Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

STluſtrierte Geſhihte des Weltkrieges 1914/15.

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plätze beſchoſſen haben, werden unſere Luftſchiffe von den Briten am meiſten gehaßt. Beide Waffen tragen den Krieg mit ſeinen Schre>en auf den engliſhen Boden. Freilich ſucht die engliſhe Regierung dur ſhärfſte Zenſur jede Mit= teilung über die von unſeren Zeppe=linen angerihteten Schäden zu unterdrücden und verſihert na<h jedem Angriff, daß nux ein paar Greiſe, Kin=der und Frauen die unſchuldigen Opfer des „barbariſhen“ Bomben_wexrfens geworden ſeien, und daß im übrigen der Angriff keinen Scha= den angerihtet habe, vielmehr mili= täriſ<h ergebnislos verlaufen ſei. Über das Erſcheinen unſerer Luftfreuzer- über London am 13. und 14. Oktober 1915 (ſiehe auch Seite 449) liegen jedo< von zuverläſſiger Seite genaue Berichte vor, die beweiſen, daß die Wirkungen dieſes Angriſfs ganz bedeutende geweſen ſind. Dar_na< wurden exrfolgrei<h getroffen: Dié Londoner Hafenanlagen (ſogenannten Dots). Dort wurden die Ufermauern und Lagerhäuſer auf _wêite Stre>en niedergelegt, ein großer Schuppen, der zum Teil Munition - und anderes Kriegsmaterial enthielt, brannte vollſtändig aus, mehrere Schiffe wurden getroffen, zum Teil völlig vernichtet. . , Die City und das Zeitungsviertel wurden mit Bomben belegt, beſonders der mit Geſhüßgen verſehene Tower nebſt Towerbrüd>e. Jn den Straßen ſind zahlreihe Häuſer zer=ſtört worden, zum Teil ganze Häuſer=blo>s. Die Southweſtern Bankbrannte bis auf die Grundmauern nieder. Erheblihe Summen an Geld und Wert=papieren ſollen vernihtet worden ſein. Auch eine Filiale der Londoner Bank wurde eingeäſchert. Im Zeitungsviertel wurde das Gebäude der „Morning- poſt“ beſonders ſ<hwer beſchädigt. Die Untergrund- und Eiſenbahnbetriebe dur< London mußten infolge von Zer=ſtörungen teilweiſe eingeſtellt werden. Auch in den Vororten und der Umgebung Londons wurden ganz be=deutende Beſchädigungen durch die Bomben dex deutſchen Luftfahrzeuge angerihtet, beſonders in Woolwich, wo das Arſenal getroſfen wurde, in Enfield, Hampton, Croydon, Kentishtown und anderweit no. Alle Maßnahmen der Engländer zur Abwehr der Zeppelinangrifſe

haben ſih als ungenügend erwieſen.

Trohdem bei jenem Angriff niht weniger als 26 Scheinwerfer den

Himmel nach den deutſhen Luftſchif=

fen abſuchten, troß: ununterbrochener Beſchießung dur<h die Abwehrkano-

nen, und obalei<h vier engliſhe Flug-

zeuge ihre Kreiſe um die Angreifer

zogen, ſind ſämtlihe deutſ<he Luftz

ſchiffe unverſehrt zurücgekehrt.

leiſten ſoll.

Nachſtehend ſeien einige Verfügungen und Maßnahmen

erwähnt, die unſer reges Intereſſe beanſpruchen, weil ſie die Zeppelinfurht der Engländer ſehr treſſend- beweiſen. Aus Mancheſter meldete „Daily Telegraph“ neue

Beſtimmungen dex Handelskammer bei Ausfuhr von gewebten Stoffen. „Für jeden Meter ſolhen Tuches wird eine Beſcheinigung vorgeſchrieben als Gewähr dafür, daß es niht in ſeindlihe Hände gelangt. Die Behörde iſt nämlih “überzeugt, daß Baumwolle aus Lancaſhire, die für die

Durchſchnitt einer Zeppelinbrandbombe nah engliſcher Darſtellung in etwas mehr als halber

natürlicher Größe.

1. Eine die Luft dur<hſ<neidende Brandbombe mit dem Tuchwimpel, der ein gleiimäßiges Faller gewähr2. Aufhängevorvri<tung. Halt gibt. 4. Harzige Maſſe, die über die gewundenen Taue gegoſſen wird und hart geworden mit dieſen und dem Metallkegel eine ſtarte, feſte Außenhülle bildet. 5 Zuſammengerollte Taue, durch Draht verſtärkt. 6. Zylinder, der den Brandſtoff T hermit enthält. einem Metalloxyd vermiſ<ht. Wenn das Thermit vur< Magneſiumzündpulver entzündet wird, bildet der Sauerſtoff des Oryds mit dem Aluminium zuſammen ein geſ<molzenes Metall von hoher Temperaiux, die 5000 Grad ezveien ſoll. 7. Hater, tellerſörm'ger Boden, der das Ende des Thermitizylinders aufnimmt

3. Metallener Kegel, der den zuſammengerollten Tauen einen feſten

Dieſer beſteht aus ſein gepulveriem Aluminium mit

und mit Luftlöchern verſehen ift.

engliſ<hen Flugzeuge ſ<heinbar unbrauchbar iſt, von den

Deutſchen ſo behandelt wird, daß ſie ſih noch gut für Luft-

fahrzeuge eignet. Die Ausfuhr aus und die Einfuhr nah Deutſchländ geht dur<h Vermittlung der Neutralen vor ſich.“ Wie einſ<neidend dieſe der Komik niht ganz entbehrende Maßnahme iſt, geht aus der großen Ausfuhrziſfer von jähr=li< 100 Millionen Pfund hervor.

Ferner gab die Admiralität bekannt, daß der Hafenbetrieb im Londoner Hafen nachts vollſtändig zu ruhen