Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

Illuſtrierte Geſhihte des Weltkrieges 1914/15.

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Bei Seddil-Bahr nahmen die Türken am 7. Juli vor

ihrem rehten Flügel zwei feindlihe Gräben. Im Zentrum hatte in derſelben Naht eine wagemutige Erkundungsabteilung gute Beute beſonders an Pioniergerät gemacht. Artillerie- und Bombenangriffe bereiteten in den nächſten Tagen eine neue Hauptſhlaht vor. Der heftigſte Vorſtoß der Engländer und Franzoſen ſpielte ſih, wie ſtets unter \<werſten Verluſten, am 183. Juli ab. Den Türken blieb beim fräftigen Nahſtoß eine Menge Munition und Kriegsmaterial. Die unter türkiſhem Feuer erzwungene Flucht der Verbündeten geſ<ah mit ſo überſtürzter Haſt, daß viele der Fliehenden in dem überaus zerklüfteten und [<hwierigen

Gelände den Rü>weg verfehlten und in Abgründe ſtürzten.

Die Artillerievorbereitung hatte ſi<h der Feind allein an dieſem Tage auf ſ{<malem Raum 60 000 Granaten ftoſten laſſen; troßdem war er wieder feinen Schritt vorwärts gefommen. Die geſhlagenen Truppen waren derart in Furt vor den wu<htigen Gegenhieben der Türken, daß ſie ſi unausgeſeßt dur<h Leuchtpiſtolen gegen Überraſhungen zu ſhüßen ſuchten und ein ununterbrohenes Gewehrfeuer ins

Bahr, der dreimal abgeſhlagen wurde.

dieſen Tagen auh des Beſuches des türkiſhen Thronfolgers Juſſuf Izzedin, deſſen Anweſenheit ohne Zweifel erhebend

und belebend auf ſie gewirkt hat.

Nach einem hartnä>kigen Shüßengrabenkampf, in dem die Türken dur<h Gegenminen meiſt alle Kampſfabſihten ihrer Gegner vereitelten, erfolgte erſt am 20. Juli wieder ein Hauptſturm gegen den türfiſhen linken Flügel bei SeddilIn der darauffolgenden Nacht unterhielten die Verbündeten unter Anwendung von Leuchtfugeln und Scheinwerfern ein ununterbrochenes Artilleriefeuer, das aber ſo ſ<le<t gezielt war, daß die Türken eine Erwiderung für völlig überflüſſig hielten.

Die nächſten Julitage wurden gekennzeihnet dur<h eine überaus ſtarte Beſchießung der türkiſhen Stellungen, beſonders aber der anatoliſhen Batterien, von denen Transportſchiffe und Zeltlager immer wieder \<hwer beſchädigt worden waren. Dies geſchah auch ießt. Feindlihe Torpedoboote, die bei Seddil-Bahr den linken türkiſhen Flügel befeuern wollten, holten ſi<h Treffer über Treffer und verſhwanden; am 29. Juli mußten wieder die Lager

Phot, Carl Seebald, Wien, *

Das Fſonzotal mit dem Ken.

Leere hinein unterhielten. Die Türken gingen ſtellenweiſe Denno vor und holten fi<h vor allem auh vorübergehend geräumte Gräben zurü>. Dabei gelang ihnen die Gefangennahme vizler Engländer. Troßdem wußte der franzöſiſche Bericht über dieſe Kämpfe von „glänzenden Taten“ der Zuavenregimenter und Fremdenlegionäre zu erzählen. An den nätſten Tagen verſuchten die Verbündeten wieder eine Schädigung der türkiſhen Stellung vom Meere aus. Unter dem Schuß von Torpedobooten und Minenlegern eröffnete ein engliſher Kreuzer am 15. Juli ein heftiges Feuer bei Kaba Tepe auf Grund von Angaben, die er aus einem Feſſelballon erhielt. Er vermochte aber kein Ergebnis zu erzielen. Die anatoliſhen Batterien der Türken

dagegen beſhoſſen in der Naht vom 15. auf 16. Juli die

_ſeindlihen Lager bei Teke Burun, Seddil- Bahr und Mortiloman. Brände und Exploſionen verkündeten weithin die Zerſtörung und Unordnung, die ſie ſ<hufen.

__ Die Unternehmungen der folgenden Tage wurden gelähmt dur die wütende Hiße, die in dieſer Jahreszeit die öde und wüſte Felſenhalbinſel heimſucht. Die Türken fühlten ſi den ſtellenweiſe unternommenen Vorſtößen ihrer Gegner jo überlegen, daß ſie dieſe bis dit an ihre Gräben herantommen ließen und dann faſt vollſtändig niederſhoſſen. Sie behielten dabei auch einige Franzoſen als Gefangene. Die unermüdlih treuen türfiſhen Soldaten erfreuten ſi<h in

bei Tefe Burun ein treffſiheres Granatenfeuer über [ih ergehen liſſen.

Bis zum 4./5. Auguſt ſpielte ſih auf dem engbegrenzten Raum der Südſpiße von Gallipoli ein hartnä>iger Stellungs- und Schüßengrabenkampf ab, ganz ähnli<h den blutigen Kämpfen bei Souchez. Dabei gelang es den Türken, ſih Stü> für Stü>, bei der Art dieſes Kampfes alſo faſt bu<ſtäblih Meter um Meter, gegen ihre Gegner vorzudrüden. Jn der genannten Nacht wagten dieſe wieder einen größeren Sturm, der ihnen aber nur neue Verluſte brachte. Kreuzer, Torpedoboote und Landbatterien hatten rieſige Mengen von Granaten größten Kalibers ohne Wirkung auf die Stellungen der Türken geſchleudert. Deren Batterien aber trafen bei Tefe Burun ein Kanonenboot fo gut, daß es Shlagſeire erhielt und nah Tenedos abgeſchleppt werden mußte. Am 6. Auguſt ſ<hoßÿ die türkiſhe Artillerie ein

Transporiſchif} in Brand und verſenkte bei Ari Burun-

eine beladene Galeere. Jn fühnem Überraſhungsancriff ſtürmten die türkiſhen Soldaten an dieſem Tage mehrere feindlihe Gräben und zwangen den Feind zur Zurücflaſſung von über 300 Toten. : e

_In der Nacht zum 7. Auguſt machten die Verbündeten einen neuen Landungsverſuch in der Umgebung von KaratHali im Norden des Golfes von Saros und an zwei Orten nördli< von Ari Burun. Bei Karatchali wurden gelandete