Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

men Efßlust und Genufßlust im allgemeinen, in kultivierteren Feinschmeckerei, im höchsten Sinn ästhetischer Geschmack.

3. Mundeinstellungen der Reizeinverleibung

Als Reiz ist hier ursprünglich immer die Nahrung zu verstehen und so kommen wir nicht um die Wahrheit herum, daß der Mund doch „hauptsächlich zum Essen” dient. Außer den uns schon bekannten Kau- und Beißeinstellungen, aber auch der Mundwinkelmimik mit ihrer Angriffstendenz, dem süßen und dem feinschmeckerischen Zug unter den Geschmackseinstellungen gehören hieher noch einige Einstellungen der Lippen zur Aufnahme flüssiger und dann auch fester Nahrung, natürlich mit nachfolgenden symbolisch übertragenen Bedeutungen, Sie lassen sich sämtlich von der ursprünglichsten Mundeinstellung zur Reizeinverleibung, der Saugstellung, ableiten.

Die Saugstellung (Tabelle 15)

Das Saugen ist eigentlich eine Bewegung mit mehreren aufeinanderfolgenden Phasen. Zuerst wird der Mund rüsselförmig vorgestreckt zur Ergreifung eines Gegenstandes, also ursprünglich der Brustwarze, sie wird umklammert durch Zusammenziehung des Mundes in seinem inneren, aber nicht in seinem Randteil, der vielmehr ausgestülpt bleibt zum innigen, Justbetonten Kontakt mit der Saugfläche.

Das Saugen an sich ist neutral. In seiner lustbetonten Form des Saugens an der Mutterbrust aber sind zweierlei lustvolle Einstellungen damit verbunden: der sinnlich gefärbte Tastkontakt der Lippen und der süße Geschmackszug, die also beide eigentlich als später entmischte Komponenten des Saugausdrucks an der Mutterbrust zu erklären sind. Und in dieser Form geht die Saugstellung fast gleichartig in die spä-

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