Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

Spaniſche Kriegs8erklärung gegen England. 93

‘vurc die Ende 1793 und im Jahre 1794 am Rhein und in Belgien von den Franzoſen erfahrenen Niederlagen wankend geworden, wieder befeſtigt, und die Sterbeſtunde des deutſchen Reiches um einige Jahre verzögert.

Nachdem Spanien, obgleih von einem Stammverwandten des franzöſiſchen Königshauſes beherrſcht, im Frieden von Baſel die Nepublik anerkannt hatte, {loß es im folgenden Jahre (18. Auguſt 1796) ein BVündniß mit derſelben, in welchem ſi< beide Staaten gegenſeitige Hülfe zu Land und Waſſer verſprachen, ab. Der Friedensfürſt, der Günſtling des {wachen Karl IV., und der Geliebte ſeiner Gemahlin, hoffte ſi dur die Freundſchaft mit Frankreich gegen ſeine Neider und Nebenbuh=z lex in Spanien ſicher ſtellen zu können. Die ſpaniſche Kriegsflotte war damals, nac den vielen Niederlagen, welche die franzöſiſche erfahren, die zahlreichſte, die es nächſt der engliſ<hen gab. Das Direktorium glaubte durch die Vereinigung beider Marinen ſeinem mächtigſten und ſtandhaf= teſten Feinde auf deſſen eigenem Element entgegen treten zu können. Die Bethörung des ſpaniſchen Kabinets ging zuletzt ſo weit, daß es ſi, zu einer Kriegserklärung gegen Großbrittannien bewegen ließ (5. Oktober). Das engliſche Volk war, wegen des üblen Ausgangs des Feldzuges in den Niederlanden, und wegen der vermehrten Steuern, mit ſeiner Ne= gierung unzufrieden geworden. Die Parlamentsoppoſition benußte dieſe Stimmung, um auf Frieden mit Frankreich zu dringen, deſſen gemäßigtere Grundſätze ſeit dex Auflöſung des Konvents nicht mehr ſo gefährlich wie früz her erſchienen. Pitt glaubte der öffentlichen Meinung für den Augenbli> nachgeben zu müſſen, und ſhi>te einen Bevollmächtigten, Lord Malmes=z bury, nah Paris, unter dem Vorwande, mit dem Direktorium in Unter= handlungen zu treten, in Wahrheit aber, um die Stellung der Parteien in Frankreich, die Stärke und die Pläne der Regierung zu erforſchen. Da Malmesbury, im Lauf der Beſprehungen die Nückgabe der öſterz= reichiſchen Niederlande als eine der Friedensbedingungen bezeichnete, ſo brach das Direktorium, dieſe Forderung als eine Verleßzung der organiz ſchen Geſeze*) der Nepublif betrachtend, jeden Verkehr mit ihm ab, und ſandte ihm am 19. December die Weiſung zu, Franfreich binneu 24 Stunden zu verlaſſen.

Um dieſelbe Zeit ward eine franzöſiſche Expedition gegen Irland

*) Am 1. Oktober 1795 war die Vereinigung der öſterreichiſchen Niedere aude mit Frankreich ausgeſprohen wordeu