Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

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Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

Ftalieniſcher Sturmangriff auf die Höhe von Doberdo. {Hierzu Karte und Bilder auf Seite 148—151.)

Nah den [<hweren Mißerfolgen bei Plava (S. 74) holte General Cadorna, dem erneuten Drängen der Drei= verbandsmächte und der italieniſhen Kriegspartei nahgebend, zu einem entſheidenden Schlage :

monarchie vertreten waren, in dem fur<tbaren Feuer aus; unbeugſam war ihx Mut, nur ein Loſungswort ging dur< thre Reihen: „Solange no< einer von uns lebt, ſoll fein Jtaliener hier durhdringen!“ „Und wirkli<,“ ſo \hreibt ein Mitkämpfer, „die Dalmatiner ſtanden wie vielhundertjährige Eichen, ſie wankten niht. Hier gegen die Ftaliener fühlten ſie ihre Kraft verzehnfaht; ein jeder von ihnen wollte wenigſtens zehn ſeiner

aus, um die hartnädig verteidioue (CS

JFſonzofront zu dur<hbrehen. Diesmal rihteten ſi<h ſeine Maßnahmen gegen die Höhe von Doberdo. Nachdem die Jtaliener die nah Weſten vorſpringende Hochfläche im Bogen umfaßt und na< dem- Muſter der franzöſiſhen Heeres=leitung die ganze Front abgetaſtet hatten, um irgend eine ſ<hwace Stelle zu entdeden, glaubten ſie die AchillesFerſe der öſterreihiſh-ungariſhen Linie bei Ronhi— Selz— Sagrado, alſo Zzwiſhen Monfalcone und Gradiska, gefunden zu haben. Drei italieniſ<he Diviſionen brachen in der Naht vom 29. auf den 830. Juni gegen den Ab\<nitt Sagrado—Monfalcone vor. Beſonders heftig geſtaltete ſih der Kampf zwiſhen Ronchi und Monfalcone, wo ſich die Jtaliener des Zugangs auf die Hohflähe von Selz und der Hänge des 113 Meter hohen Monte Coſi zu bemähtigen ſuchten. Obwohl dieſe Angriffe unter den [<hwerſten Verluſten zuſammenbrachen und dex Feind in wilder Auflöſung zurü>flutete, nahm der Kampf in den nächſten Tagen -an Heftigkeit und Erbitterung nur noh zu. Die italieniſhe Heeresleitung zog immer

von neuem Verſtärkungen heran, bis am 5. Juli die ganze dritte italieniſhe Armee, mindeſtens vier Korps ſtark, gleih= -

zeitig gegen die öſterreihiſ< - ungariſ<hen Stellungen von Görz bis zum Meere vorging. Da zu jedem Korps planmäßig außer den aktiven Diviſionen eine Diviſion Mobilmiliz und ein Berſaglieriregiment gehören, ſo läßt ſi das italieniſhe Heer auf etwa 160 000 Mann ſ<hägen, denen kaum der vierte Teil auf öſterreihiſ<h-ungariſcher Seite gegenüberſtand. Aber es waren fampferprobte Truppen, die in ſorgfältig ausgewählten und vorbereiteten Stellungen an den Abhängen des Karſtes ſiegesgewiß den feindlihen Anſturm erwarteten, Truppen, die ſhon auf dem ſerbiſ<hen Kriegſhauplaß, hängen und Bergen der Karpathen und auf den galiziſchen Schlachtfeldern die Feuertaufe erhalten hatten. :

Mit einer bisher unerhörten Maſſenverwendung von

Depeſchen aus der Feoont werden während eines Gefechts in Galizien aufgenommen und weitergegeben.

\<hwerer Artillerie, die tagelang ununterbrohen gegen die öſterreihiſhen Stellungen donnerte, bereiteten die Ftaliener den Sturmangriff ihrer Jnfanterie vor; er entwi>elte ſih zu einer erbitterten, blutigen S<hlacht, die an Heftigkeit den Kämpfen bei Ypern und Arras gleihfam. Aber unerſhütterlih hielten die öſterreihiſh-ungariſhen Truppen, unter denen faſt alle Nationalitäten der Donau-

Eine Feen ſprecherleitung wird während des Gefechts ausgebeſſert. =

auf den Ab-

— Todfeinde auf ſi< nehmen. Ja, ſie machten ſi<h über die Jtaliener, die Tange mit dem Angriff zögerten, no< luſtig und riefen ihnen zu: „Nur los zum Sturm, wenn du ein Held biſt — wenn di< eine Mutter geboren hat, wir erwarten di!“ : - Endlih kamen ſie. Jn dichten Reihen wälzt es ſi<h von der Ebene her auf die Höhen zu, aus Gärten, Getreidefeldern und Pinienhainen blizen die Gewehre und donnern die Salven, die Trompeten ſ<hmettern zum Sturmangriff, und unter lautem Feldgeſchrei: „Avanti Savoia!“ (Vor=wärts Savoyen!) ſtürmten Alpini, Berſaglieri und Jnfanterie die Höhen hinan auf die |f. u. ff. Stellungen zu. Ruhig ließ man den Feind auf 100 Meter an die Schüßengräben heranfommen — dann ein mörderiſches Feuer, und die erſten Sturmkolonnen wälzten ſi< in ihrem Blute. Einen Augenbli> zögerten die na<hfolgenden Reihen; auh ſie wurden von den öſterreichiſh-ungariſ<hen Maſchinengez wehren gelichtet und wendeten ſi zur Flucht. Aber gleich traten friſhe Reſer= yen în die Lüd>en; neu eingetroffene Regimenter griffen in den Kampf ein, glei den vorzüglichen Alpini und Berſaglieri alte, gediente Soldaten, die [hon Unter der heißen Sonne Afrikas mit Türken und Arabern foHten. Abex vergebens ſtürmten ſie gegen den eiſernen Ring der öſterreihiſh-ungariſchen Linien an: die Tiroler Standſhüßen, die Söhne der Pußta, die zähen Kärntner und Steiermärker Landſturmleute, die fkroatiſhen Hausregimenter und die Dalmatiner Landwehr wieſen mit unerſhütterliher Ruhe jeden Angriff zurü>, obwohl der: Feind Tag und Nacht den Sturm erneuerte. Wohl gelang es den Jtalienern ſtellen= weiſe, in den vorderſten feindlichen Gräben Fuß zu faſſen, ſo bei Selz und Vermegliano, von wo ſie dann den Monte Coſich ſtürmen wollten. Jn der Takt gelang es ihnen, ſih nach heftigem Kampf an den Abhängen feſtzuſeßen. Aber mit Bajonett und Gewehrkolben warfen die tapferen Ver=-

Brückenbewachung bei Biſtra in Galizien.

teidiger den Feind in verzweifeltem Handgemenge wieder

Zurü>, Und Das wohlgezielte Feuer der Maſchinengewehre

mähte die Reihen der Angreifer nieder. An dex ganzen Jſonzofront ſcheiterte ſo der Anſturm dex Jtaliener, der vierzehn Tage lang mit Unverminderter Heftigkeit tobte, unter den ſ<wexrſten Verluſten. Unexrſchütterlih wie die Mauer um Tirol ſteht auh der Wall der Verteidiger am Jſonzo.