Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

Gewehren wie zahlreihen Pferden gegen Rawno. Die na<h Gradaß rü>gezogenen Türken konnten ſo am 30. September ihren Marſh gegen Stolab wieder aufnehmen. Fhr Verluſt mit jenem der von Stolaß gekommenen Colonne zuſaminen wurde auf 400 Mann Todte und Verwundete, darunter zahlreiche Offiziere und einen Bim-Baſchi (Oberſt, Anführer von Tauſend), veranſchlagt.

Die Verlegung der Communication von Klek in's Funere der Herzegowina dur die Juſurgenten war ſona als nicht durchgeführt zu betrachten, doh fiel den Türken dieſer „ſtrategiſche“

Sieg nur um den Preis einer empfindlichen taftiſhen Niederlage zu.

Jür die Fnſurgenten blieb das Gefecht von Prapatnika jedenfalls eine ſeltene Waſfenthat. Außer den ungewöhnlichen kriegeriſchen, moraliſhen Eigenſchaften, insbeſondere der montenegriniſchen Freiſchärler unter Peko Pawlowitſ<, kann dieſelbe als das Hauptverdienſt Ljubobratitſ<'s betrachtet werden. Derſelbe krönte diesmal eine, wenn au<h unausgeführte, ſo doh ſtrategiſh vollkommen richtige Intention dur<h eine geradezu von Talent zeugende taktiſche Ausführung.

Verſuche zur Friedensſtiftung.

Jumitten der drohenden Situation gewann es Fürſt Milan, zwiſchen Krieg und Entthronung ſtehend, dennoh über ſi<, an die Hochzeit zu denken und die Braut trotte niht minder allen Wirren und Gefahren. Am 10. October hätte bereits die Trauung ſtattfinden ſollen, ſie wurde jedo<h verſchoben, weil der ruſſiſhe Kaiſer den Fürſten Milan mit einer Ueberraſchung bedachte. Officiell wurde kundgemaht: „Seine Majeſtät Kaiſer Alexander von Rußland geruhte, indem er einen neuen Beweis ſeiner Zuneigung für den Fürſten Milan geben wollte, die Function eines Zeugen bei deſſen Vermählung zu übernehmen und als ſeinen Stellvertreter den GeneralAdjutanten Grafen Sumarako ff zu delegiren. Indem wir dieſe Nachricht mit Freude begrüßen, ſind wir überzeugt, daß die ſerbiſche Nation dieſen neuen Beweis der fkaiſerlihen Zuneigung ho< ſ{<äßen wird, mit welcher die ruſſiſchen Kaiſer ſtets die Fürſten aus dem Hauſe Obrenowitſ< auszeihneten.“

Nun iſt es freili< rihtig, daß die Herrſcher Rußlands die Fürſten von Serbien ſtets auszeichneten, es ließen ſi< aber niht ſelten Stimmen vernehmen, wel<he — namentli< war es diesmal der Fall — die aus Petersburg kommenden Gunſtbezeugungen ‘ein wahres Danaergeſchenk nannten. Sie hielten - beſonders im gegebenen Falle die Auszeihnung, wel<he dem Brautpaare zu Theil wurde, zu theuer erkauft, als den Lohn für den Sturz des als unliebſamſte Perſönlichkeit am Petersburger Hofe geltenden Riſtics; ja man zweifelte, ob die Legionen des Kaiſers Alexander dem Fürſten Milan ſo mächtigen Schub gewähren könnten, als demſelben die Feindſchaft Riſtics gefährli<h werden mote.

Auch Se. Majeſtät der Kaiſer von Oe errei< entſendete zur Hochzeitsfeier des Fürſten Milan den k. kf. Oberceremonienmeiſter, General

Graf Hunyady, und die ſerbiſche Nation ſprach öffentlih ihren „huldigen Dank für diefen neuen Beweis kaiſerliher Zuneigung und hoher Ehre, welche ihrem Herrſher auh bei dieſer Gelegenheit erwieſen worden“, aus. Nicht minder erfuhr der Fürſt Auszeihnungen vom Kaiſer von Deutſchland, dem Könige von Ftalien, dem Präſidenten der franzöſiſchen Republik u. #. w, Die Vermählung. fand am 17. October ſtatt.

In den erſten Tagen des November erſchien in dem officiellen Regierungsblatte zu Petersburg eine Kundgebung, welche der Situation mit einem Male ein anderes Geſicht gab. Es wurden unumwunden die Sympathien Rußlands für die Südſlaven ausgedrüct, davon geſprochen, daß die Ereigniſſe in der Herzegowina Serbien und Montenegro in den Krieg zu ziehen drohten, und bemerft, daß Rußland zuerſt ſeine Stimme zum Schutze der bedrängten, dur< übermäßige Steuern zum Aeußerſten getriebenen Rajah erhoben habe; daß die Lage dieſer Lebteren eine elende, das Vertrauen Europas in die Verſprehungen der Pforte erſchüttert ſei, ſo daß die Türkei ohne Mithilfe der europäiſchen Cabinete nihts werde thun können; daß die Pforte greifbare Garantien werde zu bieten habén und daß jedenfalls der kfläglihe Stand der Dinge in der Türkei ein Ende finden müſſe.

Dieſe Manifeſtation ermunterte die Südſlaven und enthielt gegen die Türkei das Stärkſte, was ihr ſeit dem hiſtoriſhen Beſuche, den Ment #<ikoff dem Sultan im Paletot abſtattete (1853), geſagt wurde, was einem unabhängigen Staate, einer Großmacht überhaupt geboten werden kann.

Die bisherige {lac Haltung der Diplomatie der Kaiſerreiche und der Verlauf der Dinge in der Türkei hatten bereits alle Welt zu der Meinung verleitet, man werde die Rajahs ſich ſelbſt überlaſſen, dieſelben werden von den Türken

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