Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

die uns schon bei der Besprechung der Maske aufgefallen sind: die aus der Lebensrolle sich ergebenden Berufstypen, die dann vielfach der Charakterphysiognomie aufgesetzt sind.

Dies gilt vor allem von den anpassungsfähigen Gesichtern des aktiven Kontakts des Erregungsmenschen. Am Kontaktblick erkennt man den Weltmenschen, den nach außen Orientierten, den naiven Alltagsmenschen, den Redner, den Handlungsreisenden. Wir alle kennen die Figaromasken des Friseurs, des Kellners, des Zauberkünstlers mit den vielbeweglichen Ausdruckshaltungen des Alleskönners, die sich einerseits der Berufsmaske des Schauspielers, anderseits der Suggestivmaske des Politikers (Baldwin XIV, 5; Napoleon III, 2) nähern, bis zum verschleierten Kontakt und der schwer enthüllbaren Maske des listigen Betrügers.

Wir lernten auch schon den scharfen Blick des Malers (Busch XIV, 7), des Beobachters, den Diagnostikerblick des Arztes kennen, der sich ebenfalls nicht selten hinter dem verschleierten Kontakt verbirgt (Hofarzt Franz’ I. XII, 2). wie auf der anderen Seite der distanzierte Aristokrat.

Diesen stehen die Berufstypen mit mehr innerlicher Orientierung gegenüber. Viele Dichter und Denker (Goethe II, 1—5; Lessing VIII, 2; Shakespeare II, 7, 8; Spinoza Fig. 25) haben weit offene Augen mit umfassenden Kontaktmomenten, und wir unterschieden auch schon die beiden, je nachdem, ob sie nach außen oder nach innen schauen. Das letztere trifft übrigens auch bei vielen weltgewandten Menschen zu, wenn ihre Jagd auf die Einzelziele des Alltags bei abgedecktem Blick sich mit Nachdenken und Berechnung verbindet (Borsig III, 4).

Mit alldem ist natürlich nicht gesagt, daß jeder Arzt an seinem Diagnostikerblick, jeder Geschäftsmann an seinem gewinnenden Lächeln und seinem berechnenden Blick, jeder Dichter an seinen großen, vollzugewendeten Augen kenntlich

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