Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

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Erfolge und Niederlagen der Türken.

Jn der Herzegowina hatten die Türken abermals einen Erfolg zu verzeihnen. Huſſein Paſcha zog am 9. September von Trebinje aus mit 2200 Mann und vier Geſhüßeu zu einer Art forcirter Recognoscirung aus, um den Juſurgenten von Zubci auf den Zahn zu fühlen. Bei Fort Grab ſtieß er auf anſehnlihe Fuſurgentenkräſte, die zwar ſeinen eigenen Kräften “numeriſch keineswegs überlegen, denno< in guten Poſitionen das genannte Fort und andere kleinere ſehr ſ{<wa<h beſeßte Blockhäuſer cernirt hielten. Nach einem kurzen, aber hartnätigen Gefechte, in welhem die Jnſurgenten mit viel Muth und Ausdauer der türkiſhen Uebermacht Stand hielten, räumten dieſelben das Gefechtsfeld, wodur< Fort Grab und die Blochäuſer entſetzt wurden. Die Fnſurgenten zogen ſi< in ziemlicher Orduung, weil von Huſſein Paſcha nicht verfolgt, in das nahe Gebirge zurü>. Huſſein hielt es niht für räthli<, fie dahin zu verfolgen, und trat, da der Zwe> ſeiner Expedition, der Entſatz der befeſtigten Punkte, erreicht worden, ſeinen Rückmarſch nah Trebinje an. Ein zweites Gefecht fand bei Veliki-Strug ſtatt, wo die vereinigten Juſurgenten buchſtäblich vernichtet wurden und die Anſührer Oſtoja und Pezija fielen.

Die Türken waren am 10. in drei Colonnen gleichzeitig vorgerü>t, von Berbir weſtli<h, von Banjaluka ſüdweſtli<h und. von Orahowo aus öſtlih, ſomit concentriſh gegen die Stellung der Fnſurgenten, welche auf ihrem linken Flügel durch die Save, im Centrum aber und auf dem reten Flügel dur<h Geſtrüppe gede>t waren. Die Juſurgenten waren augenſcheinlih auf dieſen Angriff niht gefaßt und unterließen ſogar, ſich ihre Rückzugslinie gegen das Gebirge zu ſihern. Die Führer Oſtoja und Pezija aber verweilten am ſlavoniſhen Ufer, tranken Branntwein und waren bereits berauſht, als das Anrü>en der Türken bemerkt wurde.

Das Treffen begann anfänglih unglü>lich für die Türken. Jhre ſorglos vorrü>ende reguläre Cavallerie gelangte, ohne die Jnſurgenten zu bemerken, in den Bereich der Feuerwaffe der leßteren und ſtob unter fur<tbarem Geſchrei nah der erſten Decharge auseinander, indem ſie fünf Todte am Plate ließ. Jett entwickelten ſi<h aber die türfiſhen Streitkräfte, die im Ganzen tauſend Köpfe zählen konnten, vorſichtig von allen Seiten, indem ſie die Fuſurgenten immer mehr und mehr, ungeachtet des für leßtere ungemein günſtigen Terrains zurü>drängten.

Als dieſe hierauf ſ\<ließli< ſi< gegen das Gebirge zurü>ziehen wollten, war es bereits zu

ſpät und der Weg dur<h die Orahowoer Türken verlegt. Jett erfolgte dieKataſtrophe, denn entrinnen fonnte Niemand. Diejenige Abtheilung der Fnſurgenten, welche an der Save aufgeſtellt war, ſtürzte ſih, fünfzig Köpfe ſtark, in die bereitgehaltene Ueberfuhrplätte, um ſi<h über die Save an das ſlavoniſche Ufer zu retten. Dabei wurden ſie von den Türken fortwährend und ſo lange beſchoſſen, bis die Plätte das ſlavoniſche Ufer erreiht hatte. Fn derſelben waren. nur zwei Mann unverſehrt, alle Uebrigen todt oder mehr oder minder {wer verwundet. Unter den Todten waren die beiden {on genannten Anführer. Oſtoja hatte das tödtlihe Blei in die Bruſt, Pezija in den Rücken bekommen. Selbſtverſtändli<h wurden die auf dem Plateau befindlichen JFnſurgenten niedergemacht, und ſo endete der Tag von Veliki-Strug mit der Vernihtung der Juſurgentenſchaar, die den Kern der inſurrectionellen Streitmacht des Kozara-Gebirges bildete.

__Am 14. September kam es im FnſurgentenRayon längs der -montenegriniſhen Grenze auf

_ drei Seiten ‘gleichzeitig zu heftigen Kämpfen.

Diesmal hatten die Fnſurgenten die Offenſive ergriffen. Die Türken wurden in ihren theilweiſe verſchanzten Stellungen bei Billetſ<h (Bilekj), Zubci und auf dem Boborer Felde angegriffen. Bei VBilletſ<h wurden die Fnſurgenten ſehr übel zugerichtet. Die Türken waren daſelbſt in bedeutender Uebermacht und in ſehr günſtigen Stellungen. Es famen 2100 Türken auf 700 Fnſurgenten. Letztere wurden faſt ganz aufgerieben. Dagegen wurden die Türken auf dem Boborer Felde geſchlagen und aus ihren Verſchanzungen vertrieben. Die Juſurgenten drangen nah dieſem mehr als fünfſtündigen Kampfe na<h Ljubiſhnja vor, wo von ihnen, ebenſo wie bei Pljvalj türkiſhes Gepä> und Proviant-Colonnen erbeutet wurden. Es muß hier noh eines denkwürdigen Kampfes erwähnt werden, welcher unter Leitung des Peko Pawlowitſch an der Krupa ſtattfand. Die Krupa iſ eine Art Nebenfluß der Narenta und entſtammt der Trebinſchtſhiza, welche mit ihrem ganzen Gebiet von Nebenflüſſen und unterirdiſchen Abflüſſen theils nah der Narenta, theils direct nah dem Adriatiſhen Meere zu auseinanderlauft. Früher war man der irrigen Meinung, der Lauf dieſes Flußſyſtems ſtelle ſi<h ſo dar, als wenn bei Trebinje das Becken eines Sees zwei von entgegengeſeßten Seiten zuſtrömende Flüſſe aufnähme, dem iſt jedo< niht ſo; es iſt vielmehr die ganze Einſenkung, welche gleihlaufend dem Küſtengebirge die Mulden (Gebirgs-Vertiefungen) der Shuma und der Popowopolj