Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

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Nun fing es auh inBos nien an, zu grollen, und die Anzeichen mehrten ſih, welche den nahen Ausbruch der dortigen Juſurrection verkündeten.

Der öſterreichiſhe Botſchafter Graf Zichy, der wieder auf ſeinen Poſten nah Conſtantinopel zurückgekehrt war, nahm FJunſtructionen für ſeine Haltung in der Herzegowiner Frage dahin mit. Uebereinſtimmend mit dem Petersburger Cabinete ſollte er die Forderung ſtellen, die Pforte möge die Ordnung herſtellen, um ähnlihen Ereigniſſen vorzubeugen. Sollte die Pforte nicht Herrin der Situation werden können, dann trete die Frage heran, was die Mächte thun ſollen.

Am 16. Auguſt loderte auh in dem bisher ruhigen Bosnien die Flamme des Aufruhrs empor. Die erſten Erhebungen fanden im KozaraGebirge längs der Save und Unna, von Gradisfa bis über Koſtajnißa hinaus, ſtatt. Die Aufſtändiſhen verbrannten ein türkiſhes Wachhaus, ſowie alle Cſardaks der türfiſhen Begs, tödteten ungefähr dreißig in ihre Gewalt gefallene Muſelmännex “ und zerſtörten die Telegraphenleitung zwiſchen Banjaluka und Bosniſch-Gradiska.

Dex Aufſtand trat hiermit in eine neue Phaſe und die Schwierigkeit, denſelben zu beſiegen, wurde für die Pforte immer größer.

Bosuien,

ſlaviſ<h Bosna, türfiſ<h Boschniah - Ili, ift die weſtlichſte Provinz des Osmaniſchen Reiches. Nach der. Eroberung dur die Römer bildete Bos nien einen Theil. der Provinz Obermöſien und erhielt erſt im achten Fahrhundert von ſerbiſchen Anſiedlern die Ausdehnung ſeines Gebietes gleichzeitig mit den Herrſchern ; bald mit Serbien vereinigt, bald (im zwölften Fahrhundert) ein ungariſhes Herzogthum, bald wieder (im vierzehnten Jahrhundert) ein eigenes Königreich bildend, war dem Lande zur inneren Entfaltung und zu Fortſchritten in der Cultur kaum jemals ein ruhiger Augenbli> gegönnt, bis es endlich un fünfzehnten Jahrhundert bleibend unter türkiſhe Botmäßigkeit gerieth. Die Herzegowina, wel<he in dem Titel des Königs Bela IL. von Ungarn unter dem Namen „Nama“, zur Zeit aber, als ſie no< ein Theil des ſerbiſchen Kaiſerthums war, als Gebiet von „Santa Saba“ und noh früher als Fürſtenthum Zenta erſcheint, erhielt ihren gegenwärtigen Namen unter ihrem Fürſten Stefan Coſaccia oder Coſſarich, welhem Kaiſer Friedrich IV. für die dem Könige Ladislaus Poſthumus (dem Nachgeborenen) erwieſenen Dienſte die Würde eines Herzogs des Deutſchen Reiches verlieh, in Folge deſſen ſodann auh das Land Herzegowina (Herzogthum, ‘von den Türken UHessek) genannt wurde,

Bosnien iſ faſt dur<hgehends gebirgig ; die Gebirge, wel<he das Land ſeiner ganzen Länge nah dur<hſ<neiden, ſind Theile dex dinariſchen Alpen und dex Likaner oder Wellebit deren Hauptzweig; der linke Arm trennt das eigentliche Bosnuien von der Herzegowina, der rehte, Prologh, bildet die weſtliche und ſüdlihe Grenze Bosniens. Bei dieſem felſigen Boden ſollte wohl nur eine höchſt fümmerlihe Vegetation vorauszuſeten ſein, dennoch trifft man, namentli<h an den Ufern des Verbas und der Bosna, fette Triften und fruchtbare Weiden, die, merkwürdig genug, auh ſehr häufig in der mittleren Region vorkommen, während die oberſte und unterſte Region kaum etwas mehr als mageres Geſtrüpp aufzuweiſen hat. Es iſt, als ob die Natur gleihſam als Entſchädigung für die übergroße Anzahl kahler unfruhtbarer Felſen den Boden in den Thälern mit hohen Schichten der fetteſten Erde überde>t hätte, um dur<h erhöhte Ueppigkeit auf dieſen fleinen Stre>ken das zu erſeßen, was die naten Fels3wände nicht zu bieten vermögen. Namentlich iſt es die allgemein mit dem Namen Prologh bezeichnete Gebirgsfette, wo im Winter durch die heftigen Stürme, im Sommer durch die tropiſche Hibe das Fortkommen der Pflanze unmöglich wird, und hätte der zarte Schößling Wind und Sommerglut Troß zu bieten vermocht, ſo {<wemmt ihn ſicerlih" einer jener Wildbäche hinweg, welche aus den Gebirgsfkeſſeln hervorſchießen, wo ſie ſih von Regengüſſen angeſammelt haben und plöblich wieder verſhwinden, um nah einiger Entfernung von Neuem wieder hervorzubrehen. Die in Bosnien vorkommenden Holzgewächſe ſind größtentheils folhe, welche über den größten Theil von Europa verbreitet ſind und namentlih in Deutſchland unſere Wälder bilden, nux einige wenigere Arten derſelbén, wie die orientaliſche Hainbuche, der lartariſhe Ahorn, die Lariciokiefer 2c. gehören vorzugsweiſe dem Oſten an.

Die Flüſſe Bosniens find ſämmtli<h Nebenflüſſe der Save, welche an der nördlihen Grenze des Landes fortfließt und tro ihres geringen Falles denno< häufige Ueberſ<hwemmungen verurſacht, Alle dieſe Nebenflüſſe fließen in mehr oder minder gerader Richtung von Süden nah Norden und bilden vier Hauptthäler oder Flußgebiete das der Unna, des Verbas, der Bosna und der Drina. Die Herzegowina hat nur einen einzigen bedeutenden Fluß: die Narenta, welche im Likaner Gebirge entſpringt und dem Adriatiſhen Meere zuſtrömt, in welches ſie bei dem dalmatiniſhen Fort Opus einmündet. Bei Poscitel bildet ſie einen bedeutenden Moraſt, der unter den Namen Ulovo befannt iſt. Ebenſo ſind auh die beiden SaveUfer, das rechte beſonders bei Türkiſh-Gradiska und Türkiſch-Brod, ſchr ſumpfig. “Deſſenungeachtet und obwohl in einzelnen Gegenden oft unmittelbar auf den Winterfroſt die drückendſte Sommerhitze