Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

folgt, iſt das Klima im Allgemeinen ziemlih geſund, was auch der falten tro>enen Bora (Nordoſtſturm) zu verdanken iſt, welche die Luft reinigt und abfühlt und deren Herrſhaftsgrenze gegen den Continent zu dur< Bosnien geht. Uebrigens weſelt das Klima je nach der - größeren oder geringeren Nähe des Hochgebirges und der Küſte,

Beinahe ebenſo ungleihmäßig iſt auh die Bevölkerung vertheilt; während der einſame Wanderer auf dem Hochgebirge faſt nie einer menſhlihen Seele begegnet und nur an den lihteren Stellen der faſt undur<hdringlihen Wälder durch halb“ verſandete Fußtritte gewahr wird, daß auh ſhon früher irgend Jemand dieſe unwirthbaren Pfade betreten, begrüßen, wenn er tiefer hinabſteigt, bereits einzelne Hütten ſein Auge und in den Thälern findet er- ſogar eine ziemlih anſehnliche Bevölkerung. Fm Durchſchnitt kommen etwa 1302 Seelen auf die Geviertmeile, da das ganze 840 Quadratmeilen umfaſſende Land im Fahre 1851 an 1,110.000 Einwohner zählte, worunter der Religion nah Chriſten (Griechen und Kathoſifen) 715.000, Mohammedaner (ſammt Zigeuner) 384.000 und Juden 6500 waren. Der Nationalität nach theilen ſie ſi< in Türken, ſlaviſche Bosniaken, Serben, Croaten, Morlachen, Montenegriner und Dalmatiner. Beinahe in der Regel ſind die Mohammedaner Herren von Grund und Boden; die Chriſten, obwohl vom Grundbeſiß nicht ausgeſchloſſen, die Pächter dieſer Beſibungen ; die Juden Handelsleute; die Zigeuner Töpfer und Keſſelflicker.

Acerbau und Viehzucht bilden die beiden Haupterwerbszweige der Bevölkerung. Getreide, Mais, Hanf, Flachs und alle Obſtarten gedeihen vortrefſli<h, und der A>erbau Bosniens wäre ein blühender zu nennen, wenn niht die ungeheuren Abgaben, mit welchen derſelbe belaſtet wird, den Gewinn des Laudmannes beinahe ganz verſchlingen würden, da beinahe vierzig Percent des geſammten Ertrages von der Regierung eingezogen werden. Die criſtlihen Bewohner des Landes beſchäftigen fi vorzügli<h mit Schweinezucht und finden für die Thiere in den ausgedehnten Kaſtanienwäldern des Landes reichliches Futter, welches zuglei<h dem Fleiſche einen vorzüglichen Geſhma> giebt. Schafe werden in beträchtlicher Anzahl gezogen, aber ſie liefern nux ganz gemeine Wolle, da an eine Veredlung der Race hier durchaus gar niht gedacht wird. Die Pferdezucht iſt gleihfalls bedeutend in Verfall gerathen, während Bosnien, was die Nindviehzucht betrifft, niht nur den eigenen Bedarf de>t, ſondern mit dieſem Artikel au<h noh einen bedeutenden Ausfuhrhandel unterhält.

Die Jnduſtrie liegt no< in. der Wiege, kaum daß in den Städten die nothwendigſten Handwerke getrieben werden. Auch dem Bergbau wird nur eine ſchr geringe Aufmerkſamkeit zugewendet ; bei einigem Eifer könnte ſi< Bosnien dur Betreibung

des Bergbaues reihli< Erſaß für Das verſchaffen, was ihm die Natur an Fruchtbarkeit des Bodens verſagt hat. Was den Culturzuſtand betrifft, #o iſt derſelbe faſt allenthalben \ſo wie in der übrigen Türkei, und die Nähe Oeſterreichs, ſowie des an Bildung bereits etwas weiter vorgeſchrittenen Serbien vermag nur höchſt ſelten ein oder das andere Stü> von dem Bollwerke alter Vorurtheile lo8zubrö>eln. Ein Volksunterriht iſ unter der türkiſhen Bevölkerung ſo gut wie gar niht vorhanden und nur die verhältnißmäßig geringe <hriſtlihe Bevölkerung folgt, wenn auh nux ſehr langſamen Schrittes, dem Gange der europäiſchen Cultur; unter den eigentlihen Bosniern iſt die Einführung einer Reform bisher no< jedesmal der Vorläufer eines Aufſtandes geweſen !

Die bedeutenderen Städte Bosniens, das na< der Organiſation von 1851 adminiſtrativ in die ſe<s8 Kaimakanluks (Kreiſe) Serajewo, Trawnik, Tusla, Banjaluka, Bihatſch und NoviBazar zerfällt, ſind: Gradiska, von der Save dur<hſhnitten, welhe den öſterreihiſ<hen vom türfiſhen Theile trennt. Drei Meilen weſtlih liegt Dubißa, von lauter Katholiken bewohnt und ſowie Novi und Bihatſch, eine ſtarke Feſtung. Kljutſ<, mit einer ſteinernen Brücke über die Sanna; Göll-Hiſſar mit einer Citadelle mit Wällen und Thürmen; Klemotſ< in der Herzegowina, von Morlachen bewohnt und gut befeſtigt ; Mo ſtar mit einer auf aht Marmorbogen ruhenden Brü>ke über die Narenta, die auf jeder Seite einen Thurm hat; Stolaß in der Mitte der Herzegowina, mit einer Menge kleiner Seen und Moräſte; Trebinje, Hauptort der Herzegowina. Novi-Bazar (Jeni-Bazar), eine befeſtigte Stadt an der dem Jbar zuſtrömenden Oſtroſchka, in deren Mitte ſi< eine wohlerhaltene Citadelle befindet ; die Zahl der ziemli<h gut gebauten Häuſer beläuft ſi<h auf 3000 mit mehr als 10.000 Einwohnern. Die Stadt, einſt die Reſidenz des Deſpoten Georg, iſt mit Gräben“und Sturmpfählen umgeben. Dann im eigentlihen Bosnien, außer Bosna-Serai, Trawnik, mit einem ganz verfallenen, zum Gefängniß dienenden Schloſſe ; Pruſat oder Akkiſar, ſüdweſtli<h von Trawnik, iſt mit einem Schloſſe befeſtigt, auh das in der Geſchichte vielgenannte Felſenſhloß von Faibßa bildet no< immer einen bedeutenden feſten Punkt.

Zwei Meilen nördlich davon, am Eingange des Engpaſſes von Wakuf, an der Sanna, liegt Skender-Wakuf mit zwei Swhlöſſern, von denen auh jeder dur< den Paß eindringende Feind in's Kreuzfeuer genommen werden kann. Banjaluka mit zwei Brü>en über den“ Verbas, der die Stadt in zwei Hälften theilt; Brod, eine befeſtigte Stadt an der Save; Srebernik, liegt mitten im Gebirge, das reihe Silberminen hat; Zwornik oder Jswornik, eine ſtarke Feſtung an der Bosna, die- bis hierher für größere Schiffe

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