt, große Ruhe und Feſtigkeit, wurde aber doch bei Emmendingen, (19. Oktober) und bei Schliegen (24. Oktober) geſchlagen , und führte fein fehr angegriſfenes und vermindertes Heer bei Hüningen auf das linfe Rheinufer zurü>. Der Felvzug von 1796 in Deutſchland hatte für die Franzoſen no< ungünſtiger als der von 1795 geendigt, und dem öſterreichiſchen Heer und ſeinen Anführern im In- und Auslande leb= hafte Anerfennung erworben. Der Erzherzog Karl würde, wenn er mehr Herr ſeiner Entſchlüſſe geweſen wäre, und nicht von ihm geiſtig unter= geordneten Perſonen abgehangen hätte, no< Größeres , als er gethan au8geführt haben. Indeſſen hat ex auh ſo, obwohl vielfältig gehindert und beſchränkt, dur ſeine Thaten die öſterreichiſhe Monarchie, welche

*) Außer einer Kriegsſtener von 10 Mill. Fr., war dem Kurfürſten auc die Ablieferung vou 20 der beſten Gemälde aus den Gallerien in München unt Düſſeldorf auferlegt worden.