Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

ihre Gräben zurüd>, die

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die _ inzwiſchen - bedeutend e _ Verſtärkungen herangezogen

Hatten, längs dex ganzen Serethfront zur Gegenoffenſive übergingen. Vor dieſen überlegenen Streilkräſten, die ſih | beſonders dem Zentxum der Armee Bothmer entgegen= warfen, mußten die deutſ<hen und öſterreihiſ<zungariſhen

Truppen in rü>wärts gelegene Verteidigungſtellungen gehen. Unterdeſſen dauerte an der Mündung des- Sereth in den Dnjeſtr im Gebiet ſüdli<h von Czartkow der Kampf

um das Oſtufer des Sereth fort. Die Ruſſen hatten dort

ſehr ſtarke Artillerieſtellungen inne, die diht bis an die __Werabhänge vorgeſhoben waren, um jeden Übergangsverſu des Feindes ſoglei<h unter Feuer nehmen und im Keime exſtiœen zu können. Um nun dieſe Artillerieſtellungen, die ret geſ<hi>t angelegt waren, zu entded>en, griffen die öſterreihiſ<hzungariſhen Truppen zu einer eigenartigen

_ Kriegsliſt. “Jn einer dunklen Naht herrſchte in den vor=

_derſten Laufgräben und Unterſtänden der Ungarn eine rege geheimnisvolle Tätigkeit. Jn einem Zelt, das gegen den Feind gut verde>t wax, brannte eine Kerze im Halſe einer Flaſche, die auf einer Kiſte ſtand. Daneben lag eine _große Anzahl di>er Wachskerzen, die eine nah der anderen

von einem Soldaten an dem Licht angebrannt und dann von einem anderen in Bütten, Bottiche, Kiſten und Fäſſer ___ geſte> wurden, die zur Hälfte mit Lehm gefüllt waren. Dieſe wurden nun ſhleunigſt an den Fluß gebracht und hier von einem Mann mittels einer Stange vom Ufer abge/ Í 4 heran. Mit Drahtſcheren und Handgranaten ſuchten die Und dem Schilf am Ufer in die Strömung des Fluſſes,

ſtoßen. So trieben dieſe kleinen Schiffchen aus den Binſen

dex ſie langſam auf ſeinen Fluten weitertrug.

Natürlih waren dieſe Liter den Augen der ruſſiſhen

Wachpoſten niht entgangen. Als ſie dieſe verdächtigen

Boote immer näher und in ſtets größer werdender Anzahl herankommen ſahen, glaubten ſie niht anders, als die öſter=

reihiſ<-ungariſhen Truppen ſuchten im Dunkel der Nacht

auf Kähnen den Sereth zu überſeßen und die ruſſiſhen

Stellungen zu überrumpeln. Die ruſſiſhen Poſten ſhlugen

___ Alarm, und és dauerte gar niht lange, da war man drüben wah und bereit, den Feind zu empfangen und zu ver-

nihten. Noch keine ſehs der beleuhteten Bütten \{wam-

men harmlos auf dem Sereth, als auf den Höhen die

__ruſſiſhen Batterien in Tätigkeit traten umd ein wütendes

Feuer auf den vermutlihen Feind eröffneten. Die Ungarn

__beeilten ſi< nun um ſo mehr, dem Feind mögli{ſt viele

Zielpunkte für ſeine Artillerie über den Sereth zu ſchi>en. Und was bei Tag nicht zu erkennen war und Was DEL Feind

ſorgſam Zu verbergen ſuhte — die Naht ent=

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Einſicht kommen, daß ex einer ſ<hlauen Kriegsliſt zum Opfer - gefallen war. E 0 Heſliger und erbitterter tobten inzwiſchen die Kämpfe am mittleren Sereth, wo die Ruſſen allenthalben zur Gegenoffenſive übergingen und die Front der verbündeten Heere zu dur<brehen ſuchten. Alle verfügbaren Reſerven hatten die Ruſſen in Oſtgalizien zuſammengezogen, ſogar Teile der Kaukaſusarmee waren herbeigeholt worden. Am 9. September warfen deutſhe und öſterreichiſ<-

| ungariſche Truppen den bei Oſtrow über den Sereth ge-

ſeßten Gegnex exrfolgreih zurü>. Schon am anderen

Tage ſuchten die Ruſſen dur<h. Maſſenangriffe das ver=-.

lorene Gelände wiederzugewinnen, aber mit Hunderten von Toten bezahlten ſie ihr vergeblihes Unternehmen. ZU gleicher Zeit griffen die Ruſſen oft in zwölffahen Reihen die Stellungen der Verbündeten auf den Höhen von

Moglia-Nowki und Lyſa an. Kaum hatten ſih hier die -

öſterreihiſ< zungariſhen Truppen in ihren Gräben ein“gerihtet, als im Morgengrauen ſhon der ruſſiſhe Maſſenangriff einſeßte. Aber jeder Mann war auf ſeinem Poſten und jeden Augenbli> bereit, den Feind zu empfangen.

_In endloſen Scharen ſtürmten die Ruſſen über die Steppe

gegen das Hügelgelände vor; mohten auh Hunderte von

„ihnen zu Tode getroffen niederſinken — gleih füllten ſih

die Reihen wieder auf. Bis an die Drahtverhaue vor den öſterreihiſhen Gräben wälzte ſih die mosfowitiſhe Woge

Kühnſten Breſhen in die Hinderniſſe zu ſ<lagen, aber an feiner Stelle konnten die Ruſſen die neue Front der Verbündeten zwiſchen Sereth und Strypa dur<breen..

Die neuen Miſlitärerfennungsmarfen. — Von Paul Otto Ebe. ‘(Hierzu die Skizzen Seite 440.)

Unſagbar traurig iſt es für die Angehörigen von Feldzugteilnehmern, wenn ſie plößlih monatelang, jahrelang ohne Nahriht aus dem Felde bleiben. Der Gatte, der Sohn oder Bruder iſt und bleibt „vermißt“. Der Truppenteil konnte nur melden, daß der Betreffende noh dieſe oder jene Geſe<te mitgekämpft habe, ſeit dem Tage jedo< niht mehr aufzufindén gewe]en ſei. Oft läßt ſi< aus der Art des Gefechts, ob RüGzugs- oder Patrouillenkämpfe ausgefohten wurden, auf Gefangennahme ſ{<ließen. Melden

| jedo< die Vermittlungſtellen na<h gründlihſten Nachfor-

hüllte das Geheimnis der ruſſiſhen Artillerieſtel= ___ lungen, die ſi< nun dur ihr Feuer verrieten. Als die Ungarn dié Stellungen Dex feindlihen Batterien genau beobachtet ‘hatten, löſten ſie ihr Licht und zogen ſi< in

feine Flotte auf dem Sereth ihrem Schi>fſal überlaſſend. Noch lange __donnexten die ruſſiſhen Kanonen, bis die leßte Kerze herabgebranntwar. Stolz konnten die Ruſſen ſih rühmen, einen Verſu<h des Feindes, bei __Nachtden Sereth zu überſchreiten, dur<h das wirf ſame Eingreifen ihrer Arx-= tillérie aufgehalten und __abgeſhlagen zu haben. Als ihre Patrouillen am __ anderen Morgen die ge=_ ſtrandeten Bottihe am Uſer fanden und die öſterreichiſ<h = ungariſhe | __ Artillerie mit einem Male __die ruſſiſhen Stellungen “erreichte, da mochte dex geprellte Feind wohl zur Ea

Die Überreſte von Br

Phot. Preſſe-Ceutrale, Berlin.

eſt-Litowst, das na Berxrtreibung der Einwohner und Plünderung der Häuſer von den Ruſſen eingeäſchert wurde. Die Stadt zählte vor dem Brand 50 000. Einwohner. E :

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