Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

Deutſcher engliſchen bei Neuve eſſe,

1 Darſtellung.

Slluſtrierte

WU

einen nähtlihen Überfall und blieben, des Angriffs gewärtig, in Reih! und Glied. Es wurde Nacht, und flüſternd zog der Wind dur<s Gelände; er brachte einen leiſen Brandgeru<h mit! Manch einem deutſhen Reitersmann pochte das Herz ſhneller an die Rippen, und viele ſcharfe Augen durchdrangen die Dunkelheit nah dem Feind. Er war niht zu ſehen, wohl aber dort am öſtlihen Simmel ein Feuerſchein! Die Pferde wurden unruhig, ſ<hnaubten ins Geſchirr, warfen die Köpfe hoh. Was war das? Dort drüben züngelten Flämmchen empor, verbreitete ſih roter Schein ! — Das waren Flammen, feine Flämmchen mehr ſie fla>erten, ſie wu<ſen empor, ſie loderten auf, loderten

rieſengroß, blendend hell, in furzer Zeit war die Ebene -

taghell erleuchtet. Dier, ſhwerer Rauch ſtieg auf, und neue Feuerbündel le>en über ihn gen Himmel. Das war ein grauſig -\<önes Schauſpiel: das Bergwerk ſtand in kurzer Zeit völlig in Flammen! deutſchen Reiter und ſchauten, überwältigt von der Groß-

artigkeit dieſes furhibaren und doh auh ſ<hauerli<-ſ<hönen

Brandes. Manch einem jagte wohl ſekundenlang ein

Da ſtanden die tauſend

Gruſeln über den jungen Leib, gedachte er der Feinde, die [ih in dieſem Meer von Flammen, Qualm und Rauch einen Aus= weg ſuchten und verzweifelt vielleiht in den unterirdiſhen Shäh=ten umherirrten! Doch weg mit dem Gedanken an das Schi>ſal der Franzoſen! Die Hauptſache blieb, daß ihr Plan wieder einmal ge=ſcheitert war. Wer aber mit Ein= ſezung des eigenen Lebens die Bergwerke in Brand geſte>t hatte, das waren unſere unerſ<hrod>enen, tapferen Pioniere! Jede Waffe, ob Jnfanterie, Kavallerie oder Artillerie, hat ihre eigene Pionier= abteilung! Großes haben die deut=ſchen Pioniere in dieſem Kriege ſhon geleiſtet, hwierige Aufgaben haben ſie ſhon gelöſt. Überall gibt es Arbeit für ſie, und mit wahrer Todesverachtung bereiten ſie unſerem tapferen Heer den Weg, oft bewältigen ſie Hinder= niſſe, die unüberwindlih ſcheinen, und ſind die rettenden Engel aus drüdender Not. So hat auch ihr Eingreifen bei. Liévin die Pläne der Franzoſen gänzlich zuſhanden gemacht. .

Im lodernden Feuerſcheine, ein Reiterlied dur die Nacht \<metternd, zogen die müden deutſchen Reiter in ihre Quartiere. Für heute war wieder einmal die Gefahr vorüber. Was wiirde der morgige Tag bringeu®?

Der franzöſiſche Angriff auf den Schüßengraben nördlich Marchéoville. Von Paul Oito Ebe. ie beiden Skizzen Seite 86 und 87.)

Der Zufall ſpielte mir eines der feſſelndſten Schriftſtücke dieſes “ Krieges in die Hände — den fran= zöſiſhen Angriffsbefehl auf unſere Stellung bei Marchéville. Die deutſhe Heeresleitung hat den größtmöglichen Nußen aus dem “Schriſtſtü>k gezogen und die Stel= lungen an jenem Plahe ganz. neu gebaut. Vorſichtshalber ſoll aber die dorlige deutſhe Stel=lung niht ſo eingezeihnet wer= den, wie ſie in Wirklichkeit zu jener Zeit ausgebaut war, ſon=

“dern wie die Franzoſen ſie ſi< auf Grund ihrer Auſfklä=

rung dachten (ſiehe die Slizze Seite 86). Es fei erwähnt, daß der vorderſte Shüßengraben, der an der enlfernteſten Stelle nur 400 Meter vom feindlihen Graben ablag, ſfih aber bei den „alten Sprengtrichtern“ ſogar auf 80 Meter näherte, im allgemeinen von unſeren Gegnern richtig ein= gezeichnet wurde. Von den franzöſiſchen Gräben in zweiter und dritter Linie hatten wir jedo<h bedeutend genauere und zuverläſſigere Ängaben, als dieſe von unſeren hinteren Schüßen-, De>ungs- und Laufgräben, was auh aus ihrem Angriffsbefehl hervorgeht. :

Das Gelände in jener Gegend iſt fla<h. Die Bodenbewahh= ſung beſtand urſprüngli aus Feldern. Da das Grundwaſſer ein tiefes Eingraben verhinderte, wurden die Gräben mit hohem Aufzug verſehen, die Bruſt- und Rückenwehren alſo: ſehr hoh aufgeſetzt, weshalb ſih die Gräben ſchärfer als ſonſt vom Umgelände abheben (ſiehe die Skizze Seite O DIe „alten Sprengtrichter“ rühren von einem früheren ſran= zöſiſchen Angriffsverſu<h dur<h unterirdiſche Stollen und

Minen her, wobei die Länge des Stollens anſcheinend niht