Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

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halb „Drieno am 24. September brachen die Schaaren des Ljubobratitſ< und Peko Pawlowitſ< am 25. gegen Nordweſten auf. Die Bewegung ging quer durc das Trebinſchtſchitza-Thal, über die von Nordoſten gegen das Popowopolje abfallenden Hänge gegen Utowo, welches an dem Saumwege von Klek nah Stolaß liegt. Während dieſer Bewegung wurden alle am Wege liegenden Ortſchaften dex Schumlja und des Popowopolje neuerdings inſurgirt und die Bewohner unter Sawo Andjelitſ< und Zotowitſ< zum An{luſſe veranlaßt.

Utowo hat eine unbedeutende Befeſtigung und eine geringe Beſatzung; trozdem bildet es eine weſentli<he Sicherung der einzigen Communication der türfiſhen Truppen vom Adriatiſchen Meere her in's Junere der Herzegowina.

Es war die Abſicht der Jnſurgenten darauf gerichtet, dieſe Communication den Türken zu verlegen und demna< ganz richtig ihr erſter Schlag gegen Utowo gemünzt, welhes vom 27. auf den 28. September von Ljubobratitſ<, Peko Pawlowitſ< und Sawo Andjelit \< cernirt wurde. Fndeſſen brachte Ljubobratit\< gegen Abend des 28. dur< Streifpatrouillen in Erfahrung, daß eine ſtarke türkiſche Colonne von Klek auf Gradaß marſchire. Weitere Recognoscirungen verſchafften ihm die Gewißheit, daß die Türken in Gradaß übernachten und erſt am Morgen des 29. ihren Marſh gegen Stolatz fortſeßzeu würden. Ljubobratitſc beließ daher ungefähr gegen zweihundert Fnſurgenten unter Sawo Andjelitſ< zur Beobachtung von Utowo, dann des von Stolaß kommenden Saumweges, ſowie hauptſächli<h zur Sicherung und De>ung ſeines Rückens. Mit dem Reſt von ungefähr ſe<shundert Jnſurgenten wendete ſi< Ljubobratit\< vom 29. auf den 29. gegen Gradabß, um die von Klek vorrückende Colonne auf Klek zurüzuwerfen.

Ljubobratitſ< beließ zu dieſem Behufe Peko Pawlowitſ< mit dreihundertfünfzig meiſt montenegriniſ<hen Freiſhärlern auf dem Wege und- führte ſeine eigene gegen zweihundert Köpfe ſtarke Schaar in einem Bogen ſüdli< vom Wege über die Berge in eine Flankenſtellung zur Communication. Gegen aht Uhr Morgens des 29. fam die türkiſche Colonne von Gradab hex hinter Prapa tnifa in Schußbereih der Juſurgenten unter Führung des Peko Pawlowitſch. Dieſe Colonne beſtand aus fünfhundert Reitern, zwei Bataillonen (ahthundert Maun) Jufanterie und einem großen Train mit Proviant, Munition u. dgl. Die Jue ſurgenten eröffneten ſofort ein lebhaftes Feuer gegen die Cavallerie, Durch die unter derſelben cingeriſſene Verwirrung verleitet, ſtürzte ſich Pefko Pawlowitſ<h mit ſeiner Schaar na< furzem Feuergefe<te mit dem Haudſchar auf die Türken. Sein Angriff war von Erfolg begleitet; Jufanterie

und Cavallerie der Türken wurden geworfen und zum Rückzuge genöthigt, dabei über achtzig Türken maſſacrirt, no< mehr getödtet und verwundet und zahlreiche Waffen und Pferde erbeutet.

So weit war das Gefecht gediehen, ohne daß Ljubobratitſ< zum Eingreifen in dasſelbe gekommen wäre. Peko Pawlowitſch hatte ihm niht Zeit genug gelaſſen, in ſeine Flankenſtellung zu gelangen. Das bewahrte die von Klek kommende türfiſhe Colonne auh vor völliger Vernihtung. Während der heftigſten Verfolgung derſelben dur< Peko Pawlowitſ< erſchienen indeſſen im Rücken desſelben türkiſche Abtheilungen von Stolab her. Die bei Utowo aufgeſtellte Schaar unter Sawo Andjelit\< war von zwei Bataillonen (ungefähr achthundert bis neunhundert Maun) Türken angegriffen, geworfen und in die Berge geſprengt worden. Dadur<h war der Rü>en des Peko Pawlowitſ< völlig preisgegeben.

Die Türken überraſchten ſo die Schaar Peko Pawlowitſ<'s völlig unvorbereitet. Die montenegriniſhen Freiſchärler ließen ſofort von der Verfolgung ab, machten Kehrt und brachten dur lebhaftes Feuergefe<t die von Utowo gegen ſie vorrüenden türkiſ<hen Abtheilungen zum Stehen. Sie ſahen ſi< aber nah einem bereits zweiſtündigen Gefechte mit etwas über 300 Mann im Thale, an Zahl dreifa<h überlegenen friſhen Kräften auf dominirenden Höhen gegenüber. Eine bedeutende Niederlage ſchien unvermeidlich.

Jn dieſem Augenbli>e jedo< griff Lj ub:0bratitſ< mit ſeiner Scaar in's Gefecht ein. Jn ſeiner Flankenſtellung oberhalb des Weges angelangt, hatte er raſh die geänderte Sachlage erfaßt, die urſprüngliche Abſicht fallen gelaſſen und fi< ſofort mit völlig verkehrter Front in der Richtung gegen Utowo vom Berg in die Niederung herabgelaſſen. Ohne zu halten, ging Ljubobratitſ< mit ſeiner Schaar aus dem Feuergefe<t ſofort zum Angriff mit dem Haudſhar über. Der linke Flügel der Türken auf den Höhen wurde im erſten Anprall geworfen und floh. Mitte und re<ter Flügel zogen ſi geordnet gegen Utowo zurü>. Ljubobratitſch begnügte ſi<, den Feind blos dur lebhaftes Feuer zu verfolgen.

Jnuzwiſchen hatte Peko Pawlowitſ < hinter der Feuerlinie der Ljubobratitſch’ſhen Schaar gegen Ribnik dirigirt. Ljubobratitſ< verblieb in der Front der gegen Utowo genommenen Stellung. Nachdem die Türken aus ſeinem Sehbereih gefommen waren, hinterließ ex auf einer Anhöhe oberhalb der Straße eine Wache und vereinigte ſi< mit Peko Pawlowit\< bei Ribuik.

Nah dem Gefehte am nächſten Morgen (30. September) marſcirten die cFuſurgenten nah einem Verluſte von zehn Todten mit ihren ſämmtlichen Verwundeten und den erbeuteten 120