Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15., page 430

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C Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

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_ Blick in ein ſerbiſches Tal, in dem deutſ<he Proviant- und Munitiousékolonnen mit Abkochen beſchäftigt find.

werden. Nicht nur Soldaten waren die Verteidiger, ſondern au< Ziviliſten, darunter Frauen, Kinder und Greiſe, die mit wütender Erbitterung den Angreifern entgegentraten. In den Straßen waren Barrikaden errichtet, die erſt in ſ<werem Bajonettkampf geſtürmt werden mußten.

Alle no ſo tapfere Gegenwehx, alle Wut und alle ſerbiſche

Grauſamkeit hielt den zielbewußten Anſturm der deutſhen und öſterreihiſ<-ungariſhen Soldaten niht auf. Belgrad fiel am nähſten Tage vollſtändig in die Hand der Angreifer. Dieſe leiteten im Anſchluß daran ſofort einen machtvollen Angriff auf die überaus ſtark befeſtigten Höhen \üdlih der

Stadt ein. Die Armee des Generals v. Gallwiß, die in-/ zwiſchen den Donauübergang an vielen Stellen abwärts

Semendria vollbraht hatte, drängte den Feind in ſüdliher Richtung vor ſi< her. Die Beute der deutſchen Truppen betrug am 10. Oftober bereits 14 Offiziere und 1542 Mann, 17 Geſhüße, darunter 2 ſ<hwere, und 5 Maſhinengewehre. Jn die Hand der öfterreihiſh-ungariſhen Truppenteile waren 9 Shiffsgeſhüße, 26 Feldgeſhüßrohre, ein Scheinwerfer, zahlreihe Gewehre, viel Munition und anderes Kriegsmaterial, ferner 10 Offiziere und 600 Mann gefallen.

Unaufhörlihe Kämpfe ſpielten ſi in den nächſten Tagen um die feſtungsmäßigen Höhen ſüdli<h Belgrads ab. Hier wie auf der geſamten Front wurde der Feind troß ſeiner fanatiſ<hen Kampfesweiſe von Stellung zu Stellung geworfen, na<hdem dieſe durh nachhaltiges Artilleriefeuer ſturmreif gemaht worden waren. Die erſte Hügelſtellung ſüdlih Belgrads wurde mit den aus Belgrad fliehenden Serben gleichzeitig exreiht. Sie war ebenſo wie die dahinterliegende zweite während der in der Stadt tobenden Straßenkämpfe von den Granaten der verbündeten Batterien jenſeits der Donau ſhon zgerwühlt und gerpflügt. Beide Stellungen waren in kurzer Zeit in der Hand der Deutſchen und der öſterreihiſ<-ungariſhen Truppen, auch die dritte und vierte Linie der für uneinnehmbar gehaltenen Stellung wurde von ihnen ſiegrei< überwunden. Der 11. Oktober brate als einen Haupterfolg der 40 Kilometer öſtli<h Belgrads tätigen Armee Gallwiß die. Eroberung von Semendria (ſiehe Bild Seite 369) und die Zurü>werfung der Serben auf die ſtark befeſtigte Stadt Pozarevac. Auch an der dritten Einbruchſtelle, an der Save und dex Drina, tamen die Angreifer voran. :

Am 12. Oktober griffen — wie erwartet — die Bul-

garen in den Kampf ein. Serbiſche Truppen hatten ſih in den Beſiß wihtiger, auf bulgariſhem Boden gelegener Punkte auf dem Wege nah Sofia zu ſehen verſu<ht, und da ſäumten au< die BUulgaren niht Tänger und rüd>ten auf dex ganzen ſerbiſ<h-bulgariſhen Grenze in Serbien ein. Mit Umſicht und Kraft vollzo=gen ſie ihren Einmarſch, und bald entwi>elten ſi au< auf dieſem Schauplaße die Kämpfe mit äußerſter Erbitterung.

Die Bulgaren muß- ten, der natürlichen Lage

entſpreehend, die ganze ſerbiſche Oſtgrenze überſchreiten und dadur< im vollendeten Sinne den

von Norden, Nordoſten und Nordwéſten ſhon im Gang befindlihen Angriff ftonzentriſh geſtal= ‘ ten. Nur nah Albanien blieb den Serben dér Weg frei, ebenſo konnten ſie in dieſem Augenbli>

no< Anſhluß an die ſhon halb vergeſſenen Montenegriner finden. Auch der Ausweg na< Albanien mußte als ein verzweifelter Notbehelf betrahtet werden, da in dem vielgeplagten Lande ſeitens der ſerbenhaſſenden Bevölkerung eine freundlihe Aufnahme ſicher nicht erfolgt wäre. Endlich blieb noh die Verbindung dur< Mazedonien mit dem zwar ſhwankenden, aber immerhin no< niht unfreundlichen Griechenland und der Landungsarmee der Engländer und Franzoſen. ——

Von dieſer hatten einſtweilen nur ſehr geringe Teile den Vormarſh zu Serbiens Hilſe angetreten. Sie r= hielten ſhon empfindlihe Schläge von den Bulgaren, als ſie no< gar niht in Sit des ſerbiſchen Kriegſhauplaßes Waren. :

Sn einem gewaltigen Halbkreiſe um ganz Serbien herum ſchritt der Angriff gegen die Serben von Norden und Oſten und teilweiſe au< ſ<hon von Weſten Stü> für Stück zunächſt langſam, aber bald merklih ſchneller vorwärts. Jm Norden drängten die Öſterreiher und Ungarn und die Deutſchen den Feind ſofort nah der Erſtürmung von Bele grad und dex Eroberung von Semendria von Hügel auf Hügel, ſtändig mit ihm eN haltend, zurü>. Dex Widerſtand der Serben konnte ſie, [o hartnäfig und mutvoll er war, niht weſentlih aufhalten. Am 12. Oktober wurde füdlih von Belgrad das Dorf Zeleznik genommen, und ferner fielen die Höhen öftlih beiderſeits der Topciderskïa in machtvollen Sturmangriffen. Der Angriff der Armee Gallwiß auf Pozarevac, ſüdli<h von dem eben eroberten Semendria, blieb im Fortſchritt, die Straße PozarevacGradiſte ward in ſüdlicher Richtung überſchritten. Gegen die öſterreichiſh-ungariſchen Truppenteile ſüdweſtilih vor Bel=grad verſuchten die Serben noch Gegenſtöße, ſie wurden aber fräftig zurü>gewieſen. Öſterreichiſh-ungariſhe Truppenteile nahmen den Serben auh mehrere Schüßengräben an der unteren Drina weg. : .

Am nächſten Tage fielen ſ{<hon die Werke der Nord», Weſt-, Oſt- und Südoſtſront des feſtungsartig ausgebauten Ortes Pozarevac. Die Öſterreicher und Ungarn ſtürmten im Vordringen von Belgrad -na<h Südoſten die beſonders ſtark verſchanzten Stellungen auf den Bergen Erino Brdo, Cunak und der Stazara. Planmäßig gingen die Untexnehmungen der Heeresgruppe Maenſen auh am nächſten Tage weiter. Südlich von Belgrad und Semendria wurden die Serben weiter gurü>gedrängt und mußten 450 Gefangene und 3 Geſhüße, darunter ein ſchweres, in den Händen der Deutſchen laſſen. Die Werke auf der SüÜD=-

Phot. Berl, Jlluſtrat.=Geſ, m. b. H.