Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794
HEES
Ein Hauptmoment der kommunalen Selbſtändigkeit if die freie Wahl der Gemeinde-Behörden und Gemeinde-Vertretung, ſowie die Handhabung der Gerichtsbarkeit ſeitens der Kommune. Nachdem im Jahre 1383 Paris dieſe Selbſtändigkeit genommen und ein königlicher MilitärChef eingeſeßt worden war, erhielt es im Anfange des 15. Jahrhunderts den Prevot der Kaufmannſchaft, das Stadthaus und einen Theil der früheren Gerechtſame zurü>. Zu Anfang des 15. Jahrhunderts befand ſih Paris in den Händen der 509 Maun ſtarken Fleiſcherzunft. Selbige brachte die Ordonnance Cabochienne, eine Ordonnauz für Reform des Königreiches, zu Stande. Als ihre Führer werden der Schinder Simon Caboche und der Chirurg Johann von Troyes genannt. Die Viehmeßger von Paris, auf der Seite der Burgunder gegen die Armagnacs ſtehend, brahten manchem Günſtlinge des Hofes den Tod. Auch Peter Deſeſſarts, der alte Prevot von Paris, fiel ihnen zum Opfer. Sie ſtürmten die Baſtille, drangen in das vom Kronprinzen bewohnte Hôtel St, Paul ein und nöthigten den König Karl VI. zum Auſſehen der weißen Kappe. Der Friede von Pontoiſe und eine Volksabſtimmung vom 2. Auguſt 1413 ſeyte den Wirren einſtweilen ein Ziel. Jndeß hielt die jezt eintretende Reaktion, die ſi< vornehmlih auf die Pariſer große Bourgeoiſie ſtüßte, die im Pontoiſer Frieden verkündete Amneſtie nicht ein, ſondern ſie rächte ſih, indem ſie hinrichtete, konfiszirte und verbannte. Ein Volksaufſland des Jahres 1419 vertrieb den königlichen Beamten und ſtellte in Paris die Volksherrſchaſt wieder her.
Während des fünfzehnten Jahrhunderts geſtalteten ſich alle größeren franzöſiſchen Städte in ihrer innern Vexrſaſſung zu Republiken. Die Könige ſahen ſih gezwungen, mit ihnen wie mit gleihberehtigten Mächten zu unterhandeln, und öfters wurde den Königen der Einzug in die Städte verwehrt. Jedo<h vermochte das locere föderative Band, welches die freien Städte zuſammenhielt, der einheitlichen Macht des Königthums niht auf die Dauer zu widerſtehen. Das 16. und 17. Fahrhundert mit ihren religiöſen Streitigkeiten, die den häufig unbewußten Vorwand für politiſhe und ſoziale Machtbeſtrebungen und Umgeſtaltungen lieferten, brachten die ſelbſtändigen Kommunen zum Falle und verliehen dem Königthum abſolutiſtiſhe Gewalt. Paris ſpielte in dieſen Kämpfen eine hervorragende Rolle, auf die wir jedo< hier nicht näher eingehen fönnen.
Jm Jahre 1672 war die Selbſtändigkeit der Kommunen in ganz Frankreich vernichtet. Ein Jahrhundert nah der Pariſer Bluthochzeit waren ſowohl in den Städten wie in den Fle>en die bisher an eine Wahl geknüpften Gemeindeämter in Staatsämter verwandelt. Die Verwaltungsſtellen wurden vom königlichen Fiskus verkauft, zurügenommen, wieder verkauft, an Günſtlinge vergeben. Die Zeit war gekommen, wo der König ſagen durfte: Der Staat bin ich!
ODhne Zweifel hatte das abſolutiſtiſhe Königthum ſeinen geſhihtlihen Nußen. Daſſelbe wax nicht zufällig, ſondern diente dem Staate in der Zeit, wo ſi<h neue Produfktions-Zuſtände Bahn brachen, als nothwendiges Bindemittel, Bei dem tägli<h wachſenden Verkehr konnten die guſ kleine Gemeindegebiete beſchräukten, dur< dieſe partikulariſtiſchen