Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

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Truppen vertrieben. Bei Ari Burun rü>ten ſie unter hef=tiger Feuerunterſtüßung dex Kriegſchiffe etwas vor, wurden aber bald von den Türken zum Stehen gebra<ht. Jm Zuſammenhang mit dieſen Unternehmungen angeſeßte Angriffe an anderen Stellen der Kampfſront brahten den Verbiümdeten über 2000 Tote, die vor der türkiſhen Front liegen blieben. Die Türken ſeßten ſih beim NaWſtoß in neuen feindlihen Gräben feſt und brahten 140 Gefangene ein. Au<h dieſe Angriffe nördlih Ari Burun, die nun tagtäglich erfolgten, foſteten den Engländern und Franzoſen nur Verzluſte an Mannſchaften und Material. Am 9. Juli nahmen dort die Türken 4 Offiziere und 50 Mann gefangen, erbeuteten 2 Maſchinengewehre, helioſtatiſhe und Telephonanlagen ſowie eine Menge Waſfen. Ein feindliher Kreuzer, der die Umgebung von Bulair indirekt beſ<oß, wurde von verſte>en türkiſhen Batterien am Golf von Saros mit Erfolg unter Feuer genommen und verzog ſih \<hleunigſt. Am 10. Auguſt kam es wieder zu Kampfhandlungen größten Umfangs, und au<h dieſer Tag wurde [ür DIE Engländer und Franzoſen wieder ein Tag größter Verluſte. 3000 tote Feinde wurden vor der Front der Türken gezählt, die den gewohnten erfolgreihen Gegenangriff machten, bei dem ſie 2 Maſchinengewehre behielten. Bei Ari Burun eroberten ſie in mehreren Geſehten am 11. und 12. Auguſt dann no< 8 Maſchinengewehre, von denen 5 ſofort gegen den Feind ins Feuer gebraht werden fonnten. In den Tagen vom 6. bis 7. Auguſt hatten die Engländer und Franzoſen niht weniger als fünf neue Diviſionen gelandet, die in ununterbrohenen, immer wieder neu aufflammenden Kämpfen bis zum 15. Auguſt ins Feuer gebracht wurden. Nichts vermochte aber den Heldenmut der türfiſhen Soldaten zu untergraben. Die Waſſenbrüderſchaft zwiſchen ihnen und ihren deutſhen Führern behielt gegen alle Anſtürme unentreißbar feſt den Sieg als Lohn für unüberwindlihe Ausdauer und Treue. _ Auch zur See blieb den Türken das Glü> treu. Die großen Schiffsverluſte vom Mai wiederholten ſih für die Engländer und Franzoſen von Juni bis Auguſt allerdings niht; denn wohlweislih zogen ſie ſ{<ließlih alle größeren Einheiten aus den dur deutſ<e U-Boote ſo ſehr gefährdeten Küſtengewäſſern der Dardanellen zurüd. Dafür gelang ſhon am 31. Mai bei der Jnſel Strato einem U-Boot die Verſenkung eines engliſhen Hilfsfreuzers von 12000 Tonnen. Von der 800 Mann zählenden Beſaßung rettete der engliſhe Dampfer „Spy“ 120 und brachte ſie nah der Bucht von Mudros. “Am 2. Juni wurde noh einmal ein engliſ<her Linienſchiffsfreuzer torpediert. Es erfolgte wohl eine Beſtätigung dieſer Naricht, über alle Einzelheiten \<wieg ſih aber Der amtlihe Bericht aus. Jn der Nacht vom 3. auf 4. Juni war nach dem genannten Bericht auch ein franzöſiſ<her Minenſucher infolge einer Exploſion zwiſchen den Inſeln Keuſten und Hekim vor Smyrna untergegangen. Am 13. Juni berichteten die Türken, daß ein türkiſher Flieger in der Kefalobuht auf

Imbros ein Panzerſchiff vom Agamemnontyp geſichtet habe,

deſſen Verde> faſt unter der Meeresoberflächhe lag und deſſen hinterer Maſt und Schornſtein vollſtändig w eggeſunken waren. Im Zuſammenhang damit wurde aus griechiſchen Quellen befannt, daß am 9. zwiſhen Kalymnos und dem aſiatiſchen Feſtz lande ein großes Kriegſhiff infolge Exploſion geſunken ſei.

Die Reihe der erfolgreichen Torpedierungen wurde am 5. Juli wieder aufgenommen mit der Verſenkung des franzöſiſhen Transportdampfers „Cartague“, Der 1500 Mann an Bord hatte. Er gehörte der Mittelmeerſlotte der „Comspagnie Transatlantique“ und hatte mit Truppen und Material für das Expeditionskorps auf den Dardanellen am 24. Juni Marſeille verlaſſen. Die türkiſche Wacht am Maxrmarameer, der wiederholt feindlihe U-Boote in die Hand gefallen waren, vernichtete am 26. Juli früh acht Uhx in der Meerenge das franzöſiſ<he U-Boot „Mariotte“. 31 Mann der Beſatzung wurden gefangen genommen. Das Schiff ſtammte aus dem Jahre 1911 und lief über Waſſer 15, untex

Jlluſtrierte Kriegsberichée.

Die Zerſtörung des Eiſenbahnviadukts bei Dammerkirch. (Hierzu das nebenſtehende Bild.)

Durch das Loch von Belfort waren die Franzoſen in den erſten Tagen des Krieges in den Sundgau eingefallen

Illuſtrierte Geſhichte des Weltkrieges 1914/15.

Waſſer 10 Seemeilen bei einer Waſſerverdrängung von 530 bis 630 Tonnen. Das Boot, das mit 6 Torpedolancierrohren bewaffnet war, hatte die Aufgabe, ein engliſ<hes U-Boot abzulöſen. Die Türken erfuhren den Ort, an dem es ſeine Vorräte einnahm, und fonnten es deshalb unſhädli< machen.

Seitdem die deutſhen U-Boote ihre weite kühne Fahrtnah. dem Orient zurü>gelegt haben (ſiehe auh S. 54), iſt es feineswegs mehr ausgemacht, daß die von den verbündeten Feinden ausgeſandten Truppen- und Materialtransporte ihr Ziel auh erreichen. Aus griechiſchen Quellen wiſſen wir, daß im Mittelz meer gegen Ende Juli auch dex enaliſ<he Dampſer „Arneuron“, ein großes Truppentransport\chif|, faſt mit der ganzen Beſaßung nah einem V-Boot-Angriff im Meere verſank.

Aber auh unſere Gegner ſollten ſi<h eines Triumphes dieſer Waffe erfreuen. Das türkiſhe Linienſchiff „Barbaroſſa Haireddin“ wurde am 8. Auguſt das Opfer eines feindlihen U-Bootes. „Barbaroſſa Haireddin“ war ein altes deutſches Linienſchiff, der „Kurfürſt Friedrih Wilhelm“, der 1891 vom Stapel lief und 1910 von der Türkei erworben wurde. Er verdrängte 10 060 Tonnen und konnte 17 Seemeilen leiſten. An den Dardanellenkämpfen hatte das Schiff ſehr regen Anteil genommen und mit ſeinen großtalibrigen Ka=nonen dem Feinde bei Ari Burun ſ<hwere Verluſte Heiz gebraht, mehrere Transportſchiffe ſowie einen Torpedo=- bootzerſtórex in Grund gebohrt und einen feindlihen Lan=dungsplaß vernihtet. Es hat niht weniger als ſes U-Boote, mit denen der Feind zu ſeiner Bekämpfung în das Marmarameer einzudringen verſuchte, in den Grund gebohrt und exlag na< ſo ſtattlihen Erfolgen nun endlih einem feindlihen U-Boot-Angriff. Der größte Teil ſeiner friegs- und ſeeerfahrenen Bemannung konnte gerettet werden.

Zu dieſem Troſt geſellte ſih an demſelben Tage noh ein anderer: die Zerſtörung eines feindlihen U-Bootes vor BuU=lair dur< ein türkfiſ<hes Waſſerflugzeug. : :

Am 14. Auguſt war es der engliſche 10 000-Tonnendampfer „Royal Edward“, der den Türken zum Opfer fiel. Ein U-Boot=-Torpedo traf ihn in der Nähe der Inſel Kos ſo ſicher, daß er in vier Minuten ſank. Annähernd 1000 Mann des Transportes, den dieſer große Dampfer führte und der hauptſählih aus Verſtärkungen der 29. Diz viſion und Teilen des Sanitätsdienſtes beſtand, ſind erz trunfen. 600 ſollen gerettet ſein. SS

Wie ausſihtslos alle Unternehmungen der Angreifer an der Dardanellenfront waren, geht auh für die Monate Juni bis Auguſt aus der traurigen Tatſache hervor, daß die Eng=länder vor grauſamſter und völterre<htswidriger Kampſesweiſe niht zurü>ſ<re>ten. Am 6. Juli beſchoß ein feindlicher Monitor bei Ari Burun hinter einem ihn de>enden Lazarett\hiff weg die türkiſhen Stellungen. Die Engländer entblödeten ſih alſo auch hier ſo wenig wie in Flandern, bei ihren Kämpfen unter dem Zeichen des Roten Kreuzes Decung zu ſuchen. Wenn ſie dafür ihre wohlverdiente Züchtigung erfuhren, beklagten ſie ſih über Barbarei. Sie ſelbſt mißachten die Shußzeihen der Verwundetenpflege, zu denen natürlih au< der Rote Halbmond gehört, geradezu gewohnheitsmäßig. Am 8. Auguſt warf ein feindlicher Flieger eine Granate auf das Hoſpital von Eznie ſüdlih von Kuni-Kale ab und tötete dadurh einen Verwundeten. Am 5. belegten feindlihe Flieger das Lazarett von Agadere bei Seddil-Bahr mit Bomben, obgleich ſie die Fahne des Roten Halbmondes deutlich geſehen haben mußten. Am 9. Auguſt wiederum warf ein feindliher Flieger drei Bomben auf das Lazarett in Galaköj, das wagereht, alſo für Flieger unbedingt deutli<h ſihtbar, das Zeichen des Roten Halbmonds aufwies. Ein Soldat wurde getötet, drei verleßt. Angeſichts dieſex unmenſchlihen „Heldentaten“ kann man es wohl verſtehen, daß die Türken mit ſcharfen Vergel=tungsmaßregeln vorgehen wollten. Es wurde erwogen, für jeden dur<h ſol rohe Überfälle wie die erwähnten umgetfommenen türkiſhen Kämpfer einen gefangenen Engzländex zu töten. (Fortſezung folgt.)

und hatten, die ſhwachen deutſhen Grenzſhußtxuppen vor ſih hertreibend, faſt kampflos Mülhauſen erreiht, wo ſîe indes bereits am 8. und 9. Auguſt 1914 unter \{<weren Verluſten geſ<lagen und zum Rückzug auf Belſork gezwungen wurden. Wenn es ihnen trozdem {hon na<h wenigen Tagen mögli war, erneut zum Angriff überzugehen und