Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

114 Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

dex Bahnlinie Lille—Douai. Dafür ergab ſi eine ſehr gün=ſtige Stelle dort, wo die Nebenbahn Orhies—TempleinarsSéclin auf einer leihten Eiſenbahnbrüd>e über die Hauptlinie Douai—Lille geführt iſt. Die Handpferde wurden dort gegen Weſten und Oſten gede>t auſgeſtellt, desgleihen eine Wache an eine feine Söhe zur Beobachtung hauptſählih gegen

Templeinars. Nachdem vier Telephon- und Telegraphen-

maſten umgeſägt und 60—70 Drähte abgeſchnitten waren, ging man an die Vorbereitungen zur Sprengung der Brüe. Durch dieſe wäre die Hauptlinie geſperrt, die Nebenlinie zerſtört - worden. Als eine Sprengpatrone gerade befeſtigt und mit Zündung verſehen war, rief einer von der Wache, daß zwei Autos aus Templeinars kämen. Man hatte ſie zu ſpät bemerkt, ſo daß der Patrouillenführer, na<hdem er auf den Zuruf aufgeſprungen war, nux no< ſehen Tonnte, daß zwei engliſhe Panzerautomobile anhielten, als dieſe au< ſ<hon mit einem Maſchinengewehr und einer Revolverkanone die Handpferde und die Brüc>e zu beſchießen begannen. Wie der Führer jegt nah jenen hinTaufen will, ſieht er die Pferde ſhon losgelaſſen in vollem Galopp über eine feine Anhöhe davonjagen. Sih umwenDenD, bemerft er,

wird weggeworfen, damit ſie ſi ungehindert bewegen Éônñen, nur Patronen und Karabiner behalten ſie. Der

Patrouillenführer reitet dann ſprungweiſe zur Erkundung

vor und hält die Brü>en über zwei Kanäle für ſeine Leute offen. Außerdem ſieht er ſi<h na< einem Gefährt um, damit ſie ſ<neller vorwärts kommen. Da, auf einem Feldweg ein Maulkiergeſpann; das wird requiriert, und dann zurü> zu den ſehs. Kaum ſind ſie jedo< verladen und etwa 1 Kilometer weit gefahren, da wird in der Richtung von_Séclin her in Schußweite eine feindlihe Küraſſierpatrouille geſihtet und niht weit dahinter eine ganze Eskadron. Alſo wieder ‘runter von dem Wagen und re<ts ins Feld hinein auf ein feines Wäldchen zu. Dort an jenem Wäldchen ſtand das Wunder, das weiteren drei Mann des fleinen Säufleins das- Leben retten ſollte. Dort fanden ſie — faſt trauten ſie ihren Augen niht — friedlih graſend na ſo langem Hin- und Hermarſchieren das verloren ge=gangene Pferd des Führers und no< zwei weitere. Das Sattel- und Zaumzeug war vollkommen in Ordnung. Es fehlte nihts außer dem Säbel und den Karten des Führers. Dieſer beſtieg raſh wieder ſein eigenes Pferd, Maiex, ein SS | weiterer Gefreiter Und ein Mann die anderen.

daß nur no< er auf der Brüde iſl, auf die allein die Engländer jeßt ihr Feuer rihten. Der Reſt ſeiner Leute läuft der etwa 500 bis 600 Meter entfernten Chauſſee Lille—Séclin zu. Jett galt es ſ<nell zu handeln, denn \{<hon [ſpringen einige Eng= länder aus den Auto= mobilen heraus auf ihn zu, um ihn gefangen zu nehmen. Die einzige Rettung iſt, die Brüte in die Luft zu ſprengen. Da erhält Burkhard einen Prellſhuß gegen das Knie. \ Aber es gelingt ihm noh, die Zündſhnux in Brand zu ſeßen, dann läuft ex hinter ſeinen Leuten he. Nah ewa 150 Meter Lauf hinter ihm ein dumpfer Krach. Die Brücke war in die Luft geflogen. Aber wohin jeßt ohne Pferde? Plöhlihſah er auf der Straße Lille—Séclin zwei Mö-

Gerade wollte Oberleutnant Burkhard auf einen Wagen mit zwei Pferden zureiten, dex in ziemliher Entfer=nung auf einem Feldweg ſtand, um ihn für ſeine drei pferdeloſen Leute zu requirieren, da war die feindlihe Küraſſiereskadron au< ſhon auf etwa 500 Me= ter herangoloppiert und eröffnete ſofort von den Pferden herunter das Karabinexfeuer. Als ſih der Führer deshalb na< den dreien umwandte, um ſie vorläufig ſo mitzzunehmen, ſah ex nur noh, daß ſie am Boden lagen. Auch-gaben ſie auf Zuruf keinerlei Antwort mehr. Plößlih ließ ſih auf der Bahnſtre>e vor ihnen Zugpfeifen vernehmen. Ein Zug kam angefahren, hielt in etwa 1 Kilometer Entfernung von Gondecourt und lud ein

belwagen daherfommen. Fünf Pferde da=vor. Da die Engländer : immer no< ſchießen, iſt niht viel Zeit zum Überlegen. Schnell mit den Leuten, die ex eingeholt hat, auf die Wagen zu. Er erreicht das erſte Pferd, einen Schimmel. Troß Geſchreis und Gezeters der Fuhrleute werden die Stränge der Gäule dur<ſ<hnitten. Der Sergeant und ein Mann fallen. Man muß ſie liegen laſſen. Nux jeßt weiter! Die Meldung niuß heimkommen! “‘nauf aúf den Gaul! Ohne Sattel, ohne Zaumzeug, die linke Fauſt in der Mähne, in der rechten den Revolver, ſo geht es, verfolgt vom feindlichen

Feuer, im Galopp die Straße auf Séclin zu. An den erſten

Häuſern halt. Das Pferd geht niht weiter. ’s iſt au< beſſer ſo. Jn dem Arbeiterneſt Séclin brähten ſie do einen einzelnen Reiter um. Alſo abſpringen! Da hört er galoppieren. Auf einem wieder eingefangenen Fuchſen von den losgelaſſenen. Shwadronspferden kommt der Ge_freite Maier dahergeſprengt. Als er ſieht, . daß ſein Offiz Zier niht weiter kann, ſpringt ex ab und hebt ihn aufs

Pferd. „Wenn nur Sie und die Meldung durhkommen !

Das iſt die Hauptſache. Dann kann ih ſhon dableiben !“ „Dh laß dih niht hier. Du kommſt mit. Anders niht!“ Maier hält ſi< am Sattel feſt, und im Trab geht es weſtlich um Séclin herum. Nach etwa 1/2 Kilometern ſtoßen no< fünf Leute der Patrouille zu Fuß zu den beiden. Alles

Der neue franzöſiſche Stahlhelm, der die Gefährlichteit der Kopfſchüſſe um mehr als die Sälfte vermindern ſoll.

t. Berl. Zlluſtrat.=Geſ. m, b.

ganzes Bataillon Jn= fanterie aus, das anz ſcheinend die Bahnlinie

beſeßen ſollte, damit von dex Patrouille niemand mit der

ſo wichtigen Meldung hinüber- und heimkomme. Kaum hatten die Infanteriſten den Reſt der Patrouille erbli>t, ſo eröffneten ſie ein raſendes Feuer. Außer-

dem fam auf der Straße nordweſtlih und ſüdweſtli<h aus Gondecourt ungefähr je eine radfahrende Kompanie

Alpenjäger heraus und beſhoß gleichfalls die dahingaloppierenden vier. Tief auf die Hälſe der keuhenden Tiere vorgebeugt ging es über die Bahnlinie Gondecourt—Séclin. Jett begannen auh Ziviliſten, die vorher anſcheinend friedlich auf den Feldern gearbeitet hatten, hinter Strohſchobern hervorzuſchießen. Da ſtürzt der Gefreite Maier auf ſeinem

müden Pferd beim Sprung über einen Graben in dieſen

hinein. Die beiden vorderen galoppieren weiter. Der

Führer ruft ihnen die Richtung zu, dann ſpringt er troß

des Feuers ab und hilft Maier heraus und wieder aufs Pferd. Aber die zwei vorn ſind falſ<h geritten. Über die Hauptlinie Thalempin—Séclin hinüber reiten ſie, ſtatt ſüdlih an Avelin vorbei, nordöſtlih; alſo wieder auf Lille zu. Sie dürfen niht in ihr Unglü> rennen. Man muß nah. Mit abgeheßten Pferden werden ſie diht hinter Avelin eingeholt. Da ſehen ſie ſchon wieder eine feindliche Küraſſiereskadron im Anmarſh von Pont-à-Marcy