Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

Das vierte Büchlein.

Bon wahrer Gelaffenbeit.

Pie der Menfh in feinem eigenen Willen, in feiner Selbheit müfje

täglich erben; und wie er feine Begierde in Gott einführen und was er

von Gott bitten und begebren fol; und wie er aus dem Sterben des

fündfihen Menfhen mit einem neuen Gemüthe und Willen durh Ebrijti

Geift ausgrünen folle; auch was der alte und neue Menjd, ein jeder in feinem 2eben, Wollen und Thun fei.

Das erite Kapitel.

1. Ein wahres Erempel haben wir am Rucifer und aug an Adam, dem erften Menfchen, was die Selbheit thut, wenn fie das Licht der Natur zum Eigentbum befommet, daß fie im Berfiande mag im eigenem Regiment wandeln. Aucd fiehet man e3 an den funftgelehrten Menfihen, wenn fie das Licht der äugern Welt oder der Natur in ein vernünftig Eigenthum erlangen, wie daraus nichts als eigene Hoffart eniftehet. Weldyes doh alle Welt fo heftig fuhet und begehret, als den beiten Schaß; es ift auch wohl der beite Schag diefer Welt, jo er recht gebraudet wird.

2. Beil laber die Selbheit, ald die Bernunft, in einem Ihmweren Gefängnig, als in Gottes Zorn, fowohl aud in der Srdigkeit gefangen und feft angebunden ftehet: fo ift eg dem Men[hen gar gefährlid), daß er das Licht der Erfenntniß in der Selbbeit führe als ein Eigentbum der GSelbheit.

3. Denn der Grimm der ewigen und zeitlihen Natur et luftiget fi bald darinnen, davon die Selbheit und eigene Vernunft in Hoffart auffteiget, und von der wahren gelaffenen Demuth gegen Gott fh abbriht, und von der Paradiesfruht nicht mehr offen will, fondeen von der Eigenfhaft der Scelbheit, ale non D.s Lebens Regiment, darinnen Böfes und Gutes fiehetz wie Kittifer und Üdam tnaten, weldhe alle beide mit der Begierde der Selbheit toledes in den Urftand, daraus die Kreatur gebsren werden und