Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

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nächſten Kompanien das Vorgehen dex kleinen Gruppe bemerft

und ſtürmten herbei. Im Nu waren die Stellungen voller Angreifer, die Der ruſſiſhen Gegenwehr im furzem, heftigem Kampf ein raſhes Ende bereiteten. fOaund 11a waren nebſt fleineren Werten genommen (ſ. Bild S. 6). An dex Erſtürmung der zwiſchen dieſen Merken gelegenen Inſfanterieſtellungen beteiligten ſih Honved-HUſaren i

wid>elte ſih ein heftiger Kampf, der mit Zurü>werfung der

Ruſſen endete. Die Verbündeten gelangten no< am Abend bis auf die Höhen nördlich Zurawica und rüſteten ſih zum Angriff gegen Nohau. Als jedoh die erſten Abteilungen vorgingen, fanden ſie dieſe Merke geräumt. Erſchüttert und entmutigt dur< die Beſchießzung und die ſhweren Nieber=lagen, hatten die Ruſſen ih zur Preisgabe von Przemysl

zu Fuß. Vom Standpunkt des Gruppenkommandanten aes aus, als ob dort der Rückzug | angetreten werde, Da plößlih | aus den Stellungen zurüd>gehende Shwarmlinien ſihtbar wurden. Bald zeigte ſt< aber, daß es waffenloſe Gefangene waren. Nun zog 11 (Dunkowici), obſchon es in beſtem Verteidigungszuſtande wax und am wenigſten gelitten hatte, Die weiße Fahne auf. Jett wandten ſih Die Sieger rehts und linfs, um den Gürtel aufzurollen. Die Ruſſen ſahen aber endlih do, daß hier die größte Gefahr drohe. Verſtärfungen eilten herbei. Sie fonnten zwar den Schaden niht mehr beheben, vereitelten aber in wütenden-Gegenangriffen ein Vorgehen gegen die Stra=ßenſperre bei Dunkowici. Bald kam au< ein Gegenſtoß in Richtung 10a und 11a, der nah heißem Kampf unter Mitwirkung der die Infanterie mit bewunderungswürdigem Verſtändnis unterſtützenden Artillerie abgewieſen WUrDe. Dieſe ſhweren Kämpfe, die am 1. Juni ſtattfanden, führten dazu, daß am Abend die Straßenſperre genommen war. Auf dem weſtlihen Flügel war die Infanterie an das Werk 10 gekommen. 11a hatte ihr Vordringen dur Flankenfeuer zu ſtören verſu<ht, war aber von der ſ<hweren Artillerie ſogleih derart mit Bomben belegt worden, daß es raſ< zum Schweigen gezwungen war. Werk 10 war aber ſo ſtark, daß die Infanterie niht dur die no< un=_beſ<hädigten Hinderniſſe zu ſtürmen vermochte. ZU ihrer unmittelbaren Unterſtüßung war nur eine leite Batterie zur Hand. Schweren Herzens mußte ſie das Feuer einſtellen, um niht den eigc=nen Leuten zu [<a=den. In der Naht ging die Infanterie auf 1000 Meter zurü>, damit am Morgen die 42er und die 30,5er ihre Grüße hinüberſenden fönnten. Nah wenigen Schüſſen \<hon ſah man Rauchwolken im Werk auſſteigen. Gleih darauf äußerte ſi<h die

Neue Aré von Tragbahren zum Gebrauch in Laufgräben.

entſhließen müſſen, ohne den Teßten Widerſtand in Nohau zu verſuhen, obwohl ‘bekannt war, daß die Feldarmee eineri allgemeinen Angriff plante unD äußerſter Widerſtand befohlen war, um das Ergebnis dieſer Rettung verheißenden Unter=ſuchung abzuwarten. So konnten die deutſ<hen Truppen, denen ſpäter die öſterreichiſ<ungariſche 4. Kavalleriediviſion folgte, die wohlausgebaute innere Fortlinie beſeßen und am 3. Juni früh morgens, nahdem ſie noh etwa 34000 Gefangene gemacht hatten, in die befreite Stadt Przemysl ein=ziehen (ſiehe die Kunlſtbeilage). Hier gab es, als die erſte Truppe, ein Bataillon des 3. Garderegiments zu Fuß, einzog, no< einen leßten Halt, da die abgebrannten Sanbrü>ken erſt raſh dur< Kriegsbrü>en erſet werden mußten.

Nach einer Belagerung von nux vier Tagen war die Feſtung Przemysl wieder im Beſitz der Verbündeten. Die Ruſſen hatten dieſelbe Feſtung monatelang vergebli<h angegriffen. Obwohl ſie geradezu ungeheure Blutopfer gebracht hatten, war es ihnen niht gelungen, die Feſtung mit ſtürmender Hand zu nehmen; ſie brachten ſie nux dur< Aushungerung zum Fall und fonnten ſih nux neun Wochen lang ihres Beſißes ſreuen. Eine tatkräftige und kühne

| Führung hatte, unterſtüßt von den heldenhaft fe<htenden

Truppen und der vorzüglichen ſ<we=ren Artillerie, wie=derum in kürzeſter Zeit eine große Feſtung zu Fal gebraht. Über die Wirkung der be=liebten Brummer ſchrieb das Große Hauptquartier: „BetonÜöße von 3 Meter Stärke ſind geborſten und abgeſplittert glei zerſtörten Sandburgen. Die Trichter der 42-cm-Ge=ſcoſſe weiſen eine Tiefe bis zu 8 und eine Breite bis ZU i 15 Meter auf. Au< i die moraliſhe Wixr=fung dieſer Geſcoſſe war eine derartige, daß die Ruſſen an mehre=ren Stellen ſelbſt

Wirkung des Feuers auh darin, daß die Beſaßzung des Werkes mit emporgehobenen Händen an der Bruſtwehr erſchien und ſih der raſh heraneilenden Infanterie ergab. Zu ſpät eilte ruſſiſcher Nachſchub herbei. Die Unſrigen waren bereits in das Werk vorgerü>t und wieſen die Stürme blutig ab. Inzwiſchen war am 2. Juni mittags die Gruppe, die Dunkowici genommen hatte, gegen die Stellung vorgegangen, die die Ruſſen nördlich, von Zurawica beſeßt hatten. Namentli um das Bara>enlager und die benahbarten Höhen ent=

Ein für ſe<s Schwerverwundete eingerichtetes Krankenaucomobil. Die Tragbahren laufen auf Rollen, fönnen alſo leiht hineingeſ<hoben und wieder herausgenomuten werden.

die Drahtneßze durhſhnitten, um ſih aus ihrer Uun=; erträglihen Lage zu befreien und dem ſtürmenden Feinde ZU ergeben.“ In Öſterreich-Ungarn, in Deutſchland und in der Türkei rief die Kunde von der Zurü>eroberung Przemysls hellen Jubel hervor. Jn allen Städten prangten die Straßen im Flaggenſ<mu>, Sang und Klang herrſchte überall. Jn Wien ſtrömten rieſige Menſchenmaſſen dur die Haupt=ſtraßen und gaben ihrer Freude ſtürmiſch Ausdru>. Am Abend zogen ſie, im Vorwärtsſchreiten mächtig anſhwellend,

Phot. G. Brüunlein, Berlin,