Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

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Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

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worden iſt, daß bei ihnen mehr Wert auf kühnes Draufgehen und Strapazen als auf Eſſen und Trinken gelegt wird; von Shlaf zu ſ<hweigen. |

Wie die Viſion ſtolzer Hoffnungen waren ſie vorüber-

gerauſht, ein belebendes und erfriſhendes Gefühl in uns zurüdlaſſend. 2

Unſere ſanitäre Arbeit, die na<h unſerem Wirken auf einem anderen Kampſfeld einige Zeit geruht hatte, begann jet wieder. Die erſten Verwundeten des geſtrigen Tages galt es nat C. zurüGubringen ins Lazarett, wo no< franzöſiſhe Ärzte arbeiteten. Auf dem Weitermarſh kamen wir

_dur< das Dorf B., aus dem noch dié hellen Flammen ſ{<lugen; Schutt, rauchende Trümmer, allerlei Gerät zeigten das grauſige Antliß des ſchweren nähtlihen Gefehtes. Jh lernte ſpäter einen Musketier fennen, der — im bürgerlihen Leben Diakon — ſi<h bei einem exrfolgreihen Patrouillengang nah dieſem Dorf das Eiſerne Kreuz erſter Klaſſe verdient hatte; leider hat au dieſer beſcheidene und pflihttreue Menſch, wie ſo viele, die von Anfang an dabei waren, inzwiſchen ſein Leben laſſen müſſen. \

___ Nachdem wir, ſhon im Dunkel der Nacht, den Ort, in dem ſi ſpäter die Garde zeitweilig Häusli<h einrichtete , hinter uns hatten, wurde endli<h, nah 50 Kilometer Tagesmarſch, in W. Alarmquartier bezogen. Dieſes beſtand in einem vierſtündigen Nahtaufenthalt in windiger Strohſheuer. Gefehtsbereite Truppen lagen im Ort.

Um fünf Uhr wurde aufgebrochen. Granaten \Glugen frühzeitig am Dorfrand ein. Vorn tobten heiße Kämpfe. Zwiſchen Marſh und längerem Halten verging ein großer Teil des Tages; langes Warten und dann allerfleißigſtes Arbeiten, das iſt das Los einer Sanitätsfompanie. Es war ein Herbſttag von ungewöhnlih ſhöner Färbung; kühler Wind ſpielte mit gelblihen Blättern der Pappelbäume, verſ<hwimmendes Sonnengold lag über der verträumten Hügellandſ<haft — da kam der Befehl, die SanitätsTompanie habe auf der Zudterfabrik ... den Hauptverbandplaß einzurichten. .

Vorwärts ging's, in ſanfter Steigung bergan, den Halbfreisförmig vor uns plaßenden Schrapnellwolfen entgegen, in die falte Abenddämme= rung hinein. Dort hinten, da tobte die Shlaht | auf den Rübenfeldern. Zur Linken, an einſamer Ferme, hielt der Diviſionsſtab, Befehle erteilend und Nachrichten empfangend; die Landſtraße einige hundert Meter weiter, zur Rechten, ſollte unſere Arbeitſtätte ſein. Truppenärzte hatten hier bereits ihre dornenvolle Tätigkeit entfaltet; jeßt fam die Sanitätskompanie an die Reihe, um in großem Maßſtab die Verwundeten der ganzen Diviſion nebſt gefangenen verleßten Franzoſen aufzunehmen. |

Der kleine Kontorraum ward zur Operationſtätte, die Pförtnerwohnung zum Verband- und Lagerungsraum, die Maſchinenräume für Franzoſen hergerichtet. Bis nah Mitternacht währte die Arbeit, umbrüllt von Kanonendonner, die Einſchläge der Granaten immer in greifbarer Nähe. Die Kämpfe waren äußerſt erbittert, die

Stabe den Gang der wichtigen Gefe<te als Armeeführer DeT=

folgte; zur Seite das kronprinzlihe Auto. Ein geſchichtlihes Bild von pa>ender Färbung! — | Auf dem Hauptvyerbandplaßz gab es kein Ausruhen. Es

ging heute bis an die Grenze unſerer ganzen Leiſtungsfähig= | Feit; der mangelnde Sthlaf der leßten Tage mate ſi unangenehm fühlbar. Der Arzt in der Sanitätskompanie,

der, obwohl den Ereigniſſen nahe, über den Gang des Ge-

fehtes doh nur dur die Verwundeten hört — und gerade

dieſe berihten begreifliherweiſe niht immer nur Erfreu-

liches — er hat ſeine volle Nervenkraft nötig, um dem

Verleßungen dementſprehend zahlreih und ſ<hwer. Bei den Jnfanterieverlezungen zeigte ſich hier auh wieder die menſhli<here Wirkung unſeres Geſchoſſes, während das franzöſiſche Kupfermantelgeſ<hoß, um 1,2 Zentimeter länger als das unſerige , mehx reißt Und viel Querſchlägerwirkung erzielt.

Die Kämpfe fanden am folgenden Tage mit neuer Heftigkeit ſtatt; offenbar hatte der Gegner ſih hier eine für ihn günſtige Stellung geſte>t, über welche Linie ex bei ſeinem Zurü>fluten niht hinausgehen wollte. Jn der Ver= teidigung iſt der Franzoſe ja äußerſt zäh. Harte Arbeit war die Loſung für unſere Truppen wie für uns Ärzte. UnaufHôrlih waren Sanitätsmannſhaften und Wagen draußen, ſriſhe Verwundete zu bergen. Auf dem Rückwege. eînes jolhen Zuges zur Zu>erfſabrik gewahrte ih an ſteinerner Windmühle auf einer kleinen Anhöhe die ſ<lanke Geſtalt des Kronprinzen Rupprecht von Bayern, wie er mit ſeinem

ſeeliſhen Eindru> des Anbli>s der Verwundeten und der ungemeſſenen Laſt der Arbeit gewachſen zu ſein.

Kalter Abendwind machte das Anzünden eines Lager= feuers auf dem Hof notwendig, um das die Ankömmlinge auf ihren Tragbahren geſtellt wurden, bis die Reihe der ärztlihen Verſorgung an ſie kam. Manchem konnte geholfen, andern wenigſtens für den Augenbli> Erleichterung verſchafft werden. Eines löſte das andre ab, bis die Uhr die vierte Morgenſtunde zeigte.

Zwei Stunden bleiernen Schlafes verſchafften unſeren Gliedern die notdürſtigſte Ruhe. Während diefer Zeit wurde ein Teil der Verwundeten von unſeren Fahrern ins Feldlazarett zurü> in Sicherheit gebraht. Um ſe<s Uhr früh mußten wix unſere Arbeitſtätte räumen, weil die Artillerie

dieſen Plat für ihre Zwe>e benötigte. Da war allerdings

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