Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen
die Maskierung des Kontakts. Dem Leser wird es nicht schwer fallen, noch weitere Vergleichszüge ausfindig zu machen.
Noch ein Beispiel. In Fig. 46 sind drei Schwestern dargestellt, die einander körperbaulich ziemlich ähnlich sind, insbesondere die erste der zweiten in Augen und Nase, die erste der dritten in der Mundform. Doch sind die Brauen bei der ersten gehobener als bei der zweiten und lassen diese konzentrierter erscheinen. Die erste schaut mehr nach außen, die zweite mehr nach innen, die Naseneinstellung der ersten ist mehr offen, die der zweiten mehr verhängt. Die Lippen der ersten sind voll, die der zweiten höchstens mittelvoll mit lange nicht so ausgeprägt genießerischem Geschmacksgemisch. Kurz, die erste ist ein munteres, sinnlichempfängliches Alltagsmädchen, dabei doch kein Stimmungsmensch, höchstens etwas empfindlich, egoistisch auf sich bedacht, die zweite weicher und zarter in ihrer Empfindlichkeit, mehr stimmungsmäßig nach innen gekehrt, ernster, weniger lebhaft, aber sanfter und gefühlvoller. Die Augen der dritten sind eher offen, aber mit schwacher Spannung. also etwas verschleiert; auch die Augachsen sind nicht so konvergent wie bei den beiden ersten, im Blick ist etwas Vibrierendes, kurz, wir haben eine verhängte Art des Sex appeal, der, weil die Augen wenig abgedeckt sind, nicht als Maske wirkt, sondern naivere, echte Erotik verrät; sie wird bestätigt durch die offene Schnüffelstellung der Nase und die Schmachtstellung der wie bei der ersten Schwester vollen Lippen, von denen aber die Unterlippe nicht so sehr dominiert; bald reife, erotische Empfangsbereitschaft spricht aus dieser Physiognomie. Schon jetzt sind, wie wir meinen, die Charaktere der drei Mädchen genügend auseinandergetreten. .
Indessen, die vergleichende Methode hat noch eine umfassendere, prinzipielle Bedeutung. Es ist begreiflich, daß
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