Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

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Zlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

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ſpielen, gelangen nur ſpärlihe Nahrihten nah Europa.

Lange Zeit kam es überhaupt niht zu bedeutenderen Kämpfen, da die Türken den engliſ<-indiſ<hen Truppen, Die, nas dem ſie die alten Forts von Fao und El Koweit am Perſiſchen Golf zum Schweigen gebra<ht hatten, landeinwärts auf Basra vorgedrungen waren, feinen ernſtlihen Widerſtand entgegenſeßten. Erſt als die Engländer von Korna (an der Vereinigung des Euphrat mit dem Tigris zum Schatt el Arab) aus die türkiſhen Höhenſtellungen am Ufer des Tigris angreifen wollten, entſtanden erbitterte Kämpfe, in

denen die Türken ſiegreih blieben und den Feind unter ſ<hweren Verluſten zurü>ſchlugen (vgl. Band IT S. 304 fff.). Aber immer wieder verſuchten die Engländer ſtromaufwärts vorzudringen, um den berühmten Haupthandelsplaß Meſopotamiens, die alte Kalifenſtadt Bagdad, zu beſeßen, ſih ſchließli< mit den an den Quellen des Euphrat und Tigris ſtehenden Ruſſen zu vereinigen und ſo den Türken in den Rüden zu fallen. Auf Kähnen, Dampfern und Transportſchiffen braten die Engländer Kanonen, Munition und Proviant int großen Mengen von Basta herbei und befeſtigten ihre Stellungen um Korna, wo ihnen auf der ganzen Front die Türken in der Verteidigung gegenüberlagen. Alle engliſhen Angriffe auf die Höhen von Barhan und Batta, nördlih von Korna, ſcheiterten an der tapferen Gegenwehr der

türkiſhen Verteidiger. Auf dem weſtlihen Flügel gingen

‘die Türken ſogar zum Gegenangriff vor und warfen den

Feind aus dem Ort Katatelnaj. Unter dem Schuße der Nacht waren am 5. Juli die türkiſhen Shwarmlinien unbemerkt bis an das engliſhe Lager herangeſ<lihen und hatten den ahnungsloſen Feind überraſht. Ehe dieſer zu den Waffen greifen und ſih wirkſam verteidigen konnte, hatten die Türken, unterſtützt von den eingeborenen Beduinen- und Nomadenſtämmen, das engliſhe Lager überfallen und erobert, wobei ihnen reihe Beute an Waffen und Munition in die Hände fiel; au< wurden zahlz reihe Gefangene gemaht, darunter ein Oberſtleutnant der Artil=lerie. Katatelnaj wurde im Sturm genommen und der Feind auf Korna zurückgeworfen. Inzwiſchen zogen die Engländer bedeutende Verſtärkungen heran und verſuchten, indem ſie den Euphrat aufwärts mit Kanonenbooten vordrangen, die verlorenen Stellungen wiederzugewinnen. Am 14. Juli griffen die Engländer bei Mondſchein die türkiſchen Stellungen am Euphrat zu Waſſer und zu Lande an. Eine furhtbare Kanonade, die den Türken indes nur ganz geringen Schaden Zufügen konnte, leitete den Kampf ein, der zur erbitterten Schlacht wurde und erſt am Abend des nächſten Tages mit einer vollſtändigen Niederlage der Engländer endete. Es gelang ihnen an keiner Stelle, ſi<h der türkiſhen Gräben zu bemächtigen, ſo oft die indiſhen Truppen au<h mit Bajonett und Handgranaten den Durhbruch erzwingen wollten. Jedèsmal mähten die türfiſhen Maſchinengewehre die Reihen der Stürmenden nieder, und wo der Feind in den vorderſten Shüßengräben einen Augenbli> Fuß faſſen konnte, wurde er in blutigem Handge=menge bald wieder zurü>geworfen. Ebenſowenig führte der engliſhe Angriff zur See zum Ziel. Hier hatte der Feind, die zahlreihen Kanäle des Euphrat, die das fruchtbare Tiefland dur<ſchneiden, benußend, den reehten türkiſhen Flügel zu umgehen und ihm in den Rüden zu fallen verſu<ht. Auf Kähnen und Barken hätten die Engländer ihre Truppen herangezogen und unter dem SHuße der Palmenhaine unbemerkt im Rücken der türkiſhen Stellungen landen fönnen. Die Türken, die zu derſelben Zeit an der Front an- gegriffen wurden, ſahen ſih nun plôöglih auc von hinten bedrängt. - Indes verloren ſie keine Minute den Mut; die Not verdoppelte ue hre Aüsdauer Und Tapferfeit. Es waren beſonders eingeborene Freiwillige, Beduinen und Araber, die im Bunde mit regulären Truppen die Engländer zurü>ſ<hlug dan ihre Landungspläße zurü>drängten. Hier kam einem erbitterten Nahfampf, der den Feind zu ſ<léunigſter Flucht auf ſeine Schiffe nötigte. Wer dieſe niht raſh genug érreihen fonnte, warf ſeine Waffen ins Waſſer und ſ<hwamm den Booten nah. Den Fliehenden auf den Ferſen folgten die Türken, die alles niedermahten, was ihnen in die Hände fam. Über tauſend Engländer blieben auf der blutigen Walſtatt am Strande des Euphrat tot, unter ihnen der Oberbefehlshaber des Expeditionskorps und ZWel höhere Offiziere; dazu kamen no< zahlreiche Verwundete, deren ſih der Rote Halbmond annahm. :