Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

Landung und Beförderung eines großen engliſchen Geſhüßes auf dem Strande von Cap Elles bei Seddul Bahr auf Gallipoli.

tapferen Verteidiger der Höhe einen Augenbli> auf die

rüdwärtige niedrigere Kuppe von Paljewo Zurü>ZudDrängeNn. Dort vereinigten ſie ſi< mit inzwiſhen herangezogenen Reſerven und ſtürmten mit dieſen wieder gegen die ver= lorene Höhe an. Jett erreihte der verzweifelte Nahkampf ſeinen Höhepunkt. „Flinten und Kanonen ſ<wiegen, “ berihten Augenzeugen, „nur die Revoloer der Offiziere

fnallten, während die Soldaten einander mit Kolben und

Bajonett bearbeiteten. Viele warfen überhaupt die Gewehre

weg und pa>ten ſi<h Mann gegen Mann mit Fäuſten und

Zähnen. Aller lang aufgeſpeicherte Haß von Volk gegen Polk, alle in elf Monaten zurügehaltene Wut gegen die Treubrüchigen entlud ſich in dieſer furhtbarſten und blutigſten aller Stunden der Fſonzoſhlacht.“ Unter ſ<hwerſten Verluſten wurde der Feind aus ſeinen eben erſt eroberten Stellungen geworfen und den Berg hinuntergetrieben. 3000 tote Jtaliener bede>ten das Schlachtfeld, zu denen no< 7000 Verwundete zu rehnen ſind, ſo daß die Geſamtverluſte des Feindes 10 000 Mann betragen, die er umſonſt geopfert hat, denn die Höhen von Plava blieben na< wie vor In feſtem Beſiß der heldenmütigen Verteidiger.

Auf Vorpoſten. (Hierzu das Bild Seite 75.)

Gar oft hat man der Kavallerie neben den modernen Mitteln des Auffklärungsdienſtes ihre Berechtigung abſprehen hören. Gewiß, Telephon und Telegraph ſind unentbehrlihe Werkzeuge der Kriegführung geworden, und von den glänzenden Leiſtungen unſerer Flieger haben wir ſ<hon wiederholt berichtet. Aber gerade dieſer Krieg hat den - Beweis erbracht, daß die Kavallerie mit vollem Recht weiterbeſteht; ſie hat ſi<h großarüig bewährt, und kein Heerführer möchte ſie miſſen. Ihr Aufflärungsdienſt bleibt neben dem dur<h Flugzeuge vollauf beſtehen; daneben hat ſie es geradezu meiſterhaft verſtanden, die Bewegungen des eigenen Heeres dem Feinde zu verſchleiern. Ein ſehr großer Teil unſerex in Belgien und Nordfrankreich ſo raſh errungenen Lorbeeren fommt auf Rechnung unſerer braven Kavalleriſten.

Ein pa>endes Bild von ihrer aufopferungsvollen TätigFeit gab vor einiger Zeit ein italieniſher Berichterſtattex;

er ſhreibt: „Dieſer endloſe Shwarm von Reitern, die Das

deutſche Heer vor ſih herwirft, bewegt ſih niht nux über begangene Straßen, ſondern über alle Straßen, über

jeden Weg. Man darf niht glauben, daß ſie unbemerkt bleiben wollen; ſie wollen ſih vielmehr ſehen laſſen. Jede Abteilung rü>t vor, bis ſie beſchoſſen wird. Sie zieht

nach beſtimmter Richtung, bis ſie auf den Feind ſtößt. Jhre

Aufgabe iſt es, dem Tod entgegenzugehen. Die ganze feindlihe Front wird in dieſer Weiſe abgeſucht. Die Vor=-

Phot. Berl. Jlluſtrat.=Geſ. m. b. H.

| poſten taſten die Kräfte des Gegners mit Gefahr ihres

eigenen Lebens ab. Auf zehn Reiter, die fallen, toi oder | verwundet, entkommen immer zwei oder drei und erſtatten Bericht. Wenn eine Patrouille verſhwindet, taut in ihren Spuren eine andere, ſtärkere auf. Das Feuer, mite dem ſie empfangen wird, zeigt ihr die Stärke der Ver=- * teidigung, weil alle Soldaten aus ihren Stellungen auf

die erſten feindlihen Reiter nervös hießen; das iſt uns vermeidlih und menſhli< begreiflih. In jedem Dorf,

vor jeder Baumreihe, beï jeder Bewegung im Gelände muß ſi der Reiter ſagen: „Wahrſcheinlih iſt der Feind

hier!“ Er weiß, daß er keinen Shuß hat und daß man unfehlbar auf ihn ſchießen wird; er muß immer das be=

ſtimmte Gefühl haben, in einer unſihtbaren Gefahr zu ſ<weben. Denno reitet er dahin, ruhig und mit deutſhem Pflichtgefühl. Für die Belgier, die da glauben, die ganze deutſhe Kavallerie beſtehe nur aus Ulanen, hat darum auh der Ulan geradezu etwas Schredlihes.“ Und an einer anderen Stelle ſagt er: „Nie hat ein Krieg ſih in 1

größerem Geheimnis abgeſpielt. An der (franzöſiſch-belgi= -

[hen) Slahtfront ſelber war alles unbekannt, unvorher=- = geſehen; man wußte nur, daß die Deutſchen allenthalben 1 vorrüd>ten .….“

Auf Gallipoli. Die Dardanellenſhlaht vom 22./23. Juni.

: (Hierzu die Bilder Seite 76—79.) E

„Die ic rief, die Geiſter, werd’ i< nun niht los.“ Das® Wort paßt ſo reht auf die Kämpfe der Engländer unds Franzoſen um die Dardanellen. Daran haben ſie nies gedaht, daß die mehr demonſtrativ gedachte Erzwingung2 Ser Dardanelleneinfahrt zu einem Unternehmen ausartenir fönnte, das Millionen für Kriegsmaterial und Zehntauſend an Menſchen frißt, ohne daß auh nux eine Spur von Erfolg® zu ſehen ſein würde. Eine Kundgebung ſollte der Kampf um die Dardanellen ſein, berehnet auf die Unruhe der: Balkanſtaaten, die nah der Hoffnung der Dreiverbändlerr um die Wette ins Lager der Verbündeten zu eilen beſtreble ſein würden, wenn die engliſhen und franzöſiſchen Schiffe] die Durchfahrt erreicht hätten. Daß die Verteidiger Des

Dardanellen den Angriff abſchlagen Fönnten, daran hatte!

an weder in Paris noh in London gedacht. ZU [pät es fannten die Angreifer, daß ſie den Anſturm mit viel zu ges ringen Mitteln unternommen hatten; alle Opfer an Munt tion, die empfindlichen Schiffsverluſte, alle noh ſo geſhi>ters Pläne hatten niht den geringſten Fortſchritt gebracht. De! ganze Glanz, der die engliſche Flotte für die Balkanſtaatetts no< umflimmert haben mag, iſt vor den Dardanellen ver loxen gegangen. Um niht auh den leßten Reſt A<htun(7i zu verlieren und wohl au< in der Vermutung, Deutſh (©

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