Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15., page 354

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deuten, die man nah den Verluſten des BalkanÉrieges nur auf 300 000 Mann ſ<häßen konnte. Die Friedensetats der Balkanſtaaten wurden {ür Bulgarien auf 61 300, für Griehenland auf höchſtens 30 000, für Rumänien auf 98 000 Köpfe angegeben. Die nordiſchen Staaten zählten: Schweden etwa 85 000, Norwegen 22 000 (beide während der Übungen), Dänemark 14000 und die Niederlande 32 600 Köpfe bei der Fahne. Die Armee Spaniens war etwa 140 000 Mann ſtark, die Schweiz hat eine Miliz= armee, die im Kriege über 500 000 Mann ins Feld ſtellen kann.

Für die Beurteilung Der Seeſtreitkräfte der Ériegführenden Staaten genügen einige Zahlen,

um das große Übergewicht des Vierverbandes darzutun. Hierbei ſind die bei Kriegsbeginn in der Arbeit begriffenen Bauten mitgerechnet, aber nux bei den Torpedobooten die vor 1898 von Stapel gelaufenen Schiffe.

Kriegſührende Staaten.

davon Ge-

= Liutien- |Panzer-| Groß= 2 Tôv=s Tauch= Staat Nia | ba E Sal t Dos | ſchiffe | freuzer E E ged boote | DeutſGlad 39 16 26 43 24 2 Öſterreih-Ungarn 16 2 2 il 106 14 Ze — — — 2 92 E Zuſammen 55 e SSS ES Großbritannien | 423191 86 Grate 3 20 18 2 250 63 NUpland T5 10 11 16 65 50 Sale ie 9 9 10 104 23 Portugall — —— —— 6 9 4 Zuſammen || 135 83 02S AT [226 EE Neutrale. 2 davon =S Linien- |Panzer-| Groß- |. De- | Tor | Taut- | KüſtenGn RRE R A e RE [ue aut ſchiffe ó Anteria DI 14 19 ML 84 15 Spanien . 3 3 — 3 31 — E Niederlande . | — — = 6 38 6 3 Schweden . | — 1 —— — 43 10 Di Norwegen “. | — — — il 17 9 6 Dänemark | — — — il 13 9 3 Griechenland. 1 1 il — 19 2 Munänien | = — —— — 18 — —

Die Hygiene des Schüßengrabens. Von Dr. med. P. Bernoulli, Oberarzt der Landwehr.

Der Stellungskampf, der in dieſem Kriege den größten Teil unſerer Landheere an die gleihen Stellen im Erdreih gebunden hält, hat, abgeſehen von neuzeitlihen militäriſh-taktiſhen Geſichtspunkten, auch die Geſundheitspflege des Soldaten vor neue Aufgaben geſtellt. Es dürfte ein-

N Das für die Türkei auf einer engliſhen Werft gebaute Linienſchiff von 28 370 Tonnen wurde, obgleih bereits bezahlt und abgenommen, von England zurü>gehalten,

i : Hofphot. Kühlewindt, Königsberg i. Pr. Der Großherzog von Baden in Grodno. Rechts von ihm General v. Schols, Führer der aten Armee: links General 5 S v. Held, der deutſche Gouverneur der Feſtung.

leuchten, daß ein über viele Monate ſi< erſtreendes Zuſammenleben von Millionen von Menſchen in Erdhöhlen unter unwirtlihen, räumlih ſehr begrenzten Verhältniſſen ganz beſonderer Aufmerkſamkeit bedarf, um Seuchen zu ver= meiden und Geſundheit und Widerſtandskraft auf der Höhe zu erhalten.

Da ſpielt zunächſt die Entwäſſerung des Grabens eine niht unwichtige Rolle. Wie die Seitenwände mit Faſchinengefle<ht geſtüßt werden, ſo wird der Boden tunlihſt mit Holzbretthen, Knüppeln, Ziegelſteinen oder anderem Geſtein

- gepflaſtert. Für Abfälle und Reſte legt man eigene Gruben

an, die ſpäter zugeſchüttet werden, oder ſtellt Behälter auf. Auf zwe>mäßige Anlage von Latrinen, Senkgrubenſyſtem,

Wird beſondere Sorgfalt gelegt; im vorderen Graben natür= lih in beſ<hränkter Anzahl. Kalkhaufen zum Streuen müſſen

ſtändig vorhanden ſein. Auch ſind im Graben Wegweiſer

nah tafktiſh wie geſundheitlih wihtigen Punkten angebracht.

Zur Bekämpfung ſti>ender Gaſe werden an beſtimmten Stellen Schalen mit neutraliſierender Löſung für die Mund= bäuſche der Soldaten aufgeſtellt.

Als Wohn- und Schlafräume ſind jeßt zumeiſt, wo nur irgend das Erdreich es zuläßt, ſogenannte minierte Unterz ſtände geſchaffen, die gegen [<hweres Artilleriefeuer ge\<Üüßt, bis zu fünf und mehr Meter gewachſenen Boden über ſih haben. Da werden mit mühevoller Ausdauer Pionierminierarbeiten von ſtaunenerregender Genauigkeit ausgeführt. So ſah ih in einem muſtergültig ausgebauten Schüßengraben unſerer Front einen äußerſt gutgelüfteten Unterſtand; in ihm lagen auf Holzbettſtellen Zzweiſtö>ig übereinander ſe<hzig unſerer treuen Grauja>en zu verdientem Schlafe ausgeſtre>. — Jm FJntereſſe der Sicherheit und geregelter Lufterneuerung iſt ſol<h ein Raum an entgegen=geſeßten Enden mit je einem Ausgang verſehen. Man hat Das gleiche ſihere Gefühl wie im Bergwerk, nur daß es

im Unterſtand mit ſeinen allſeitig geſtüßten Holzwänden

viel ſ<mud>er und ſauberer ausſieht! :

Im Winter iſt die Heizfrage re<t wichtig. Es wird unter anderem viel Holzkohle verwendet. Meiſt ſah ih richtige Kohlendauerbrandöfen mit Abzugsrohrx nah oben.

Von beſonderer Wichtigkeit iſt ferner die Trinkwaſſerver= ſorgung. Da 3. B. in Frankreih auf den Dörfern meiſt nux einfache Ziehbrunnen vorhanden ſind, ſo iſt das Waſſer häufig niht einwandfrei. Deshalb wird vielfa<h mit den Feldküchen oder in ſauberen Behältern Trinkwaſſer aus den rückwärtigen Ortſchaſten abends mit hinausgeführt. Jn unſerem Dorf zum Beiſpiel befanden ſih die herrlihen Quellen eines Baches; ſie wurden aber durc allerlei Abwäſſer aus Vieh= ſtällen und dergleihen diht oberhalb der Quellen verun-