Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

120

wax, ſie zu erhalten. Die Leute erhielten {on ſeit längerer Zeit anſtatt 21/; Pfund Brot und einen Franc Löhnung nux mehr einen halben Franc und gar keine Brotration.

Von Seite der Türken wurden die Kämpfe vom 11. und 12. November natürli<h ganz anders erzählt. Nach den officiellen Mittheilungen aus Conſtantinopel verliefen dieſelben in folgender Weiſe:

- Auf die Kunde, daß die Fnſurgenten ſi<h um Piva, un gleihnamigen Diſtricte gelegen, concentrirten, rü>te Schefket Paſcha mit einer zehn Bataillone ſtarken Colonne gegen ſie. Am 9. November kamen die türkiſhen Truppen nur bis Glaſſovißza, wo ſie Nachtruhe hielten. Am 10. November Morgens bra<h Schefket Paſcha mit ſeiner ganzen Macht auf und ſtieß nah einſtündigen Marſche bei Moravißa, außerdem Munratovic genannt, auf den Feind. Die Juſurgenten in der beiläufigen Stärke von zehntauſend Mann, nahmen ſehr feſte Stellungen auf dem ſtark hügeligen, bewaldeten und {wer zugänglichen Terrain ein. Schefket traf ſofort die erforderlichen Dispoſitionen, und nachdem ſeine Truppen in die Gefechtsſtellung übergegangen waren, begann gegen Mittag auf der ganzen Linie eine ſchr lebhafte Füſillade (Kleingewehrfeuer). Der Kampf dauerte volle ſe<s Stunden, bis tief in das Dunkel der Nacht, und endigte mit der Niederlage der Fnſurgenten. Unſere Truppen bivouakirten auf den Poſitionen, die ſie inne hatten, und befeſtigten dieſelben proviſoriſh. Die Jnſurgenten holten ihre Todten vom Shlachtfelde beim Scheine der auf den Höhen angezündeten Feuer. Man ſah auh ihre Signale um Verſtärkungen. Jn Wirklichkeit trafen au<h am darauffolgenden Morgen (11. November) neue Jnſurgentenbanden ein. Der Obercommandant der Juſurgenten, Peko Pawlowitſ<, ließ verſchiedene Poſitionen im benachbarten Gebirge von ſeinen Schaaren beſezen und beobachtete mit ſeinen in zwölf Colonnen getheilten Streitkräften die Bewegungen dex türkiſchen Truppen.

Schefket Paſcha gab alshald ſeinerſeits die nothwendigen Befehle, und es entwi>elte ſi< eine neue Schlacht. Dieſer zweite Kampf endete, Dank der Tapferkeit der kaiſerlihen Truppen, mit der Niederlage der Jnſurgenten. Nach dem Kampfe ließ Schefket Paſcha zur Feier des Sieges Artillerieſalven geben und führte hierauf ſeine Truppen na< Gaßko zurü>. Dieſe zweitägige Schlacht wax ohne Zweifel die bedeutendſte, wel<he ſeit Beginn der Fnſurrection geſchlagen worden. Die Jnſurgenten hatten viele Leute verloren, da abgere<hnet von den Todten und Vexwundeten, welche ſie in der Nacht entfernten, mehr als 450 Todte auf dem Schlachtfelde gefunden wurden, Jm Vergleiche zu dieſen Ver-

ſuſtziſfern waren die Verluſte der kaiſerlichen Truppen verhältnißmäßig unbedeutend.

Jun Serbien bli>te man mit einer gewiſſen Unruhe auf die Bildung einer Fnſurgentenſchaar, deren Lager ſi< ho< oben in den verſchneiten Bergen bei Famnißa befand. Es war jenes der Juſurgenten Karageorgiewitſ<'{<en Bekenntniſſes, wenn man ſi< ſo ausdrü>en darf. Einzeln ſtehende Häuſer dicht an der tro>enen Grenze, von aller Welt abgeſchnitten, waren zu Quartieren eingerihtet worden und die Lebensmittel mußten von Podowe und Tergowwc herbeigeſchafft werden, Es lagen ungefähr vierzig Bewaffnete dort, welhe unter dem Befehle des einſtigen Garibaldianers Kriſtics ſtanden, dem der Karageorgiewitſh'ſhe Hausdiener Fe fto ſecundirte. i

Am 8. December kam Peter Karageorgiewitſ< in Famnita an, mit ihm verſchiedene Vertraute ſeiner Partei und wurde beim griechiſchen Pfarrer Matijewitſ< großer Rath gehalten. An eine Verſtändigung mit den anderen Parteien behufs gemeinſamer Operation gegen die Türken war vorläufig nicht zu denken ; die meiſten Parteien ſtanden auf fürſtlih-ſerbiſcher, reſpective O brenowitſ<’ſ{<her Seite, und die Junſtructionen, die ſie aus Belgrad hatten, lauteten feindlih für Prinz Peter oder, wie er „ſi< hier nannte, Merkunitſ<.

Die Führer der anderen Parteien hatten ſich vorläufig geeinigt; man verſprah Waffen und Geld herxzuſchaffen, und zwar binnen aht Tagen. Es verlautete, daß Merkunitſch Geld und Waffen gebracht habe. Bewahrheitete ſi< dies, ſo fonnte er leiht ein großes Corps auf die Beine ſtellen, denn Leute waren genug vorhanden, welche gern kämpfen mochten, wenn ſie nux Waffen und Verpflegung bekommen hätten.

Jn Serbien ſchien man die Agitation Kar ageorgiewitſ<'s ſehr zu fürchten. Ein gewiſſer Nikola Klaic fam aus Belgrad nah Famnißa, gut bewaffnet und mit Geld reihli< ver-

ſehen. Da derſelbe ſeinem Haſſe gegen die verjagte ſerbiſhe Fürſtenfamilie offen Ausdru> verlieh, wurde er überwacht; drei Tage vorher

verwundete ex ſi<h ſ{<hwer beim Probeſchießen mit einer hölzernen Kanone und man ſah Papiere bei ihm, die ihn ſ{hwer gravirten. Die Frage war nur no<, ob beſagter Mann mit oder ohne Wiſſen der Regierung abgeſandt wurde; die Obrenowitſ<h’ he Partei ſchien ſiher im Spiele. Das ewige Futriguenſpiel, mit welchem die Leiter “ die Zeit vergeudeten, richtete die Jnſurrection zu Grunde. Troß der vielen in Bosnien ſtehenden türkiſhen Truppen war es leicht, ſi< einiger Städle zu bemächtigen, wenn die Jnſurgenten ein einziges . Geſhüß beſeſſen und ihre Streitkräfte vereinigt hätten. So aber ſtanden kleine Tſchetas (Züge) in der Motaißa,