Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

‘(Fortſeßung.)

__ Die Angriffswelle der großen franzöſiſhen Offenſive im |

_ Weſten ſtieg am 13. Oktober 1915 zum drittenmal zu höchſter Gewalt empor. Die Einleitung bildeten auh diesmal Granatenſtürme, die in unheimliher Zahl auf die deutſchen Stellungen herabfegten. An der Küſte griffen wieder die engliſhen Monitore bei Weſtende in den Kampf ein. Be= ſonders die deutſchen Stellungen öſtlih von Ypern wurden

von den Engländern unter Feuer genommen, die dann auf _

der ganzen Front Ypern—Loos mit gewaltigen Jnfankerie= maſſen angriffen. Wie im September ſchonten ſie ihre farbigen Truppen niht. Dieſe gingen hinter dihten Rauchund Gaswolten ſtürmend vor, und als ſie im Hagel der deutſhen Maſchinengewehre zu Boden geſhmettert zu_ ſammenbragen, da ſheuten ſih die Engländer niht, neue Gaswolken vorzutreiben, ohne Rüfſiht darauf, daß ſie die vor der Front liegenden verwundeten eigenen Kämpfer dem ſicheren qualvollen Tode überlieferten. An mehreren Stellen ſ<lug die Rauhwolke in die eigenen Gräben der Engländer zurü> und hinderte ſhon den Beginn des Anſlurmes. Nur nordöſtlih und öſtlih konnten ſie an kleinen Grabenſtellen Fuß faſſen, do< ließen die Deutſchen ſie dort niht zur Ruhe kommen. Unermüdlih gingen ſie mit Handgranaten gegen die Eindringlinge vor, fügten ihnen ungeheure Verluſte bei und warfen ſie wieder aus den „genommenen Grabenteilen heraus. Ebenſo erfolglos wie ihre Gasangriffe blieben au< die fünf mit rieſigen Kräften angeſeßten Angriffe der Engländer gegen die deutſchen Stellungen weſtlih von Hulluch ohne die Gasvorbereitung. Die Feinde holten ſih Hier völlig nußlos außerordentlih blutige Verluſte. Und doch hatten ſie alles getan, um die deutſchen Verteidiger unſ<ädlih zu machen. Ihre Granaten ſandten ſie maſſenhaft naH den deutſhen Stellungsgräben, ſie bohrten ſich in die Annäherungs- und Verbindungsgräben ein, wühlten das Vorland von Sullu< auf und wollten in dem Orte jegliches Leben auslöſhen. Mit den explodierenden Granaten raſſelten Ziegelſteine auf die zerpflügten Stra-

nannten Straße brachen ebenfalls blutig zuſammen.

ßen, Däher rutſchten brehend und Énirſhend hinterher, Ma[hinengewehre poten unabläſſig und ſuchten auch zu ihrem Teil die todesmutigen Soldaten kampfunfähig zu machen, die über Shutt und Balken und Bretter in den Straßen umherkletterten, um Meldungen zu überbringen, Fernſpre<drähte zu fli>n, Verwundeten Hilfe zu bringen und immer wieder neue Hinderniſſe für den bevorſtehenden Gewaltſtreich der Engländer einzurihten. Jn den weſtlihen Teilen des Dorfes entbrannte ein wütendes Gefeht von Haus zu Haus. Doch die Deutſchen hielten aus und die übergewaltige

Feindesflut fand an ihrer Zähigkeit unüberwindbaren Wider-

ſtand. Sie behielten au in den Éritiſhen Kämpfen dieſes [<weren Tages ſicher die Oberhand und wieſen alle Anſtrengungen der Feinde mit überlegener Tatkraft ab. Den Franzoſen, die wieder von Loos ab ſüdlih an die Engländer bis Arras anſchloſſen, ging es bei dieſem dritten [<weren Durhbruchſtoß no< weniger glüdli< als den Engländern. Bei Angres entriſſen ihnen die Deutſchen bei einem Gegenangriff zwei Maſchinengewehre und fuhren mit großem Erfolg in der Säuberung der Üeinen Grabenneſter und Minentrichter fort, die von den Franzoſen auf der Höhe öſtlih von Souchez noh feſtgehalten wurden, wobei die Gefangennahme von 400 Mann gelang. Der ſüdliche Kampfraum war der Schauplatz einer ſ<weren S<hlaht beiderſeits von Tahure. Hier, wo die Franzoſen glaubten, die deutſhe Front am meiſten aufgelo&Æert zu haben, ſtießen ſie in fünf fur<htbaren Angriffen ſüdlih der Straße von Tahure—Souain vor, konnten aber troßg unerhörter Opfer nichts erreihen. Zwei erbitterte Angriffe nördlich der e o die Franzoſen in der Naht zu neuen Stößen vorzugehen ſuchten, wurden ſie von den Lihtkegeln der Scheinwerfer und Leu<ugeln ſo ſicher erreiht, daß ſhon die Artillerie jeden Sturmverſuh blutig zunihte machen konnte. So

War der dritte große Maſſenangriff der Franzoſen und

Engländer an dieſem Tage auf der ganzen Front geſcheitert.

— SS SS Abſchied von den Duartierleuten, a Amerikan, Copyright 1916 by Union Deutſche Vernlagsgeſellſ<haft in Stuttgart. i

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Hofphot. Carl Eberth, Caſſel.

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