Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

(Fortſetzung.)

An der Dardanellenfront hatte ſi< das Kampfbild um die Mitte des Auguſt derart verſchoben, daß die Türfen zu tatkräftigen Angrifſſtößen vorgehen fonnten, um die auf engen Raum zuſammengedrängten Angreifer noh dihter einzuſhließen. Auch an der Kaukaſusfront (Karte Band IT Seite 302) konnten ſie zu lebhaften Angriffen die Kraft finden und die Ruſſen bedeutend zurü>werfen. Am 2. Juni hatten ſih die Stellungskämpfe auf dieſem Schauplaßz ſo ſehr zugunſten der Türken entwidelt, daß die Ruſſen Angriffe einleiten mußten, ledigli< um ihren Abbau und Rüzug zu ſichern. Sie wurden aber dur< Gegenangriffe unwirfſam gemacht; die Türken erbeuteten Gefangene und au 3 Maſchinengewehre. Sie behielten fämpfend Fühlung mit den langſam weihenden Ruſſen. Zu heftigen Gefehten fam es an der langen Front namentli<h bei Olty (ſiehe au< Seite 98). Dort büßten die Ruſſen über 900 Tote ein und ließen in den Händen des Feindes zahlreihe gefangene Mannſchaften und Offiziere, Gewehre, Zelte und andere Ausrüſtungsgegenſtände. In dieſen Kämpfen fetten ſih die Türken in den Beſiß des 2900 Meter hohen Karadagh unweit der türkiſhen Grenze. Zahlreiche weitere Gefechte ſpielten ſih in dieſer Gebirgsgegend gegen Ende Juni und Anfang Juli ab, in denen die Ruſſen 700 Tote ind viele Gefangene und Material einbüßtent (ſiehe au< Seite 98). :

Ein größeres Ereignis war die Vertreibung der Ruſſen von der Höhe von Crebudo. Dort erbeuteten die Türken gegen Ende Juli Mengen an Munition und Proviant und nahmen zahlr.iche verſprengte Ruſſen gefangen, ſo daß ſie \hließlih

auf dieſem entlegenen Shauplaß die Verteidigung

griffen ſie an;

Alaſ<hkert. Unter ſtändigen Kämpfen verdrängten ſie in den nähſten Tagen die Ruſſen dauernd weiter nördlih. Ging an der Kaukaſusfront alles na< Wunſch, ſo trafen

| auh über die Vorgänge in Perſien und Meſopotamien

(Karte Band IT Seite 302) Nachrichten ein, die troß ihrer geringen Bedeutung do< als Erfolge gegen die Engländer erfreulih waren und Ahtung vor der Leiſtungsfähigkeit der türkiſhen Waffengefährten einflößten, zumal des Vaterlandes in erſter Linie irregulären Truppen überlaſſen bleiben mußte.

Anfang Juli vexſuhte nah langer Gefehtspauſe eine engliſhe Truppenabteilung in Jrafk am Südlauſe des Euphrat vorzudringen. Türkiſhe Soldaten und Freiwillige

i die Engländer ließen 60 Tote zurü> und ſchafften fliehend zwei mit Verwundeten gefüllte Fahrzeuge auf dem Euphrat unter dem Shußz ihrer Kanonenboote heim. Am 7. Juli kam es zu einem Flußgefe<ht

türkiſher Kanonenboote mit engliſchen, die unter Be-

gleitung zahlreihér Motorboote von Baſſorah aus den Euphrat aufwärts zu kommen verſuhten. Den türfiſhen Artilleriſten gelangen gutſißende Treffèr auf das feindliche Führerſchiff. Dieſes wurde ſo ſhwer beſchädigt, daß es von zwei Booten abgeſ<hleppt werden und die Engländer hier ebenfalls mit einem Mißerfolg abziehen mußten. Am 10. und 11. Juli verſuchten ſie einen neuen Angriff in der Nähe von Korna, der von Kanonenbooten gede>t werden ſollte. Auch jezt wurde wieder ein Boot \<hwer beſchädigt, und die Engländer ſuhten aufs neue das

Deutſche Dffiziere im türkiſchen Heer.

300 Mann und 7 Offiziere in Händen hatten. Auch eine unbeſchädigte Kanone fiel in ihre Hände. Jn dieſem unüberſihtlihen Bergland kam es zwiſchen den ſ[liehenden ruſſiſhen Truppenteilen und Verſtärkungen, die ihnen zu

Hilfe eilten, in der Verwirrung zu einem regelre<ten

blutigen Kampf. Am 30. Juli erfolgten neue Zuſammenſtôße bei Taktak, in denen die Türken wieder die Oberhand behielten und 100 Gefangene und viel Material erbeuteten. Am 4. Auguſt waren ſie kämpfend und unter Gewinn von 150 neuen Gefangenen bis Karakiliſſa und nördli<h von Hamur gekommen. Nordweſtli< von Karakiliſſa nahmen ſie am 5. Auguſt

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ML. Band

Phot. Leipziger Preſſe=Büro.

Weite. Jn der Nacht des 13. Juli kam es dann Zu einem Haupttreffen în der Gegend von Muntefik und Korna. Dort hatten die Engländer die Abſicht, einen Angriff gegen die türkiſchen Stellungen durhzuführen. Sie wurden troßg ſtarker Artilleriede>ung dur< das mutige Anſtürmen der Türken unter ſhweren Verluſten geworſen. Jn der Gegend von Dattiers allein zählten die Türken 500 gefallene Gegner, darunter mehrere Offiziere. Außerdem brachte der Feind zwei ganz mit Toten und Verwundeten überfüllte Boote auf dem Euphrat zurü>. Bei dieſem verhältnismäßig großen Erfolg hatten die Türken nux 6 Tote und 21 Verwundete.

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