Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

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lihen Seehelden Otto v. Weddigen ohne Zweifel dur< eine ſo hmählihe Jrreführung zugrunde, wie das Wolfſſche Büro ſie aus maßgebender Quelle mitteilte. Danach verſuchte am 14. Mai vormittags fünf Meilen öſtlih des an der engliſhen Oſtküſte liegenden Longſtone-Leuchtturms ein unter norwegiſcher Flagge und mit norwegiſhen Neutrali=z tätsabzeihen fahrender Dampfer auf eines unſerer Unteérſeeboote einen zum Glüd erfolgloſen Angriff. Der Kommandant fonnte ſpäter aus einer engliſhen Zeitung feſtſtellen, daß der betreffende Dampfer ein engliſhes Shiff geweſen iſt, das im Wettbewerb um den von der engliſhen Admiralität für die Vernichtung von Unterſeebooten ausgeſeßten Preis im mißbräuhlihen Shuße der norwegiſhen Flagge unſer U-Boot bedrohte.

Viel ſ<limmer noh iſt ein ähnliher Flaggenmißbrauh im Kampf gegen U-Boote, der ſi<h am 10. Juni an derſelben Stelle ereignete. An dieſem Tage verſuchte ein engliſher Dampfer im Shuße der ſ<hwediſ<hen Flagge und des [<hwediſhen Neutralitätsabzeihens im Verein mit einem ohne Flaggen und ohne jeglihes Abzeichen fahrenden Dampfer und einem engliſhen Torpedobootzerſtörer eines unſerer U-Boote zu rammen, au<h wieder ohne Erfolg. Dieſer Fall beweiſt, daß die britiſ<he Admiralität ſelbſt niht davor zurü>ſ<re>t, den amtlih empfohlenen Mißbrauch der neutralen Flagge für Handelſhiffe au< zu Kriegshandlungen auszunußen.

Anfang Juni gelang den Engländern, nah einer Mit=-_

teilung des erſten Lords der Admiralität vom 8. Juni, die Vernichtung des deutſchen UV 14. Der holländiſhe Fiſher

Grootfeld von dem Scheveninger Fiſcherboot „Sch 347“,

das in der Nähe und Augenzeuge des Kampfes war, hat den Hergang geſchildert. Danach griff VU 14 einen bewaffneten engliſhen Fiſhdampfer an, ohne wegen ſtarken Nebels ſehen zu können, daß no vier andere bewaſfnete engliſ<he Fiſcherfahrzeuge in“ der Nähe waren. Dieſe eilten ihrem angegriffenen Gefährten zu Hilfe und befeuerten gemein=ſ<haſtlih U 14, das von einer Salve am Vorderſhiff getroffen wurde. Selbſt in dieſer gefährdeten Lage, ohne die Möglikeit, unterzutauhen, mahte die Mannſchaft des U-Bootes feine Anſtalt, ſih zu ergeben. Die Engländer rammten das Boot. Es ſank, kam aber nach einigen Minuten für eine furze Spanne Zeit wieder an die Oberfläche. Den Augenbli> benußgßte die mit Shwimmgürteln verſehene Beſaßung zum Sprung über Bord. Sie wurde auſgefiſht und fortgeführt. Bei dieſer Gelegenheit iſt es nötig, darauf hinzuweiſen, daß die engliſhe Regierung unter den Neutralen au< dadur< Mißſtimmung gegen Deutſchland zu verurſachen geſucht hat, daß ſie den Deutſhen unterſhob, ſie bekämpften harmloſe und friedlihe Fiſher. Der geſchilderte Kampf gegen U 14 iſt nux ein Shulbeiſpiel dafür, was man von dieſen harmloſen Fiſchern zu halten hat. Jhre Fahrzeuge ſind weiter nihts als Aufklärungs- und Gefeht= ſchiffe der engliſhen Kriegsflotte. Dieſe iſt zum Schmerz für die Engländer im

gleih mit England niht nur durch den täglichen Angriff ſeiner U-Boote, fondern au< dur< Angriffe aus der Luft mit feinen Zeppelinen. Am 19. Mai warf ein Zeppelin Bomben über Southend und Weſtcliffe. Der Schaden in Southend allein ſoll nah gegneriſ<hen Meldungen über 200 Millionen Franken betragen haben. Alle öffentlihen Gebäude wurden mehr oder minder ſ<hwer beſ<hädigt und aus den na<h dem Tag des Angriffs ſtark anſ<hwellenden Todesanzeigen in Southender Blättern ward erſihtlih, daß der Angriff au< eine ſehr erheblihe Zahl Menſhen zum Opfer gefordert hatte. Der engliſhe Zenſor iſt hinſihtli<h der Mitteilung der Ergebniſſe von Angriffen aus der Luft ganz beſonders peinlih, faum daß er die Mitteilung der na>en Tatſache zuläßt, daß überhaupt ein Angriff ſtattgefunden hat.

Anfang Juni praſſelten die \<weren deutſchen Luftbomben auh über Ramsgate, Brentwood und andere Orte in dex allerunmittelbarften Umgebung Londons nieder. Darüber Tag am 1. Juni eine ſi<h ſehr dumm ſtellende amtlihe Reutermeldung vor, die es in Zweifel zog, ob die zahlreihen Brände in den genannten und anderen Orten im Zuſammenhang mit dem Beſuch der Luftſchiffe ſtänden.

Dafür meldete der deutſhe Admiralſtab amtlih einen zweiten Angriff in der Naht vom 6./7. Juni auf die Dots von Kingſton und Grimsby.

Dieſer Ausfall auf den empfindlihſten Teil der Weltſtadt iſt von gewaltiger moraliſher Wirkung in England geweſen. Diesmal ſorgte der Zenſor dafür, daß niht die kleinſte Nachricht über die Folgen der Bombenwürfe dur< die Zeitungen befannt gemaht wurde. Jeder Einfallsort einer Bombe wurde ſofort umfaſſend abgeſperrt. Wir wiſſen aber aus Mitteilungen Reiſender und aus Briefen, daß in der Nähe von Biſhopsgate Market, fünf Minuten von der City, dem innerſten Herzen Londons, entfernt, Häuſer dur< Bomben in Brand geraten ſind. Ebenſo gingen in Hokey, einer dihtbewohnten Vorſtadt Londons, zahlreihe Häuſer in Flammen auf. Über 300 Perſonen wurden getötet oder verwundet. Eine große Anzahl der Stapelund Lagerhäuſer längs der Themſe brannte ab. Die Regierung behauptete, dieſe Brände ſeien dur< Brandſtiftung entſtanden. Jedermann in London aber weiß, daß ſie auf Zeppelinbomben zurü>zuführen ſind. Jn den Tilbury-Do>s wurde ein mächtiges Lagerhaus mit Jute vernictet, in den Jndian-Dot>s verbrannte ein großer Dampfer von 6000 Tonnen. Jn der Upperthames-Street bra<h in dem ſiebenſtödigen Warenhaus der Firma A. und G. Green ein rieſiges Shadenfeuer aus, das unter der Tätigkeit von zwölf Dampfſprizen endlih zum Stehen kam. In der Nähe dieſes Hauſes verbrannten Shuppen mit 1200 Ballen Baumwolle bis auf den legten Reſt. Jn der Brewery-Road wurde das Gewerktſhaftsgebäude der Arſenalarbeiter von Woolwich vom Feuer erfaßt, konnte in ſeinen Hauptteilen aber dur<h die Feuerwehr erhalten werden.

Am 5./6. Juni hatte auch die befeſtigte Humbermündung

Verlauf der Monate Mai und Juni aber auh niht ungeſchoren davongekommen. Am 28. Mai flog der Hilfskreuzer „Prinzeß Irene“ bei Sheerneß nah amtliher Meldung dur< einen „unglüdlihen Zufall“ in die Luft. Der unglü>lihe Zufall iſt der Torpedo eines deutſhen U-Bootes geweſen. „Irene“ war ein neuer, erſt 1914 von Stapel gelaſſener Canadian-Pacific-Dampfer von 6000 Tonnen. Am 5. Juni wurde ferner gemeldet, daß der engliſhe Zerſtörer „Mohawk“ in der Nordſee auf eine Mine aufgelaufen ſei, ſih aber no< bis zum nächſten Hafen ſ<leppen fonnte. Der „Mohawk“ ſtammt aus dem Jahre 1907, hatte eine Beſazung von 70 Mann und verdrängte 900 Tonnen. ___ Am 20. Juni torpedierte ein deutſches Tauchboot in der Nordſee einen engliſ<hen Panzerkreuzer vom Minotaur-Typ. Der deutſ<he Kommandant konnte feine vollſtändig genaue Meldung über das Ergebnis des Angriffes machen, weil ex na< dem Torpedoſ<uß ſofort untertauhen mußte. Die engliſhe Admiralität teilte über den Fall am 24. Juni mit, daß am 20. der Panzerkreuzer „Roxburgh“ von einem Torpedo. getroffen, aber niht ſehr \<wer beſchädigt worden ſei; er habe no< unter eigenem Dampf die Fahrt fortſezen können.

Maſs ſtab: ORIS S!

> Gefechtsorte.

Deutſchland beweiſt ſeine Überlegenheit im Ver-

Kartenſkizze zum Angriff auf die Combreshöhe (ſiehe Seite 56).