Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

Zusammenfassung zu den Geschmackseinstellungen

1. Die Geschmackseinstellungen verbinden einen Gefühlsbezug mit den drei Bezugsmendungen, daher gibt es hier auch eine gemischte Lust-Unluststellung. Und zwar entspricht der süße Zug der lustbetont offenen, der saure der gemischt abgedeckten und der bittere der unlustbetont verhängten Einstellung. 2. Beim süßen Zug, der sich von der Saugstellung herleitet, ist der Mund gespitzt. Er bedeutet kindliche Lust, Naivität und Distanz zu den Leidenschaften.

3. Der saure Zug, in stärkeren Graden sich der Peinstellung nähernd, ist gekennzeichnet durch Seitwärtsziehen der geöffneten Mundmwinkel, dagegen Pressung der Mundmitte. In seiner Bedeutung schwankt er zwischen positiver Übermindung und Willenskraft und negativer Abroehr.

4. Beim bitteren Zug ist die Mundmitte hinaufgeschoben, roodurch die Mundminkel relativ gesenkt erscheinen, Dadurch unterscheidet er sich vom bloßen Unlustbezug, bei dem umgekehrt die Mundmitte ihren Platz behält, während die Mundroinkel herabgezogen werden. Auch vom sauren Zug ist der bittere, der sich von der Ekelstellung herleitet, gut zu unterscheiden. Seine Bedeutung ist Ekel und die Bitterkeit des Leidens im moralischen Sinn.

5. Außer den drei eigentlichen Geschmackseinstellungen denn das Salzige bringt keinen spezifischen Ausdruck hervor — gibt es noch das Geschmacksgemisch eines feinschmekkerischen Zugs, das darauf beruht, daß unsre Geschmacksmahrnehmungen sehr eng mit Geruchs-, Tast-, Temperaturund Schmerzempfindungen in einem unlösbaren Komplex vereinigt sind. Dieser Zug ist erkennbar an einer reichen Durcharbeitung der Kleinformen durch die vielen Bemegungen beim lustbetonten Essen, besonders der breit abfallenden, glänzenden Unterlippe. Die Bedeutung ist in primitiven For-

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