Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

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erprobten Tiroler Shüßen von ſeiner Alm aufgebroHen, aufwärts dur< Latſchen, Geröll und ſteile Schneerinnen, und während ſie ſi< mit Steigeiſen, Eispi>el und Bergſtöten hinaufarbeiteten, ſchoſſen von unten die Jtaliener herauf, die offenbar das Geräuſh vernommen hatten, aber in der Dunkelheit ihr Ziel verfehlten. Nach Zzweiſtün=- digem, anſtrengéndem Klettern erreihte die Patrouille im Morgengrauen die Spiße des Elferkoſels, wo ſie ſi kurze Raſt gönnte. Dann, als man den Rü>weg dur italieniſhe Poſten geſperrt fand, wollte Jnnerkoſler no ein im Tale angelegtes Lager der Berſaglieri austunmdſchaften und auf Umwegen zu den Seinen Alle zehn Mann folgten ihrem Führer; ſie ſeilten ab und ließen ſi< über eine ſteile Shneerinne 300 Meter tief hinab. Unbehelligt erreichten ſie einen Pfad in ein von den Italienern unbeſeßztes Seitental, aber als ſie glüdlih die erſte Felse>e umflettert hatten, tal ih Zu ihren Füßen ein tiefer Abgrund auf. 300 Meter tiefer befand ſich das Zeltlager der Jtaliener. Den RüGzug anzutreten, war zu ſpät, denn durh herabfallende Steine aufmerkſam gemacht, hatten die Jtaliener die kühne Pas trouille entde>t und empfingen ſie nun mit heſtigem Gewehrfeuer. Sie ſuchte, ſo raſh es eben ging, den näGhſten _Felsgrat zu erreihen, um hier aus ſicherer De>ung das Feuer der Jtaliener zu erwidern. Bevor ſich die Pa= trouille aber no<h dem Feuerbereih der Berſaglieri entzogen hatte, wurde Sepp Jnnerkofler, der gerade Handgranaten auf den Feind ſ<leudern wollte, von einer Kugel getroffen, er glitt aus, überſ<hlug ſih und ſtürzte in die Slut hinab.

Der Artilleriebeobachterim Schügengraben. |

(Hierzu die Bilder Seite 498 und 199.)

Der Stellungskampf hat für den Artilleriſten ganz neue

Methoden geſchaffen. Der Kampf im Waldgelände hat den Artilleriebeobachter in den Schühßengraben gewieſen. Man fann ruhig behaupten, daß heute das Feuer des größten Teils unſerer Artillerie von der vorderſten Linie aus geleitet wird. SS

Die Gründe hierfür ſind ſehr einleuhtend: die Front zerfällt in feine Gefehtsabſhnitte, jedem Abſchnitt iſt zur Unterſtützung ſeine Artillerie zugewieſen; dieſe hat im Verteidigungskrieg die Aufgabe, den Feind in geziemender Entfernung zu halten und ihm auf alle möglihe Weiſe Abbruch zu tun. : SS

Die Tätigkeit dieſer vorgeſhobenen Beobachter in vor=derſter Schüßenlinie. iſt ſhwierig, gefahrvoll, aber au< lohnend. Jh habe ſie in den langen Monaten des Stellungsfrieges genau kennen gelernt und will ſie im folgenden etwas eingehendex ſchildern. —

Unter dem Schuß des Waldes reite ih mit einem“ friegsfreiwilligen Unteroffizier als Hilfsbeobachter bis auf

“ Jlluſtrierte Geſchichte dzs Welikrieges 1914/15.

: E Phot, A, Karl Miiller, Magd eburg=Weſt, Franzöſiſche Mine, die in einem Baume über einem deutſchen Gchüßengraben hängen blieb und ſo nicht zur Explofiou fam. Aus dem Graben auſgenomnuten. -

zurü>ehren.

zwei Kilometer hinter die Jnfanterielinien heran. Dann wird der Wald lichter. Pälſch! pätſ<h! flappt es neben uns in die Buche. Die Pferde werden unruhig und wollen ſich das Gepä> niht mehr abſchnallen laſſen. Wix benugen die linke Zugangſappe und werden uns dann in der vordexrſien Linie von re<ts an unſeren Beobachtungſtand -

abſtänden ſtreut ein franzöſiſches Feldge|ſ<hüß mit Bremnzündern dieſe Sappe ab. Man benugßt die Feuerpauſen, um mögli<h|t raſ< bis zur vordexſten Linie dur<zufommen. Dann geht's re<htsum den engen Graben entlang. Die abgelöſten Jnfanteriepoſten . \<lürfen eben, behagli<h niedergefauert, ihren Kaffee. Die Kontrolloffiziere rufen uns Scherzworte zu und wünſchen uns Glü>. Man ſieht die Artillerie gerne im Graben. Kann ſie do< immer helfen, wenn der Feind gar zu anmaßend iſt. Endlich ſind wir im Fernſprehunterſtand, laſſen uns die Vorkommniſſe der Nacht ſchildern, hören noh raſ< die neuen Gewohnheiten des Gegners — dex Franzoſe arbeitet nämli<h gern mit Überraſhungen —, neue Beob=a<htungen im Schießen, auffallende Punte im Gelände werden mitgeteilt, da — im der Richtung des linken Flügels ein furhtbares Getôſe, der Luſtdru> ſ<hneidet ſ<harf unſer Geſicht. „Xte Batterie feuerbereit!“ Dann wird der Fernſprecher abgenommen, ih eile im Lauſfſchritï voraus, Hilfsbeob= achter und Telephoniſten mir na<, den Apparat unter dem Arm, dem linken Flügel zu. Jnzwiſchen ſauſt ſhon das zweite Ungetüm herüber und explodiert mit ſ<hre>li<hem Krach ganz in unſerer Nähe dit hinter der Rückenwehx. Wir drü>en uns an die Grabenwand, bis die Sprengſtüde

und Steine niedergefallen ſind, eilen weiter und Tommen

an die Stelle, wo die erſte Mine den Graben geſprengt Und ihn auf einige Meter eingeſhüttet hat. - Wir ſelbſt waren wenige Minuten zuvor an der Stelle vorbeigekommen. Nun bildet ſie ein wüſtes Durcheinander von Leichen, Stahlſchilden, Steinen, Holzbalken, Sandſäten, Uniformſtü>en. Endlich ſind wir am linken Flügel. Meine Leute ſchalten den Fernſprecher ein, der Kompanieführer führt mi< an eine Blende, wo er bereits ein Gewehr auf die Abſchußſtelle des Minenwerfers eingeſtellt hat. Eben hat ſhon die vierte Mine den Lauf verlaſſen, und ſofort ſauſen zwei Ueinere als Antwort in die Richtung, aus der der Schuß fam. Jh habe inzwiſ<hen Verbindung mit der Batterie und gebe Entfernung, Höhen- und Seitenrihtung zurü>. — „Suß !“

Und alsbald ſagt ſhon mit flaher Bahn die erſte Granate

dit über unſere Köpfe weg umd ſchlägt etwa fünfzig Metex vox uns ein. Beobahtung: etwas mehr re<ts. J< gebe Seitenkorreftux, und gleich kommt die zweite. Der Minenwerfer hat die Pauſe benußt, uns die fünfte Mine herüber=zuſchi>en. Sie krepiert hinter der erſten Linie. Alles -drü>t ſih an die Grabenwand. Mein zweiter Schuß lag genau in der Abſchußrihtung. Jh konzentriere das Feuex meiner Geſchüße, gebe Kommando: „Kürzere Feuerpauſen !“ Zurü>, und nun zieht's Shuß auf Shuß mit „Huju, huju, huju“ diht über uns weg. Jett haben wir die Oberhand. Unſere kleinen Minen ſtreuen die feindlihe Linie rechts 1nd links davon ab und ſehen Volltreffer in den Graben. Ich lege in dex Entfernung no< etwas zU. Es dauert einige Sekunden, bis dex nächſte Zünder umgeſtellt iſt, und ſhon hat der Gegner die Pauſe benußt, um aus ſeiner De>ung herauszugehen und uns eine neue Mine herüber=zuſchiden. Doch ſie geht zu kurz. Dex Franzmann hat offenbar ſeinen Mörſer etwas nach rüd>wärts gebracht, denn ih fann den Abſhuß niht mehr ſehen. So reißt der Kurz\<uß ein großes Loch zwiſchen den beiden Gräben, indes meine Batterie mit der neuen Entfernung lebhaft weiterfeuert. Dann ein neues, E Heulen in der Luſt: das Flankierungsgeſhüß unſerer ſ<hweren Artillerie. Au dieſes will die Opfer rächen. Der Schuß lag gut. Die Sprengſtü>e fliegen bis zu uns herüber. Dex Kampf wird nun ſo lebhaft, daß wir erſt dur< den Fernſprecher darauf aufmerkſam gemacht werden müſſen, daß unſer rechter Flügel von feindliher Artillerie beſtreut wird. J<h muß den

_heranſchieben. Jn faſt regelmäßigen Zeit-