Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

gement auszuweichen. Uebrigens betrachteten die Jnſurgenten Trebinje, namentlich in der Richtung gegen Raguſa und Vilek zu, no<h immer für cernirt und erklärten den Einmarſch der Türken in Trebinje für die weitere Geſtaltung ihrer Sache als belanglos.

Gegen Montenegro hérrſhte wegen der über montenegriniſches Gebiet erfolgten Verproviautirung der türkiſhen Veſte Nikſic in Juſurgentenkreiſen nachhaltige tiefe Verſtimmung. Montenegro ſuchte ſein Borgehen mit den beſtehenden Verträgen zu entſchuldigen. Es habe — ſo vertheidigte man ſich in Montenegro — nux den Durchzug geringer Lebensmittel-Vorräthe geſtattet, dagegen aber einen von der Pforte angeſuhten Truppendurchzug verweigert. Montenegro verhieß, dieſen Zwiſchenfall durch größere Unterſtüzung der Jnſurrection wieder gutzumachen. Von jett an ſollte Kloſter Koſſierewo der dirigirende Centralpunkt für die Operationen der Fnſurgenten werden. Dieſe Verlegung des leitenden Hauptquartiers der Juſurgenten nah Koſſierewo wurde von Eingeweihten mit einer Uebertragung der geſammten Juſurrectionsleitung nah Cettinje gleichbedeutend erachtet.

Die Berathung der Juſurgentenführer im Kloſter Koſſierewo war durch die im Juſurgentenlager eingelangte Nachricht über eine bevorſtehende Pacifications-Miſſion der europäiſchen Conſulu veraulaßt worden. Man wollte von Seite der Jnſurgenten ſowohl die Perſönlichkeit deſigniren, welche mit den Pacifications-Commiſſären in Verkehr zu treten hätte, wie auh, wenn überhaupt von Juſtructionen vorliegenden Falles die Rede ſein konnte, ſolche für den eventuellen Verkehr vereinbaren. Jm Juſurgentenlager war die Meinung vorherrſchend, daß ſich für dieſe Miſſion Niemand beſſer eigne als der Schwiegervater des Fürſten von Montenegro, Petar Stero Vukotitſ<, welcher ſi< der Juſurrection {hon vor längerer Zeit angeſchloſſen habe. Es war jedoch feineswegs ausgemacht, daß der genannte Vukotitſ< ſi< mit Zuſtimmung ſeines Schwiegerſohnes, des Fürſten Nikolaus, der Juſurrection angeſchlóſſen habe. Jmmerhin klang es aber ſehr plauſibel, was über die fortwährenden Zuſicherungen berichtet wurde, welche Herr Vukot itſ< den Jnſurgenten über den unausbleiblihen officiellen Eintritt Montenegros in den Kampf gab. Dieſe Verheißungen hatten Vukotitſ<h raſh zu einer Autorität im Fuſurgentenlager verholfen, die nicht zum geringſten dur< ſeine engen verwandtſchaftlihen Bande zum Beherrſcher der Czernagora bisher unterſtüzt wurde. Jundeß war der Credit dieſes Herrn durc die allzu harte Geduldprobe, auf welche ex die JFuſurgenten durch die ſtets verheißene, bisher aber do< no< immer ausgebliebene offene Parteinahme Montenegros ſette, bald wieder im Sinken.

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Die Verſammlung in Koſſierewo beſchloß vorerſt; die ganze Herzegowina müſſe ſich erheben und die eingeſetzte proviſoriſche National-Regierung habe dafür zu ſorgen, daß es an Waſſen niht gebrehe. Daß die Fuſurgenten ihrerſeits den Fürſten Nikolaus vou Montenegro zu ihrem Obercommandauten exrwählten, war nicht überraſchend, ſehr überraſheud aber war die Nachricht, daß derſelbe jezt ſcon, und zwar ganz offen die Wahl angenommen haben ſollte. Die Beſtätigung dieſer Nachricht war allerdings erſt no< abzuwarten.

Judeſſen ſollten die Juſurgenten nicht von einem harten Schlage verſchont bleiben.

Am 30. Auguſt wurden die Belagerer von Trebinje ſelber belagert. Ohne einen Widerſtand zu verſuchen, räumten ſie eilig das Kloſter Duze Monaſtir und traten den Rüczug in die Berge, nahe der öſterreichiſhen Grenze an. Die Türken hatten einen großen Slag geführt, cinen bedeutenden Erfolg errungen; ſie hatten bewieſen, daß ſie der Jnſurrection gewachſen ſeien und daß es keiner europäiſchen Vermittlung bedürfe, um die Ruhe wieder herzuſtellen. Aber gleichzeitig erhob die Bewegung in Serbien drohend ihr Haupt und die Omladina ſ{hwang die Fa>eln, mit denen ſie das türkiſche Reich in Brand ſte>en wollte. Die Bedeutung des dem Fürſten Milan eben zu jener Zeit in Belgrad gebrachten Fakelzuges war in keiner Weiſe zweifelhaft; die Omladina betrachtete die Ernennung des Miniſteriums Niſtics als eine Verheißung dafür, daß Serbien in die Action eintreten wolle, und der Faelzug hatte den Zwe>k, den Fürſten Milan daran zu erinnern, daß er in die Action eintreten müſſe.

So bildeten die Vorgänge in der Nähe von Trebinje und die Demonſtrationen in Belgrad einen ſcharfen Gegenſaß.

Das Kloſter Duze Monaſtir war für die Fnſurgenten ein wichtiger Poſten; es konute, nahe an der dalmatiniſhen Grenze, zum Sammelplave für die Freiwilligen, zum Proviant- und Munitionsmagazin für die Juſurrection benütt werden. Fm Kloſter Duze hatte der vielgenannte Ljubobratitſ< ſein Hauptquartier ; er war OberbefehlShaber des Jnſurgentenlagers. Die Berichte aus Duze Monaſtir dienten anfangs ſanguiniſchen Hoffnungen zum Ausdru>e. Die YJunſurgenten unternahmen wiederholt Angriffe auf Trebinje ; dieſes hielt Stand. Als dann die Türken bei Klek gelandet waren und den Engpaß paſſirt hatten, da war jede Hoffnung auf eine Eroberung Trebinjes geſ<hwunden. Auh von Moſtar erhielten die Türken Zuzüge, ſo daß bald eine anſehnli<he Truppenmacht in und um Trebinje vereinigt war. Die Türken konnten nun ſelbſt zum Angriſfe übergehen.