Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

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wendung tommendes Kampfſmitz tel bilden die Geſchoſſe mit betäubenden Gaſen. Die engli-z hen und ſranzöſiſhen Heere haben ſolhe Mittel zuerſt zur Anwendung gebracht; fie haben alſo keinen Grund, ſi< über deutſhe Kriegführung zu beklaz gen, au< wenn die deutſ<he Chemie und Technik ſie in der Anfertigung ſolher Waffen raſ< weit übertroffen hat. Näheres iſt über die franzöſiſhen Geſchoſſe dieſer Art durch die Anleitung des franzöſiſhen Kriegsminiſteriums für thren Gebrau<h vom 21. Fe= bruax 1915 befannt geworden. Demnach enthalten dieſe Geſchoſſe eine Flüſſigkeit, die na<h der Ex=ploſion Dämpfe ausſ\tröômt, die Augen, Naſe und Kehle reizen. Die Franzoſen fertigen zwei Arten folher Geſchoſſe an: Handgrana=ten und Gewehrpatronen. Die Granaten haben die Form eines Eies, ihr Durhmeſſer beträgt in der Mitte 6 Zentimeter, ihre Höhe 12 Zentimeter, ihr Gewicht 400 Gramm. Sie ſind für Îleine Ent=fernungen beſtimmt und haben eine Vorrihtung, um mit der Hand geworfen werden zu föôn=nen. Eine Aufſchrift gibt die Ge= brauhsanweiſung. Angezündet werden ſie mit einem kleinen, an die Gebrau<hsanweiſung angefklebten Reibſtoff, worauf ſie fortgeworfen werden müſſen. Die Exploſion erfolgt 7 Sekunden nah der Zündung. Ein feiner Deel aus Meſſing und ein angeſhraubter Pfropfen ſihern die Zündmaſſe na<h außen. Jhre Wirkſamkeit wird dur< ſtarken Wind erheblih beſhränft. Die Gewehrpatro= nen haben eine zylindriſ<he Form. Jhr Durchmeſſer beträgt 28 Milli= meter, ihre Höhe 10 Zentimeter, ihr Gewicht 200 Gramm. Sie find zur - Verwendung auf eine größere Entfernung beſtimmt, als mit Handgranaten erreiht wer=den fann. Unter einem Abgangswinftel von“ 25 Prozent gehen ſie 230 Meter weit. Sie haben Zentralzündung und werden mit Leuchtfugelgewehr abgefeuert. Das Pulver entzündet eine kleine inwendige Zündmaſſe, durh die die Patrone 5 Sekunden nah - 5 Verlaſſen des Laufes zur Entzündung gebraht wird. Die Patronen müſſen, ſoll eine nennenswerte Wirkung erzielt werden, infolge ihrer geringen Flüſſigkeitsmengen in größerer Anzahl gleichzeitig abgefeuert werden.

. Unſere Abbildung Seite 94 zeigt franzöſiſhe Jnfanteriſten mit Schußbrillen und Geſichtsmasken, wie ſie Handgranaten mit Stickgasfüllung auf deutſhe Truppen \<leudern. Dex vordere der Soldaten, der eine Handgranate in der rehtet Hand trägt, iſt nur mit einer Schutzbrille verſehen, während die beiden ſißenden Soldaten auh Geſihtsmasfken zum Schuß gegen betäubende Gaſe tragen. * Í — :

Eine im Grabenkampf vielverbreitete Waffe iſt der Minenwerfer. Es ſind dies kleine Spezialgeſ{hüße, die mit briſantem Sprengſtoff gefüllte Bomben aus nähſter Nähe in die feindlihen Schüßengräben ſ<leudern, wo ſi&dann dur die ungeheure Exploſivkraft der Bomben große Verheerungen anrihten. Die Geſchüße der Feldartillerie eignen ih niht für fleine Entfernungen, fommen alſo für dieſe Kämpfe niht in Frage. i e E

Der Brand des Bergwerks bei Liévin. L (Hierzu das Bild Seite 81/85.) : Tauſende von deutſhen Reitern warteten Zu Anfang Oktober 1914 in Nordfrankreich auf die Gelegenheit, ſich endlih au< einmal mit den Franzoſen Zu meſſen. 4. Oktober hatten dieſe ihre Stellung dicht bei den Deutſchen, aber ſie zogen es dann doh noh einmal vor, zurü>zuwei<hen,

und unſere Ulanen, Huſaren und Dragoner verharrten in

Untätigkeit, eines neuen Befehls gewärtig. Es verbreitete ſih aber das Gerücht, die Franzoſen wollten den Deutſchen in den Rücken fallen. Joffre hegte immer noh den Plan, “den Flügel der Deutſchen zu umgehen und abzuſchneiden. Deutſche Patrouillen hatten wahrgenommen, daß ſih etwa 7000 Franzoſen im Kohlenbergwerk von hielten. Von hier aus ſollte die Überrumplung der Deutſchen vor ſih gehen, und die franzöſiſchen Infanteriſten wollten _den deutſchen Reitern in den Rücken fallen, ſobald dieſe die Verfolgung der franzöſiſhen Kavallerie auſgenommen

hätten. Die Deutſchen unterließen das, erwarteten aber

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