Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

— 102 —

neuer Menfh fei; daß e8 an dem genug fei, daf wir Ehriftum befennen und glauben, daß er Gottes Sohn fei und habe für ung bezahlet. Denn es gilt nicht eine von außen jugerechnete Barmherzigfeit, dag wirs nur glauben, es fei gefhehen; fondern eine ingeborene, eine £indlihe. Gleichwie das Wleifh fterben muß, alfo muß aud das Leben und der Wille der Sünde fterben, und muß merden als ein Kind, das nichts mei, und ächzet allein nach der Mutter, die es geboren hat. Alfo ganz muß eines Chriften Wille wieder in die Mutter, als in Geift Ehrifti eingehen und in der Selbheit, des Selbft-Wollens und Bermögeng ein Kind werden, da der Wille und Begierde nur in die Mutter ge richtet fei, und muß aus dem Geifte CHrifti ein neuer Wille und Gehorfam, in der Gerechtigkeit, aus dem Tode aufitchen, der nicht mehr der Sünden will,

10. Denn der Mille, fo die Eitelkeit in fih läffet und der begebret, ift nicht neu geboren. Und fo doH gleihmohl in den Neugeborenen ein Wille bleibt, der fih nah der Eitelkeit fehnet und fündigt: fo ift uns des Menfchen Bild recht zu betrachten, mie die neue Wiedergeburt gefchehe, diemeil fie nicht im fterblichen Sleifche geliebt, und doh auch wahrhaftig in ung, in Fleifeh und Blut, in Wajfer und Geift, wie die Schrift fagt.

11. So müffen wir recht betradhten, was für ein Menich in ma fei, der Chrifti Gliedtmaaß und ein Tempel Gottes fri, der im Himmel wohne; und dann was für ein Menih fei, der nur in der äußern Welt wohne, und was das für ein Menic fei, den der Teufel regiere und treibe. Den Tempel Chrifti fannn er nicht treiben, fo ift ihm an dem fterbfichen Fleifhe au) nicht viel gelegen; und find doc nicht drei Menfchen in einander, fondern nur ein einiger,

12. So wir num folhes wollen betrahiten, fo müffen wir Zeit und Gmigfeit betrachten, wie diefe in einander find: dazu Licht und Finfternif, Gutes und Böfes, jonderlih aber des Menfhen Urftand und Serfommen.

Diefes ift nun alfo zu betrasten.

13. Wir fehen an die Aufere Welt mit Sternen und vier Elementen, darinnen der Menich und alle Kreaturen leben, die ift und heißet nicht Gott; Gott wohnet wohl darinnen, aber der äußern Welt MWefen begreifet ihn nicht. Auch fo jehen wir, wie