Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

mal ein Ende gemacht werde. Jh werde demnach innerhalb der Grenzen meiner ſ{<wachen Kräfte dahin wirken, daß ein Reſultat erzielt werde, welches Zufriedenheit in jene Länder zu bringen geeignet wäre.

Geehrte Herren Abgeordnete! Wiewohl die Miniſter, die ih unter den jetzigen. bedeutſamen Verhältniſſen um mich verſammelte, erſt vor wenigen Tagen ernannt wurden, werden ſie doch einige Vorlagen Jhnen unterbreiten, welche die beſſere Regelung einiger Landes-Jnſtitutionen bezwe>en, wie über wirfſamere Maßregeln zur Garantirung der perſönlichen Sicherheit, über eine breitere GemeindeAutonomie und größere Preßfreiheit.

Da die vorigen Skupſchtinas ſi<h für die Zweckmäßigkeit dieſer Geſeße ausſprachen, ſo zweifle ih nicht, daß Sie dieſelben verwirklihen werden, umſomehr als die Regierung darin den Volkswünſchen entgegenkommt.

Jh freue mi<h, Fhnen von einem Ereigniſſe Mittheilung machen zu können, welches in gleichen Maßen Meinem Herzen wie Meiner Herrſcherpfliht Befriedigung gewährt. Als Nachkomme jener Dynaſtie, für welche die Nation ſtets ihre Ergebenheit bekundete, glaube Jh meinen Wunſch mit. dem des Volkes vereinigt zu haben, indem Zh zur Gefährtin meines Lebens und Genoſſin meines Thrones Natalia Patrowna erwählt habe, die dem ſtammverwandten Volke der Ruſſen entſtammt, mit denen uns Bande der Blutsverwandtſhaft, des Glaubens und vieler theurer Erinnerungen aus der Vergangenheit vereinigen.

Die Skupſchtina iſ eröffnet. Möge Gott die Volksrepräſentanz erleuhten, auf daß ſie ihrer Aufgabe entſprehe. Möge auch jetzt jene Einigkeit unter uns herrſchen, welche in ernſten Zeiten uns nie mangelte. Das iſ der Urbeginn, das iſ} die feſteſte Baſis unſerer Macht, unſerer Zukunſt !“

Das ſerbiſche Parlament, die Skupſchtina, rief wie aus Einem Munde:

„Mit Gut und Blut, wie unſere Väter gethan!“

Es war dies gerade, als Fürſt Milan in ſeiner Thronrede das Wort ausſprach :

„Die Nation wird mich ſicherlih in dieſem ernſten Momente unterſtützen. “

Mit dem hingebungsvollen Ausruf reihte ſich dieſe Verſammlung von Volksvertretern jenen anderen großen Vertretungskörpern an, welche durch ein bezeihnendes Schlagwort in eine große Action eingetreten ſind. Jn Ungarn ließ man

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einſt laut unter S<hwertergeklirr und hellem Fubelruf das „Moriamur pro Rege nostro, Maria Theresia !“ erfſingen. Jn England begrüßte das Parlament den Krimkrieg mit den einhellig geſprochenen Worten: „Gott {hüte unſer Recht !“ und in Paris hallte das „à Berlin, à Berlin !“ ſelbſt in den geheiligten Hallen des Corps législatif wieder, als Emil Ollivier am 15. Juli 1870 den Krieg gegen Deutſchland als vollzogene Thatſache meldete, in den er ſo „leichten Herzens“ eintrat.

Die ſerbiſhe Thronrede ließ erkennen, daß Fürſt Milan nicht auf kriegeriſche Abenteuer ſann, indeſſen war die Stimmung der Bevölkerung doch eine ſehr kriegeriſhe. Man verſuchte darum in Belgrad mancherlei Mittel, um die Stimmung im Publikum ſo viel als möglich zu beruhigen. Man war befliſſen, die öffentliche Meinung mit anderen Dingen zu beſchäftigen. So wurde das Namensfeſt der fürſtlichen Braut weidli<h benüßt, um über ihre intereſſante Perſönlichkeit die Beſprehung in lebhaften Gang zu bringen. Man wußte zu erzählen, daß die künftige Fürſtin Natalie jezt fleißig in Paris dem Studium der ſerbiſhen Sprache obliege. Man ernannte in der Perſon eines bekannten ſerbiſchen Philologen, des Doctors Daniſchitſ ch, ihren ſprachwiſſenſchaftlihen Führer. Das Namensfeſt der fürſtlihen Braut wurde mit einem feierlichen Gottesdienſte in der hauptſtädtiſhen Kathedrale begangen, dem der Fürſt, die Miniſter, LandesWürdenträger und mehrere Conſuln in Gala beiwohnten. Man beſchäftigte ſich auh viel mit dem neu eingetroffenen diplomatiſhen Repräſentanten Deutſchlands, Baron von Saurma, welcher eben dem Fürſten Milan in feierlicher Audienz ſeine Creditive überreicht hatte.

Die fortwährende Concentration türkiſcher Truppen an der ſerbiſchen Grenze beunruhigte indéſſen die Stimmung immer mehr und mehr, “2 es fam ſo weit, daß der ſerbiſhe Vertreter

“n Conſtantinopel der türkiſchen Regierung erklärte :

es werde das ganze ſerbiſche Volk zu den Waffen gerufen werden müſſen, wenn die Concentration türkiſcher Truppen nicht ſiſtirt, reſpective rüd>gängig gemacht werde. Der Großvezier gab zwar beruhigende Verſicherungen, die aber in Belgrad nicht befriedigten.

Jun Serbien wuchs die Gefahr, daß es, ohne Krieg, zu inneren Unruhen kommen würde.