Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

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Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

tober einen Geländeſtreifen von 5 Kilometer Breite und 1000 Schritt Tieſe, weil ſein Feſthalten in dem hageldihten feindlihen Artilleriefeuer nux unnötige Verluſte verurſa<ht hätte. Am nächſten Tage wurde das aufgegebene Gebiet aber

wieder vollſtändig eingenommen. Ein bei Czartorysk keil= förmig vorgetriebenex Einbruhszipfel der Ruſſen'in die Front

der Verbündeten ging ihnen unter ganz außerordentlihen Verluſien wieder verloren, indem et im Flanken- und Kreuzfeuer der verbündeten Artillerie geradezu zermalmt wurde. Tag für Tag ſtellte ſi< die Überlegenheit, ja Unüberwindliheit der Deutſchen, Öſterreiher und Ungarn au< hier als unbeſtreitbar heraus. . Am 29. Oktober machten ſie erneute

große Foriſchritte in der Richtung auf Czartorysk. Sie

nahmen die 1uſſiſhe Stellung bei Komarow, brahten auh den Ort ſelbſt in ihren Beſiß und hielten ihn gegen zahlreiche ruſſiſhe Gegenangriffe feſt. 18 Offiziere und 929 Mann

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zurü>. Um den genannten Ort entſpannen ſi<h ‘am 1. No= vember erbitterte Nahtkämpfe. Gegen Morgen hatten die Deutſchen ihn zum zweitenmal faſt vollſtändig erſtürmt und dabei weitere 2000 Gefangene gemaht, deren Zahl ſih am nächſten Tage auf 3000 erhöhte. - Weſtlih von CzartorysÉ tamen die Verbündeten weiter voran troß der dichten Maſſen, die Jwanow vorſchi>te, um den deutſh-öſterreihi|<ungariſchen Angriff hier wenigſtens zum Stillſtand zu bringen. Anfang November machten die Deutſchen, nah blutiger Abwehr zahlloſer feindliher Angriffe in den leßten O tobertagen bei den Kämpfen zwiſhen dem Jlſen- und Swentenſee, wieder 500 Gefangene. Hier blieben aber hartnä>ige Kämpfe im Gange, in denen die Ruſſen niht immer den fürgeren zogen. So bogen die Deutſhen zwiſchen den genannten Seen ihre Linien etwas zurü> und überließen den Ruſſen das Dorf Mikuliſhki. Die Deutſchen - e .Tegten es nun aber unter ſo ſtarfes

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Eine ruſſiſ<he Windmühle als Stabsquartier.

wurden gefangen genommen und 2 Maſchinengewehre er-

beutet, bei Kolfi ein ruſſiſhes Flugzeug dur< Feuer herunter=- |

geholt. — Ende Oktober hatte ſih zwar die deutſ<h-öſter-

reihiſ<-ungariſhe Front kaum merkflih na<h Rußland hinein |

weiter vorgeſchoben, immerhin legte die Endzifſer der Ge=fangenen und der Beute au< für Oktober den Beweis ab, Daß äußerſt umfangreiche Kämpfe au<h während dieſes Monats an der Oſtfront ſih abgeſpielt haben mußten, in denen dem Feinde zuſammen 326 Offiziere, 55000 Mann und 108 Maſchinengewehre abgewonnen wurden. Dieſem war es niht gelungen, irgendwo einen Dur<hbruh herbeizuführen; es wax ihm au< niht geglüdt, die Arme ſür einen Zug gegen Bulgarien freizubekommen. :

Anfang November -exzielten die Ruſſen mit ihren blutigen Stürmen wieder einen örtlihen Erfolg, indem ſie bei Siemikowce vorübergehend in die Stellungen der Truppen Des Generals v. Bothmer eindrangen. Dieſe gewannen dur kühne Gegenſtöße ihre verlorenen Gräben aber wieder

Artilleriefeuer, daß die Ruſſen es “ihnen ſchon ſehr bald wieder überlaſſen mußten. Mit ihren folgenden Angrifz fen wurden die Ruſſen zurü>gewieſen, wobei ſie namentli<h bei Garbunowfa ſ<hwere Verluſte erlitten. Au< vor Dünaburg ſpannen ſi<h neue Zuſam= menſtöße ſ<werſter Gattung an. Im Süden hatten die Ruſſen am 3. November die Fortſchritte der Verbün=deten vor Czartorysf wieder wettzu= machen. Alle noh ſo ſtarken Gegen= angriffe ſcheiterten aber auh dies= mal. Die Verbündeten brachten 5 Offiz ziere, 1117 Mann und 11 Maſchinen= gewehre als Beute ein. Bei Siemi= ÏTowce, von dem die Ruſſen immer no< einen Teil behaupteten, brahte der 4. November 2000 weitere Gefangene. Eine glei<h hohe Zahl von Gefangenen |_war au< das Ergebnis des folgenden Tages. An dieſem kamen die Kämpfe dort zu einem vorläufigen Abſchluß. Tapſerer Gegenwehr no< wuhtigeren . Angriffsmut entgegenſeßend, warfen die Truppen der Verbündeten nun= mehr die Ruſſen vollſtändig aus dem Ort hinaus. Am 5. November txat na< heißen Kämpfen hier und auf der ganzen Front eine nur wenig ge= ſtörte Ruhe ein. Jm Süden bei Sie=mikowce waren die Ruſſen nun wieder _ endgültig auf das Oſtufer des. Styr

ZULU wore SS :

Jn den nähſten Tagen wurden von dex geſamten Oſtfront nux kleinere ZU=ſammenſtöße gemeldet, die ſih- im Süden dur<hweg vor Czartorysf, im Norden im Seengebiet und bei Jakob= ſtadt, Dünaburg und Riga abſpielten. Hier waren die Deutſchen unter Wegnahme von einigen Offizieren und 117 Mann bis an den Tixulſumpf und Kekkau vorgedrungen. Dieſer deutſche Vorſtoß auf Riga veranlaßte nun die Ruſſen zu den fur<htbarſten Anſixengungen um Wieder= gewinn des Verlorenen. Sie rafften ſih troß der größten Verluſte immer wieder gu neuen Verſuchen auf, die deut=ſchen Linien zu durhbrehen. Durch ſtarkes Artilleriefeuer glaubten ſie Breſchen gelegt zu haben, gegen die dann die Infanterie vorgeſchi> wurde. Deren Stöße wurden aber immer matter. Es war deutli< zu merken, daß ſih der ruſſiſche Soldat bewußt war, planlos in den ſiheren Tod zu laufen, ohne irgend etwas zu erreichen. Bei Bundul konnten deutſhe Truppen beobachten, wie die Jnfanterie der Ruſſen von Koſaken dur<h Peitſhenhiebe vorgetrieben wurde. Bei Grenhop nordweſtlih Olai wurde ſie dur< Sumpf vor= gejagt. Reihenweiſe fielen die Ruſſen in dem ruhig ge=zielten deutſhen Gewehr- und Maſchinengewehrfeuer. Das FJammern der Verwundeten drang ſ<hre>i< und mitleid= erregend zu den Deutſchen aus dem Sumpf herüber; doh ftonnten dieſe troy allem guten Willen keine Hilfe bringen. Ein deutſcher Artilleriebeobachter, der ſih an