Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

rakter und auch der flüchtigste mimische Zug bewegt sich innerhalb der Möglichkeiten des Charakters. Aber nicht immer sind es, wie wiederholt betont, Ausdruckszusammenhänge, durch die das Körperliche Einfluß auf den Charakter gewinnt, anderseits sind es nicht immer wesentliche Charakterzüge, die in einem flüchtigen Moment das Mienenspiel beleben. Zudem überdeckt gerade das körperlich Physiognomische ebenso wie das rein Ausdrucksmäßige oft das Ausdrucksphysiognomische. War doch die frühere Physiognomik ausschließlich auf die Körperbildung gerichtet und leiten uns doch in allen unseren Sympathien in erster Linie körperliche Regelmäßigkeit und Schönheit. Dagegen hat schon oft ein heiteres Gesicht die Tatsache verdeckt, daß der Lacher auch tiefster Verstimmung fähig sein kann.

1. Rasse und Konstitution

Wir bestimmen, so gut es geht, Rasse und Konstitution der Versuchsperson, was für die Hauptrassen manchmal leicht, für feinere Unterschiede zwischen den europäischen Rassen oft sehr schwierig ist, zumal wenn es sich um Mischungen handelt; dann berücksichtigen wir, was uns die Rassen- und Konstitutionslehre über Charakterzuordnungen zu sagen hat. Dabei unterscheiden wir rein anatomisch-physiologische Einflüsse von erstarrter Ausdruckserblichkeit. So gehört die Wulstigkeit der Negerlippe und die Enge der Mongolenlidspalte enger zum Rassentyp als etwa der jüdische verhängte Zug. Unser Schizothymer von Pettenkofen (XII, 5) ist Jang und hager; aus dem Körperbau ziehen wir nach den Erfahrungen Kretschmers gewisse Schlüsse; aber unmittelbarer auf unsre Einsicht wirkt die Umsetzung dieses Körperlichen in Ausdruck in dem unsymmetrisch abgedeckten Blick. Wir denken auch daran, wie oft Körperbildung und seelischer Ausdruck in der Vererbung verschiedene Wege

gehen.

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