Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

der Tiefenschichtung des Ausdrucks interessierte. Insbesondere das erste Heine-Bild sieht wie mit dem Photoapparat „verwackelt" aus. — Indessen zeigt auch der kernhafte Mensch, wenn ihn seine Feinfühligkeit und leichte Ansprechbarkeit zu blitzschneller Stellungnahme vor der Situation prädisponiert, jene merkwürdig vibrierende Beweglichkeit in den kleinsten Teilen des mimischen Geländes, die diesmal wirklich positiv als Vielfältigkeit zu deuten ist (vgl. später das Analogon dazu in der Handschriftdeutung: die Fadenbindung), so beim Kritiker (vgl. das zweite Heine-Bild und die vieldeutig bewegliche Lippen- und Mundwinkelrichtung bei Daniel Sanders VIII, 6, dem Sprachkritiker) und beim Satiriker; insbesondere verkörpert Offenbach (VI, 5) wie nur wenige die Vereinigung von innerlich bestimmter Eindeutigkeit und äußerlich vieldeutigster Reaktionsbereitschaft, wie ein Fechter, der mit seiner Klinge bereit ist, nach allen Seiten blitzschnell zu parieren. — Walt Whitman (XIII ‚D zeigt diese Erscheinung bis zur Selbstentspannung jenes inneren Kerns (vgl. bei den Gegenspannungen zu den Mundwinkeln), so daß der Kontakt bis ins tiefste Innere auch an den Augen verschleiert erscheint: das vollkommenste Beispiel der Selbsthingabe an die Vielfalt der Lebenserscheinungen. General Booths (XIII, 3) lächelnd-ironische Überlegenheit aus dem verschleierten Kontakt heraus, die wir von der Unsymmetrie des Ausdrucks her schon kennen, wird noch gesteigert durch jene auf alles gefaßte Beweglichkeit der Mimik, der es in den Augen und um die Mundwinkel zuckt. Mit dem hinter der Verschleierung doch scharfen Lächelkontakt ergibt das eine Anpassung an die menschlichen Schwächen und zwar eben durch Signal und Maske, Er gibt den Menschen, was sie lieben: Uniformen und die Möglichkeit der Beförderung im Befehlsdienst; aber bei allem beweist die Zusammendrängung der Lippenspanung in der Mundmitte, daß

Er